Oberhausen. Die neue Analyse der Problemfelder in der Stadt ist eine gute Basis. Doch nun muss gehandelt werden – auch wenn das zu Verteilungskämpfen führt.

Der neue Sozialbericht der Stadt fußt auf bereits bekannten Sozialdaten – und stellt doch einen mutigen Schritt dar. So deutlich sind bisher noch nicht alle Stadtviertel benannt worden, in denen sich schon seit Jahren Bündel an Problemen ballen oder deren Zustand sich sogar in den vergangenen Jahren noch verschlechtert hat. Gleich neun auffällige Sozialquartiere haben die Analysten in ihrer Auswertung entdeckt: Innenstadt, Lirich-Süd, Marienviertel-Ost, Osterfeld-Mitte/Vonderort, Brücktorviertel, Marienviertel-West, Rothebusch und in Teilen Tackenberg-Ost sowie Sterkrade-Mitte.

Bisher hat die Politik sehr besonnen darauf reagiert – und nicht gleich die übliche Kritik geäußert, dass die Benennung von Problemen das Image der Stadtteile verschlechtert und damit erst recht eine Abwärtsspirale auslösen könnte. Dass diese Sichtweise immer noch verbreitet ist, zeigt sich darin, wie das Schuldezernat die von der Ampelkoalition geforderte Auswertung der Sozialdaten einzelner Schulen behandelt: Sie wurde geheimniskrämerisch in den nicht-öffentlichen Teil der Ausschüsse, nur für Politiker zugänglich, abgeschoben – man traut offenbar den Bürgern die volle Wahrheit nicht zu und befürchtet eine Imageschädigung einzelner Schulen. Dabei wissen die Oberhausener ganz genau, wo sich in ihrer Stadt die Problemschulen, Problemviertel, Problemkitas befinden.

Volle Transparenz, klare Beschreibung der Realitäten

Nein, man muss genau andersherum handeln: Volle Transparenz, klare Beschreibung der Realitäten – um dann passgenaue Lösungen anzugehen. Wer die besten Konzepte, die beste Ausstattung, die größten Investitionen und die höchste Personalquote für die schwierigen Stadtteile vorhält, der kann sogar für den Besuch der Schulen und Kitas genau dort werben und neue Mieter für diese Viertel anlocken.

Das alles kostet Geld und wird zu Verteilungskämpfen zwischen dem reichen Norden und dem armen Süden führen. Doch alle sollten einsehen: Für das Gesamtwohl der Stadt ist die soziale Balance in allen Vierteln entscheidend.

Bisher hat die gleichmäßige Verteilung von Geldern auf alle Bezirke zu wenig gebracht – die heiklen Quartiere sind weiter abgerutscht. Mit alten Ritualen (erhält Sterkrade etwas, müssen auch Osterfeld oder Alt-Oberhausen etwas erhalten), kommen wir nicht mehr weiter, sondern gefährden die Lebensqualität in ganz Oberhausen.