Oberhausen. . Abordnungen der drei Oberhausener Realschulen protestierten im Schulausschuss. Sie wehren sich gegen geplante Hauptschulklassen an ihren Schulen.

Mit einem ohrenbetäubenden Lärm aus Trillerpfeifen, Rasseln und Tröten wurden die Mitglieder des Schulausschusses zu Beginn der gestrigen Sitzung konfrontiert. Eltern, Schüler, Lehrer und die Leitungen der drei Oberhausener Realschulen quetschten sich in den Tagungsraum in der ersten Etage des Rathauses, um ihrem Ärger Luft zu machen.

Grund für den ungewöhnlich starken Bürgerauftritt bei der Kommunalpolitik: Deren Vorhaben, ab dem kommenden Schuljahr an den Realschulen Hauptschulklassen einzurichten, in denen die Schüler einen Hauptschulabschluss machen können. Das ist laut Paragraf 132c des NRW-Schulgesetzes möglich. Die Oberhausener Politik will damit Schulplätze für Schüler schaffen, die an anderen Schulformen nicht zurecht kommen beziehungsweise für die an den Gesamtschulen kein Platz mehr ist. Denn Hauptschulen gibt es ab dem Sommer in Oberhausen nicht mehr.

Nein zu Paragraf 132c

Elternvertreterin Dagmar Bido durfte vor dem Schulausschuss eine Stellungnahme abgeben.
Elternvertreterin Dagmar Bido durfte vor dem Schulausschuss eine Stellungnahme abgeben. © Christoph Wojtyczka

„Nicht mit uns“ – das machten die Protestler gestern deutlich. „Hände weg vom System Realschule“, „Wo Realschule draufsteht, muss Realschule drin sein“ und „Wir sagen Nein zum Paragraf 132c“ stand auf Plakaten und Transparenten zu lesen. Gekommen waren die Schulabordnungen von Theodor-Heuss-, Friedrich- Ebert- und Anne-Frank-Realschule, weil die „Einrichtung von Hauptschulbildungsgängen an Realschulen“ eigentlich auf der Tagesordnung gestanden hatte. Aber kurz vorher abgesetzt wurde.

Ausschussvorsitzender Wolfgang Große Brömer (SPD) begründete das mit Schwierigkeiten, die sich ergeben hätten, solche Klassen „ordnungsgemäß bis zum nächsten Schuljahr auf den Weg zu bringen“. Welche Schwierigkeiten das sind, erläuterte Große Brömer nicht. Dazu zählen könnten die Stellungnahmen der Schulkonferenzen der Realschulen, die sich gegen Hauptschulklassen in ihrem System ausgesprochen haben. Die Schulverwaltung, der Oberbürgermeister und er als Schulausschussvorsitzender hätten beschlossen, das Thema nicht in der Sitzung zu behandeln, „um die Möglichkeit für Gespräche zu eröffnen“, sagte Große Brömer. „Sie haben sich ja jetzt Gehör verschafft.“

Sorge um Lernqualität und Niveau

Was die Realschulen befürchten, durfte Dagmar Bido, Schulpflegschaftsmitglied der Friedrich-Ebert-Realschule, stellvertretend für alle drei Schulen vor dem Ausschuss kundtun: Schon jetzt herrsche Lehrermangel und Unterrichtausfall, lange versprochene Baumaßnahmen seien immer noch nicht verwirklicht. „Wir befürchten, dass Lernqualität und Niveau an unseren Schulen sinken“, sagte die Elternvertreterin.

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