Oberhausen. . Von „A“ wie Kumpel Anton bis „Z“ wie Zamonien gibt’s Comics zur Kohle. Die Ludwiggalerie zeigt fast komplett das gar nicht so üppige Oeuvre.

Wäre da nicht diese verlegerische Pioniertat des gelernten Bergmanns Dirk Niewöhner gewesen – es hätte knapp ausgehen können mit der jetzt prächtig bestückten Ausstellung „Glück auf! Comics und Cartoons“ in der Panoramagalerie und im Kabinett der Ludwiggalerie. Denn der Dorstener mit Wohnsitz in der Brunnenplatzsiedlung des Bergwerks Fürst Leopold hatte 2006 mit Jamiri als Herausgeber dem Band „aufRuhr“ mit 14 Revier-Comics eine avantgardistische Gestalt gegeben.

Ludwiggalerie-Direktorin war zu optimistisch

Wer „aufRuhr“ kennt, erlebt mit „Glück auf!“ mehr als ein Déjà-vu. Und Christine Vogt ist als Direktorin der Ludwiggalerie die Erste, die einräumt, was sie dem Ein-Mann-Verlag „Konturblau“ zu verdanken hat: Sie hatte dem Verbund der Ruhrkunstmuseen optimistisch das Thema „Kohle und Comics“ zugesagt – um festzustellen: „Es gab gar nicht so viel.“

So wurde vertiefte Recherche nötig – für die sich natürlich bergmännische Begriffe wie „ausgraben“ und „abklopfen“ anbieten – und Auftragsarbeiten: Die wohl schönste schuf Steff Murschetz mit seinem Drama „Die blaue Flamme“, untertitelt „Schlagwetter auf Zeche Osterfeld“. Für diese Episode des Jahres 1912 hatte sich der Herausgeber der „U-Comix“ tief in die Materie eingegraben (pardon).

Dem Cervinski seine Bücher: „Kumpel Anton“ gab’s nicht nur als wöchentliche WAZ-Kolumne sondern auch gebunden und auf Schallplatte.
Dem Cervinski seine Bücher: „Kumpel Anton“ gab’s nicht nur als wöchentliche WAZ-Kolumne sondern auch gebunden und auf Schallplatte. © Kerstin Bögeholz

Selbst der Familie von Otto Berenbrock, WAZ-Grafiker seit 1949, machte das Team der Ludwiggalerie seine Aufwartung: vergebens. Originalzeichnungen von „Kumpel Anton“ waren nicht mehr aufzutreiben – dafür zeigen Vitrinen jetzt die Bände aus den 1950ern und Schallplatten mit dem Cervinski seine Einsichten.

Eine weiteren fiktiven Revier-Persönlichkeit huldigt Thorsten Wieser: dem vergessenen Künstler Kurt Backes (1900 bis 1999), „geboren als Sohn eines Kohlehändlers“. Wie bei vielen weiteren Zeichnern ist der Stolz und das Extra der Ludwiggalerie: Hier gibt es neben den vollendeten PC-Prints in Farbe auch die Originale und Vorzeichnungen.

Bei Ralf König sind in den Marginalien sogar die Kommentare der „A + S“-Redaktion vermerkt: „ansonsten prima!“ Es ist eine echte Wieder-Entdeckung: Königs erstes Kumpel-Pärchen waren Heteros: „Bodo und Heinz“ sollten als handfeste Hauer für die Zeitschrift „Arbeit und Sicherheit“ gegen Unfälle unter Tage wappnen.

Hendrik Dorgathens prophetisches Blatt von 1999.
Hendrik Dorgathens prophetisches Blatt von 1999. © Hendrik Dorgathen

Auch Isabel Kreitz schuf nicht nur grandiose Graphic Novels wie „Die Sache mit Sorge“ – sondern ebenfalls Auftrags-Comics: „Energie!“, herausgegeben von der RWE, erklärte Kindern die Anfänge des Bergbaus und die Entwicklung von der Wasserkraft zum Strom aus der Steckdose.

Mit jenem Stolz, den Exklusivität gebiert, verweilt Christine Vogt vor der Walter Moers gewidmeten Wand: Florian Biege schuf für „Die Stadt der träumenden Bücher“ Panels von düsterer Pracht. „Wo Kohle Diamant gebiert“ öffnen sich Unterwelt-Panoramen, als wär’s aus einer „Hobbit“-Verfilmung. „Walter Moers leiht seine Werke nicht aus“, so die Direktorin der Ludwiggalerie – „außer an uns“.

Insgesamt sind’s 124 Originale unter den 190 Exponaten dieser Ausstellung von 15 Zeichnerinnen und Zeichnern. Und wer bei den Sprechblasen oder (in Zamonien) Quadern verweilen will, sollte schon zwei Stündchen mitbringen für diese Pracht-Schau.

>>>INFO: Acht Künstler signieren zur Eröffnung

Zur Vernissage am Sonntag, 6. Mai, um 15 Uhr kommen acht der 15 ausgestellten Künstler – und werden natürlich auch für Fans signieren. Eintritt frei. Als erstes der 17 Ruhrkunstmuseen kann die Ludwiggalerie den Katalog „Glück auf!“ aus dem Wienand-Verlag präsentieren: großformatig und 128 Seiten stark kostet er 15 Euro.