Oberhausen. Der neue Chef der Oberhausener Veranstaltungshalle Köpi-Arena, Henrik Häcker, kündigt im Interview mehr Investitionen für Besucher an.
Seit einem halben Jahr steht die König-Pilsener-Arena in der Neuen Mitte unter einer neuen Leitung: Henrik Häcker liegt als neuer Geschäftsführer vor allem der Ausbau der Sicherheit und die Modernisierung der Anlage am Herzen.
Sie sind seit Oktober Geschäftsführer der Oberhausener Arena. Haben Sie sich schon eingelebt?
Ja. Die Integration hat geklappt, aber wir packen immer noch Kartons aus. Mit jedem Tag bekomme ich einen besseren Einblick. Und ich kann sagen: Es ist vieles anders, als es oft geschildert wird.
Was zum Beispiel?
Mir wurde gesagt: Mein Gott, von Salzburg in den Pott! Es herrscht immer noch das alte Klischee, dass die Schwerindustrie alles prägt. Aber hier sieht man: Es gibt viel Grün, viel Landwirtschaft. Die Klischees halten sich aber noch hartnäckig – vielleicht auch zum Schutz des Süden Deutschlands. Medien, Politik und Kommunikationsunternehmen müssen weiter daran arbeiten, dass das ad acta gelegt wird.
Sie sind also positiv überrascht?
Ja, sehr. Unsere Nachbarn, das Team in der Arena – alle sind sehr offen und freundlich. Diese Offenheit unterscheidet das Ruhrgebiet von anderen Städten gewaltig.
Wie war Ihr Eindruck von der Köpi-Arena, als Sie anfingen?
Sie ist eine starke Marke in der Region. Das war mir durch meine Tätigkeit in der Branche natürlich bekannt. Das Team ist sehr gut aufgestellt, es arbeitet eigentlich blind, Respekt! Ich kann eigentlich nur optimieren und helfen, die positive Entwicklung zu unterstützen und versuchen, dass wir uns durch ein paar besondere Ideen weiterentwickeln und in der regionalen Wirtschaft etwas besser positionieren.
Die Arena ist über 20 Jahre alt…
Die Zeit geht an keinem Gebäude spurlos vorbei. Wir sind froh, dass unsere amerikanische Muttergesellschaft SMG und deren Eigentümer Onyx Investitionen ermöglichen. Die König-Pilsener-Arena ist eine sehr wichtige Veranstaltungsstätte für die SMG, dadurch können wir die Arena auf aktuellem Stand halten.
In welchen Bereichen wird investiert?
Wir wollen zeitnah flächendeckendes WLAN in der Arena anbieten. Das gehört heute eigentlich zum Standard. Außerdem investieren wir in unsere IT-Struktur. Unsere Besucher werden dann in der Arena bargeldlos zahlen können. Seit November 2017 haben wir eine neue Webseite online, auf die wir sehr stolz sind.
Wird auch in der Halle selbst Hand angelegt?
Wir werden die Sitze erneuern – allerdings in einem Mehrjahresprogramm bis zum Jahr 2020. Denn wir schaffen es nicht, alle Sitze auf einmal auszutauschen. Das sind Investitionen im siebenstelligen Bereich. In diesem Jahr stehen drei Reihen, also knapp 3000 Sitzplätze, zum Tausch an. Das ist schon gewaltig. Und wir werden unsere Sicherheitsinfrastruktur weiter verbessern.
Inwiefern?
SMG ist ja auch Betreiber der Arena in Manchester. Nach dem fürchterlichen Anschlag auf das Konzert von Ariana Grande wurde das Thema Besuchersicherheit innerhalb des gesamten Konzerns erneut auf den Prüfstand gestellt. Wir versuchen, die Gäste bestmöglich zu schützen. Es gibt keinen hundertprozentigen Schutz, aber man kann viele Vorkehrungen treffen.
Worauf sollten sich die Besucher also einstellen?
Wir führen noch intensivere Kontrollen durch, deshalb ist es besser, wenn die Besucher früher anreisen würden. Manche Veranstalter wie Live Nation proklamieren die „Keine-Taschen-Philosophie“, um die Sicherheit hoch zu halten. Wir hingegen erlauben ein Taschenformat bis DIN A4. Das bedeutet aber, dass wir Taschenkontrollen durchführen müssen. Wir checken die Personen außerdem mit dem Handscanner und kontrollieren die Tickets. Wir wollen wissen, ob die richtigen Personen mit dem richtigen Inhalt am richtigen Ort sind, damit uns keine Überraschungen ereilen. Bis dato bringen unsere Besucher aber genügend Verständnis dafür auf, wenn eine Kontrolle mal etwas länger dauert.
Haben Sie das Sicherheitspersonal aufgestockt?
Wir haben dieses Jahr deutlich mehr Personal, mehr Scanner, mehr Schleusen im Einsatz. Auch im Vorfeld sind unsere Sicherheitsmitarbeiter unterwegs. Diese sogenannten Spotter informieren die Besucher zum Beispiel über die Taschenabgabe. Die Veranstalter von Konzerten sind erfreut, dass wir einen solch hohen Standard fahren. Man muss diesen Weg gehen, vor den gesellschaftlichen Veränderungen kann man die Augen nicht verschließen. Unsere Arena wurde vor mehr als 20 Jahren gebaut, da war die Welt noch eine andere.
Es gab mal den Versuch einer Kooperation zwischen Arena und der Luise-Albertz-Halle. Ist eine solche Zusammenarbeit zum Beispiel im Messebereich denkbar?
Eine solche Kooperation ist sicherlich sehr interessant. Aber es muss für beide Seiten ein Gewinn sein. Es hängt auch davon ab, welche Ziele der Eigentümer, die Stadt Oberhausen, mit der Stadthalle verfolgt. Wir sind für solche Modelle offen. Wir sind allerdings auch in privater Hand und haben eine Gewinnerzielungsabsicht.
Sie möchten neue Felder erschließen. Von welchen Veranstaltungen könnte Oberhausen noch mehr haben?
Im Sportbereich haben wir Nachholbedarf. Wir prüfen gemeinsam mit der Stadt, welche Sportarten optimal für die Arena geeignet sind.
Welche Art Sportveranstaltung schwebt Ihnen vor?
Zum Beispiel nationale oder internationale Einmalveranstaltungen – wie Boxen, Tanzen oder Reiten. Die stellen wir gerade auf den Prüfstand, suchen Mitstreiter und das entsprechende Konzept.
Gibt es weitere Veranstaltungen, die Sie gern anbieten möchten?
Wir versuchen zukünftig einen noch besseren Mix aus elektronischen Veranstaltungen (EDM), Firmen-Events und vielleicht noch eine weitere Veranstaltung im Außenbereich zu bieten.
Es gibt mit Oberhausen Olé und der 90er-Party bereits zwei Freiluft-Veranstaltungen. An welches Format denken Sie?
Wir haben verschiedene Gedanken zu einem weiteren Festival, mehr kann ich dazu aus wettbewerbstaktischen Gründen noch nicht sagen.
Wen hätten Sie gern in der Arena?
Die war schon da. Geschmäcker sind verschieden, aber ich finde: Helene Fischer ist wirklich eine Ausnahmekünstlerin. Sie singt gut und was sie macht, ist Artistik pur. Sie geht an die Grenzen der körperlichen Belastung, sie hat den Schlager maßgeblich revolutioniert. Ich hätte vor 30 Jahren nie gedacht, dass ich einmal Schlager höre. Die Zeiten ändern sich. Es kommen aber immer wieder neue Künstler auf den Markt. Man sollte offen sein. Besucher möchten einfach einen schönen Abend haben. Und live ist ein Konzert immer besser als aus der Konserve.
„Wir wollen die Stars in Oberhausen halten“
Wie wichtig ist der Schlager für die Arena?
Keiner hört Schlager, aber das Haus ist voll (lacht). Schlager spielt eine relevante Rolle. Alleine die Konzerte von Helene Fischer waren fünf Mal ausverkauft – das waren phänomenale Tage in der Arena.
Konzert, Eishalle, Reitfläche, Oktoberfest, Boxring – was kann die Arena am besten?
Der Vorteil von der Arena ist, dass sie vieles gut kann. Wir können alle Veranstaltungen von 100 Personen bis 13 000 gut bewältigen. Wir haben eine sehr gute Verkehrsanbindung, eine gute Park-Infrastruktur – und mit dem Centro einen tollen Nachbarn.
Die Kölner Lanxess-Arena gilt als Ihr Hauptkonkurrent. Was setzen Sie ihr entgegen?
Die Lanxess-Arena ist deutschlandweit die erfolgreichste Halle. Das Team macht einen guten Job. Wir sehen uns eher als Ergänzung, als Partner. Die Kölner Arena greift eher das Publikum aus dem südlichen Bereich ab, wir sind eher mittendrin. Die Köln-Arena hat aufgrund ihrer Größe – bis 18 000 Besucher – ganz andere Möglichkeiten und kann mehr internationalen Stars Raum bieten. Wir versuchen zu punkten durch Modernisierung, Service und Qualität. Wir haben den Backstage-Bereich renoviert, wir haben in die Star-Garderoben und in die Technik investiert, so dass sich die Stars und ihre Mannschaften hier wohlfühlen. Es wird aber immer Konzerte geben, die es nur in Köln gibt. Andererseits haben wir Stars, die nur bei uns spielen. Ozzy Osborne zum Beispiel. Grundsätzlich sehen wir uns als DIE Veranstaltungshalle des Ruhrgebiets.
In direkter Nachbarschaft werden gerade neue Hotels gebaut. Wie wichtig ist das für die Arena?
Wir freuen uns, wenn hier investiert wird. Es gibt viele Hotels im Drei-Sterne-Bereich. Wir freuen uns auch, wenn eine Investition im Vier-Sterne-Bereich erfolgt.
Damit die Stars nicht nach Essen und Düsseldorf abwandern, sondern in Oberhausen übernachten?
Ja, wir würden gerade die internationalen Stars gern in Oberhausen behalten. Wir wollen, dass sie hier bleiben und mehr von der Region – dem Centro oder dem Gasometer – erleben. Das erhöht die emotionale Bindung an uns und würde sicherlich auch der Stadt und der Region gut tun.
In der Vergangenheit gab es immer mal wieder Kritik an Veranstaltungen, die in der Arena durchgeführt wurden, zum Beispiel an dem Auftritt von Ministerpräsident Binali Yıldırım im Rahmen des Präsidentschaftswahlkampfes in der Türkei. Wie gehen Sie künftig mit solchen Anfragen um?
Das ist ein sehr sensibles Thema. Wir werden uns in Zukunft bemühen, dass so etwas nicht mehr passiert. Wir verfolgen nicht die Politik, jede Veranstaltungsanfrage anzunehmen, um Geld zu machen. Sondern wir schauen schon, dass es in die Region und in die Halle passt. Wir wollen nicht die Plattform für Veranstaltungen bieten, die nicht den entsprechenden gesellschaftlichen demokratischen Regeln unterliegen. Es ist aber oft auch schwierig, Veranstaltungen zuzuordnen. Manchmal erfährt man erst kurz vor Veranstaltungsbeginn, was dann wirklich geplant ist. Wir haben dazu gelernt und werden in Zukunft sehr vorsichtig sein.
Das Gespräch mit Henrik Häcker führte Denise Ludwig.