OBERHAUSEN. . Christian Franke bringt die besondere Lebensgeschichte eines Oberhausener Widerstandskämpfers auf die Bühne. Premiere am 20. April ausverkauft.

Wer war Fritz Giga? Warum zog ein Oberhausener in den Spanischen Bürgerkrieg? Fragen, die Dramaturg und Regisseur Christian Franke nicht mehr losließen, seitdem er im Spanischen Kriegstagebuch von Alfred Kantorowicz über den Widerstandskämpfer gelesen hatte. Eine sensible Berührung mit einer gerne verdrängten Zeit bringt er nun mit „Das dritte Leben des Fritz Giga“ auf die Bühne des Theaters Oberhausen.

Noch im Theaterhaus Jena war es, als Christian Franke bei seinen Recherchen für ein Stück über den US-amerikanischen Kriegsreporter Robert Capa auf das Spanische Kriegstagebuch von Alfred Kantorowicz stieß. „Eine Passage über den Oberhausener Widerstandskämpfer Fritz Giga blieb mir in Erinnerung.“ Als Franke nach Oberhausen wechselte, entdeckte er: An seiner neuen Wirkstätte gab es eine Straße, die nach Giga benannt worden war – und mehrere Veröffentlichungen heimischer Historiker, die ein Ziel verfolgten: Die Geschichten der Widerstandskämpfer aus Oberhausen lebendig zu halten.

Die Zukunft unserer Vergangenheit

Der Dramatiker traf sich mit Dr. Magnus Dellwig, Leiter des hiesigen Stadtarchivs. Er arbeitete eng mit der Geschichtswerkstatt Oberhausen zusammen. Er ließ sich bei einer historischen Stadtführung von Historiker Klaus Oberschewen inspirieren. Schnell wurde ihm klar: „Es soll ein Stück werden, das mehr preisgibt als das Schicksal von Fritz Giga.“ Es soll die Zuschauer mitnehmen auf eine Reise in die Zukunft unserer Vergangenheit, eines, das sie eintauchen lässt in die Machenschaften der Nationalsozialisten hier, in dieser Stadt.

Als Giga von den Schergen der SA (Sturmabteilung) fast zu Tode geprügelt worden war, kam er ins St. Josef-Hospital. Dort wurde er unter anderem von einer Krankenschwester namens Marta gepflegt. Aus der Sicht eben jener Krankenschwester (Anna Polke) entfaltet sich Frankes Geschichte des Widerstandes. Mit all seinen Grausamkeiten. Letztlich aber auch mit einem Lichtblick: Was könnte alles passieren, wenn sich Menschen, die so gar nicht couragiert sind, vielleicht doch beflügeln lassen, von einem, der es wirklich war...

Eine besondere Geschichte, über einen besonderen Menschen kann nur an einem besonderen Ort spielen: im Rathaus (in der ehemaligen Kantine) Oberhausen. Dies vielleicht auch als Mahnung daran, dass die Verantwortlichen in diesem Stück ebenso wie im echten Leben einmal mehr ungestraft davongekommen sind.

Die Premiere am Freitag, 20. April, ist ausverkauft.

>>> IM BÜRGERKRIEG GEFALLEN

Wer sich für die Geschichte des Oberhausener Widerstandskämpfers Fritz Giga interessiert, kann sie im fünften Band der Oberhausener Stadtgeschichte nachlesen.

Giga war 1934 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ festgenommen worden. Er hatte damals kommunistische Flugblätter verteilt. Während der Verhöre war er gefoltert und aus dem dritten Stock des Polizeipräsidiums geworfen worden. In der Leichenhalle bemerkte ein Mitarbeiter, dass er noch lebte. Giga wurde ins St. Josef-Hospital gebracht. „Dort wurde er von seinen Genossen, die sich als SA-Männer verkleidet hatten, befreit“, erzählt Klaus Oberschewen, Vorsitzender des Historischen Vereins Oberhausen-Ost und Autor des entsprechenden Kapitels. Giga wurde in Holland gesund gepflegt. Später schloss er sich den Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg gegen den faschistischen General Franco an. Am 11. Juli 1937 fiel er in der Nähe der Ortschaft Romanillos.

An sein Schicksal erinnerte zuletzt auch der Schauspieler und Rezitator Erich Schaffner im Oktober 2017 mit seinem Programm „Lenin, Majakowski und ich“ im K14. Die Veranstaltung fand im Rahmen der Reihe „1917 - 2017 Hundert Jahre Oktoberrevolution in Russland“ statt. Oberschewen erzählt: „Im Anschluss an den Vortrag sprach ich mit Erich, wir erinnerten uns an seinen Auftritt zum 50. Jahrestag des ,Spanischen Kriegs’ an gleicher Stelle 1986. Walter Kurowski und ich hatten eine Fotoausstellung mit Bildern von Robert Capa zusammengestellt und Erich Schaffner als Rezitator eingeladen. Kurz zuvor war unsere Dokumentation ,Die zwei Leben des Fritz Giga’ im Rahmen des Projekts ,Sozialgeschichte unserer Stadt’ erschienen. Nun folgt dieses Theaterstück von Christian Franke, wir freuen uns sehr darüber: Möge Fritz Giga noch viele Leben haben!“

>>> DER WIDERSTAND HÖRT NIE AUF

Das Datum der Premiere am 20. April ist bewusst gewählt. Der Geburtstag von Adolf Hitler wird noch heute von der rechten Szene gefeiert. Mit der Wahl des Premierentages will das Theater Oberhausen sich deutlich gegen alte und neue nationalsozialistische Strömungen stellen und deutlich machen: „Der Widerstand hört nie auf.“

Weitere Aufführungen gibt es am 24., 26., 30. April sowie am 9., 11., 19. und 29. Mai jeweils um 19.30 Uhr in der ehemaligen Kantine im Rathaus Oberhausen, Schwartzstr. 72. Tickets für 14/erm. 5 Euro gibt es an der Theaterkasse, unter Tel. 0208 8578-184 und online unter theater-oberhausen.de