oberhausen. . Die Las-Vegas-Band und Hitmaschine Imagine Dragons landete in der Arena. Eine zweistündige Show mit kuriosen Randgeschichten – und viel Konfetti.
So langsam könnte der Drache erwachen. Sprechchöre und Klatschwellen schallen schon munter durch die ausverkaufte König-Pilsener-Arena. Die Alternative-Rocker von Imagine Dragons bringen in Oberhausen 12 000 Fans mächtig in Wallung. Logisch: Die gesamte Halle ist startklar für eine zweistündige Reise zwischen Ruhe und Rastlosigkeit.
Die gesamte Halle? Nein, in einer Loge brennt noch Licht. Der im Séparée montierte Groß-Fernseher zeigt Schalker Fußballer im DFB-Pokal-Einsatz und offenbart bei manchen Pärchen Interessenkonflikte. Schon gemein, wenn Konzert und Kicker kollidieren. Doch mit dem ersten Gitarrenriff wechselt die Mattscheibe ins Schwarzbild. Volle Konzentration, der Drache singt.
Über eine doppelte Berieselung hätte sich am Mittwochabend wohl trotzdem niemand gewundert. Immerhin stammen die Männer um Frontmann Dan Reynolds (30) aus der amerikanischen Glücksspiel-Metropole Las Vegas. Einem Ort, an dem es normal ist, im Whirlpool zu liegen, auf drei Fernsehern den Super Bowl zu schauen und sich im halbstündigen Takt ein Schinken-Sandwich servieren zu lassen.
Hektische Tour-Helfer greifen zum Laubsauger
Auch in Oberhausen liefern Imagine Dragons nicht gerade karge Kost: Das Konzert ist keine zehn Minuten alt, da bläst die erste Konfetti-Kanone direkt ein Schnipsel-Feuerwerk in die Halle. Dieser Riesel-Reigen intensiviert sich so sehr, dass hektische Tour-Helfer regelmäßig mit dem Laubsauger die Bühne reinigen müssen und das aufgewirbelte Leichtpapier manchmal die Sicht verschleiert.
Doch das musikalische Fundament der Evolve-Tour pustet Zweiflern schon ordentlich die Gehörgänge frei. Zum Vorschein kommen Radio-erprobte Hitparaden-Stürmer wie „Believer“, „Whatever it Takes“, „Thunder“, „Radioactive“ und „On Top of the World“. Die Oberbekleidung von Sänger Dan Reynolds wird weniger, die Hit-Dichte nimmt zu – und das Konzert sowieso seinen Lauf.
Ein ziemlich beliebiger Gang?
Es wäre ein ziemlich beliebiger Gang ohne Kanten geworden, wären da nicht die ruhigen Passagen: Reynolds spricht vor den Fans darüber, wie er vor langer Zeit an Depressionen erkrankte und macht Betroffenen Mut: „Redet mit eurer Familie oder euren Freunden darüber. Das Leben ist es immer wert, gelebt zu werden.“ Große Emotionen. Langer Applaus.
Doch Imagine Dragons heben danach direkt wieder ab. Gemeinsam mit Ben McKee, Daniel Wayne Sermon, Daniel Platzman und Elliot Schwartzman geht es steil auf die Zielgerade. Die Papierschnitzel kleben an Dan Reynolds gestähltem Oberkörper. Die Band ackert sich durch den Pop, den Rock, die Elektronik und den Rap.
Einen Tag vor ihrem Gastspiel in Oberhausen wurde die Gruppe noch beim entspannten Kölsch-Zischen in Köln gesichtet. Nun hauen Imagine Dragons auf die Pauke. Sie berauschen sich an nicht enden wollenden Trommel-Soli, ziehen spielerisch wie im Rock‘n’Roll-Aerobic-Kurs die Beine nach oben, hämmern mit den Fäusten auf den Bühnenboden. Wilde Gesten gehören eben dazu. Beim finalen Jubelsturm fangen die Fans ihre Lieblinge wieder ein. Drachenzähmen, ganz leicht gemacht.
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