oberhausen. . Seit 20 Jahren gibt’s den Muvi-Preis für das beste deutsche Musikvideo. Zum runden Geburtstag erscheint ein Buch und diskutiert ein Podium.

Im vorigen Jahr kam die Musik noch von internationalen Indie-Größen wie den Tindersticks, den Muvi-Gewinnern der 63. Kurzfilmtage, und der eigenwilligen Waliserin Kate LeBon. In diesem Jahr sind wieder mal die Kölschen Intellektuellen namens „Erdmöbel“ die prominenteste Garde im Kandidaten-Dutzend. Und das zum runden Geburtstag.

Der Muvi-Preis, den die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen „weltweit den ersten seiner Art“ nennen, würdigt seit 1999 das beste deutsche Musikvideo. In diesem Jahr feiert er seinen 20. Geburtstag – Anlass für einen Rückblick auf die Geschichte des Musikvideos von MTV bis YouTube. In der Jubiläumsjury küren DJ Hell, Marisa Olson und Simon Reynolds die Gewinner des 20. Wettbewerbs 2018.

Clips der (damals noch mächtigen) Plattenindustrie

Von Anfang an stand bildnerische – weniger die musikalische – Originalität im Vordergrund des Muvi-Preises. Bei seiner Einführung gab es noch MTV und VIVA, es hagelte Proteste, weil ein Filmfestival sich kommerziellen Werbeclips der (damals noch mächtigen) Plattenindustrie widmete. Das Musikfernsehen ist heute Geschichte, doch der Muvi-Preis hat gezeigt, dass das deutsche Musikvideo seine Geburtshelfer überlebte und sich als eigenständiges Kurzfilmgenre etabliert hat.

Unter den Gewinnern der vergangenen Jahre finden sich Spielereien für den Gute-Laune-Avantgardisten Chilly Gonzales („Take me to Broadway“, Regie: Nina Rohde) ganz selbstverständlich neben hypnotischen Bastelarbeiten wie Oliver Pietschs „Maybe not“ (für Cat Power), das unzählige Fensterstürze aus Kinofilmen aneinanderreiht, oder künstlerische Arbeiten wie Daniel Frankes „One Minute“ Klangskulptur (Ryoji Ikeda), die das Wesen des Musikvideos in 60 Sekunden präzise auf den Punkt bringt. Zum Jubiläum erscheint im Mai das Buch „After youtube – Gespräche, Portraits, Texte zum Musikvideo nach dem Internet“ (Strzelecki Books, Köln).

Jeder kann online mitstimmen

Den Muvi-Preis ergänzt wieder ein Programm der besten internationalen Clips des Jahres und eine Kompilation von Musikvideos für Leute ab 14. Darüber hinaus sprechen am 6. Mai Simon Reynolds, Autor von „Retromania“ aus Toronto, Marisa Olson, Künstlerin, Autorin und Kuratorin aus New York, und Christian Höller in einer Podiumsdiskussion darüber, wie sich das Musikvideo durch die Entstehung von Videoportalen verändert hat.

Beim „Muvi Online“-Publikumspreis kann zusätzlich jeder online über die 2018er Kandidaten abstimmen – und zwar bis zum 5. Mai auf muvipreis.de.

Dank Dennis Todorovićs Clip zu Erdmöbels „Tutorial“ lernt man, auf Kommando zu weinen. Es funktioniert – jedenfalls bei Corinna Harfouch, Annika Meier und weiteren großen Schauspielerinnen. Sandra Hüller übt sich in Daniel Freitags „Don’t“ als Superheldin im silbernen Kostüm. Oliver Pietsch kombiniert in „Limerence“ für Yves Tumor die schönsten Duschszenen der Filmgeschichte. Ulrike Göken und Jo Zimmermann haben für Schlammpeitzigers „Damenbartblick“ junge Menschen mit Pusteblumen, Mandarinen oder falschen Wimpern gekreuzt. Und gleich zwei Mal geht’s um Dinge – in Markus S. Fiedlers hypnotischer Computeranimation „Things“ für Andreas Spechtl und in Iskender Kökces geradezu unheimlichem Clip „Dinge“ für die integrative Band Station 17 – an deren Musik Andreas Spechtl ebenfalls beteiligt ist.

>>>>>>>>>>>> Die Termine

Das Podiumsgespräch „After Youtube – Musikvideo nach dem Internet“ beginnt am Sonntag, 6. Mai, um 10 Uhr im Festival Space, Langemarkstraße 22. Die Verleihung des Muvi-Preises erfolgt tags zuvor, am Samstag, 5. Mai, um 22 Uhr in der Lichtburg.

Das Festivalkino an der Elsässer Straße 26 präsentiert auch die beiden Programme „Muvi International“ am Sonntag, 6. Mai, um 22 Uhr und „Muvi 14+“ am Freitag, 4. Mai, um 10.30 Uhr sowie am Sonntag, 6. Mai, um 14.30 Uhr.