Oberhausen. . Das erste Oberhausener Nachrichtenblatt gab es schon vor der Reichsgründung 1871. Aber erst seit Kaisers Zeiten sind Zeitungen weit verbreitet.
Zum zehnjährigen Bestehen der WAZ Oberhausen im April 1958 vermeldete der damalige Redaktionsleiter Heinz Pawelczyk stolz, dass das Blatt die zweite Stelle unter den vier Oberhausener Tageszeitungen erreicht habe. Ein Erfolg für die WAZ, deren Verleger Erich Brost 1948 die Lizenz zur Herausgabe der Westdeutschen Allgemeinen von den Engländern erhalten hatte. Aber auch ein Hinweis darauf, wie sich im Laufe der Jahrzehnte die Zeitungslandschaft in Oberhausen verändert hat. Ein kleiner Abriss zur Geschichte.
Schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts kommt die erste Zeitung für Oberhausen heraus (das „Centralblatt für Oberhausen und Umgegend“). Neben weiteren lokalen Publikationen seien hier vor allem zwei Zeitungen genannt, die noch vor oder kurz nach der Jahrhundertwende auf den Markt kamen. Die „Ruhrwacht“ erscheint erstmals (mit anderem Namen) im Oktober 1891. Sie besteht, mit Unterbrechung zwischen 1934 bis 1949, bis Ende 1967, schreibt Historiker Christoph Strahl in seinem Beitrag zur Oberhausener Zeitungsgeschichte im „Schichtwechsel“ (siehe Infobox).
Die Ruhrwacht vertritt „einen politischen Katholizismus und versteht sich als ein Sprachrohr der Zentrumspartei“, erklärt Strahl. „Lange Zeit bleibt sie das führende Blatt in Oberhausen.“ Ausdruck davon ist auch das präsentable Ruhrwachthaus, wo Redaktion, Verlag und Druckerei seit 1928 ihren Sitz haben.
Familienunterhaltung und Aktualität
Im April 1904 gibt es Konkurrenz mit der ersten Ausgabe des „General-Anzeiger für Oberhausen, Sterkrade, Osterfeld, Bottrop und Umgegend“. Der GA erscheint nach Angaben von Christoph Strahl – mit einer Unterbrechung zwischen März 1945 und Oktober 1949 – bis Ende Oktober 1966. Überparteilich und heimatverbunden, so charakterisiert sich die Zeitung, die am Altmarkt 2 im „Carl Lange Verlag“ erscheint und dort gedruckt wird. Wert wird auch gelegt auf Familienunterhaltung und Aktualität, dreimal in der Woche gibt es eine Redaktionssprechstunde, geworben wird um Abonnenten mit dem Angebot einer Unfall-Versicherung, schreibt Strahl.
Die Gleichschaltung des politischen und gesellschaftlichen Lebens durch die Nationalsozialisten ab 1933 trifft auch die Presse. Neben Verboten für kommunistische und sozialdemokratische Zeitungen werden in Deutschland auch Verlagshäuser der bürgerlichen Presse enteignet. Vor allem aber werden die Redaktionen der Zeitungen gleichgeschaltet durch „Einschüchterung, Zensur und rassische sowie politische ‘Säuberungen’“ (Strahl). 1933 noch auf dem Oberhausener Zeitungsmarkt waren die Ruhr- und die Emscherzeitung, die Ruhrwacht und der Generalanzeiger. Hinzugekommen war die National-Zeitung, Sprachrohr der Nationalsozialisten, die im Juni 1933 vom Oberhausener Stadtrat zum alleinigen amtlichen Kreisblatt ernannt wird. Die Maßnahmen zeigen Wirkung, sachliche Berichterstattung und kritische Töne gegenüber den Machthabenden „sind bald gar nicht mehr zu finden“, so Historiker Strahl.
Die Ruhrwacht wird 1941 verboten, der GA erscheint bis zum Einmarsch der Amerikaner. Es schlägt die Stunde der „Heeresgruppenzeitungen“ der alliierten Siegermächte. Mit den folgenden Lizenzzeitungen, zu denen auch die WAZ gehört, wollen die Befreier das demokratische Bewusstsein der Bevölkerung entwickeln. Es erscheint die NRZ, die WAZ, die RP, „Volksecho“, „Westdeutsche Rundschau“. Ab 1949 dürfen auch Alt-Verleger ihre Zeitungen wieder auf den Markt bringen: Generalanzeiger und Ruhrwacht. Der GA geht 1966 in der WAZ auf, ‘67 ist für die Ruhrwacht Schluss, seitdem teilen sich WAZ/NRZ den Zeitungsmarkt.
„Schichtwechsel“ der Geschichtswerkstatt
Die ausführlichen Texte zur Zeitungsgeschichte in Oberhausen und allgemein finden sich in drei Ausgaben des „Schichtwechsel“, herausgegeben von der Oberhausener Geschichtswerkstatt.
Zu bestellen unter: 0208-307 83 50; info@geschichtswerkstatt-oberhausen.de