oberhausen. . Drei junge Organisten feierten in St. Pankratius ein einzigartiges Instrument mit 69 Registern, vier Manualen und eine bewegten Vorgeschichte.

Es müssen schöne Zustände gewesen sein Anfang der 1970er Jahre in St. Pankratius zu Osterfeld. Da dachte man, nach all den Kriegsschäden endlich aus dem Gröbsten raus zu sein und dann das: Ein Organist, von dunklen Mächten genötigt zu hemmungslosem Glücksspiel, vor allem am hochheiligen Sonntag. Unhaltbare Zustände, befand nicht nur der damalige Propst Karl Wehling, dem der Trümmerklang der ruinierten Klais-Orgel ein Dorn im Ohr war.

Glücklicherweise las der Meister der Pfeifen und Register das Fachblatt „Musica Sacra“, so der heute 90-jährige Propst emeritus während des Festkonzerts „40 Jahre Pankratius-Orgel“. Dort fand sich eine Anzeige: „Orgel aus dem Limburger Dom abzugeben.“ Karl Wehling erkannte die Chance: „So haben wir die Orgel für 20 000 Mark bekommen. Wert war sie wohl 300 000 …“

Und noch einer freute sich mächtig: Hans Gerd Klais aus der Bonner Orgelbauer-Dynastie. Nun konnte er die Fragmente des Osterfelder Orgelwerks mit der von Großvater und Vater gebauten Domorgel zu einem beachtlichen Instrument vereinen.

Alexander Grüns souveräne Improvisationskunst

Gleich drei Organisten spielten die Osterfelder Königin der Instrumente. Delikat, wie Christopher Chytrek mit einer „Cantilène improvisée“ von Charles Tournemire die zarteren der romantischen Klangfarben vorstellte. Nett, dass mit Werken von J. S. Bach und seinem Sohn Carl Philip Emanuel auch das barocke Potenzial der tausenden Pfeifen zum Ausdruck kam. Unterhaltsam, wie der gerade 18-jährige Alexander Grün mit dem gleichalten Timo Stuhrmann den technischen Aufbau, exemplarische Register und Klangcharakteristika erläuterte.

Und dann brachte der hochbegabte Grün für sein „Osterfelder Carillon 2.0“ neben der Orgel auch jene 4260-Kilo-Glocke zum Klingen, die sonst nur den Tod von Propst, Bischof oder Papst verkündet. Folglich war Christoph Wichmann, der aktuelle Propst, von der freitäglichen Probe alles andere als freudig überrascht – hat sie aber ebenso wie seine hochrangigen Amtsbrüder überlebt.

„Hey Brother“ rief ihm die Orgel zu, als Alexander Grün in souveräner Improvisationskunst dem unlängst verstorbenen DJ Avicii huldigte und raffiniert so katholische Hits wie „Christ ist erstanden“ mit Songfragmenten der Sportfreunde Stiller und White Stripes zu einer aberwitzigen Melange verquickte. Eine reife Leistung, die nach mehr schreit.