Oberhausen. . Die beiden erforderlichen Bebauungspläne werden bald öffentlich ausgelegt. Letzte Möglichkeit für Bedenken und Anregungen der Bürger.

Rund 1000 neue Arbeitsplätze, dazu Aufträge für örtliche Hand­werker und Dienstleister, das versprechen sich Oberbürgermeister Daniel Schranz und die große Mehrheit des Stadtrates von dem Projekt. Die Rede ist von der Ansiedlung des Edeka-Zentrallagers an der Waldteichstraße im Gewerbegebiet Weierheide. Dazu wird eigens eine neue Umgehungsstraße geplant. Denn die Fläche der ehemaligen nationalen Kohlereserve ist eine der letzten, die sich für große Gewerbeansiedlungen eignen. Der Stadtrat hat die öffentliche Auslegung beider Planungen kürzlich beschlossen.

Das bietet die letzte Gelegenheit für die Bürger, dazu noch Bedenken und Anregungen zu geben. Dies ist aber auch bislang schon geschehen. Zwar gibt es keine Protestbewegung dage­gen, aber viele einzelne Kritikpunkte, mit denen sich die Planer auseinandergesetzt haben.

Kritik aus der Nachbarstadt

Die Kritik richtet sich vorwiegend gegen die Umgehungsstraße. So befürchtet die Stadt Duisburg mehr Verkehr auf ihrer Kaiser-Friedrich-Straße, der Einfallstraße nach Rött­gersbach.

Darauf erwidert die Stadtspitze, man gehe nicht davon aus, dass von der Planung mehr Verkehr in Richtung Duisburg ausgeht. Die Planung ziele ja auf die schnellere Anbindung der Autobahn ab.

Landwirt sieht sich bedroht

Die Landwirtschaftskammer NRW kritisierte, durch die Planung gingen 72 000 Quadratmeter landwirtschaftlicher Nutzfläche verloren, da­­runter zehn Prozent der Produktionsfläche eines in der Nähe ansässigen Landwirts. Der Landwirt selbst hält die Summe der Flächenverluste der vergangenen Jahrzehnte mittlerweile für existenzbedrohend.

Die Stadt Oberhausen hält dem entgegen, die Fläche der künftigen Straße sei planerisch schon lange nicht mehr für die Landwirtschaft vorgesehen. Die Stadtverwaltung sei im Rahmen ihrer Möglichkeiten gern bereit, dem Landwirt bei der Suche nach Ersatzflächen behilflich zu sein.

Furcht vor Verkehrslärm

Eigentümer von Grundstücken an Kiebitz- und Weißensteinstraße kritisieren, durch die neue Straße streue der Verkehrslärm künftig noch, während er sich heute wenigstens auf die Weißen­stein­straße als Quelle konzentriere.

Für den Lärm an der Weißen­steinstraße sei hauptsächlich die Au­tobahn maßgeblich, heißt es dazu auf Seiten von Rat und Verwaltung. Der künftige Verkehr auf der Umgehungsstraße jedenfalls werde vom Autobahnlärm überlagert. Für den bewohnten Teil der Weißen­steinstraße ergebe sich ein rückläufiger Verkehr und damit auch weniger Lärm.

Kinder gefährdet

Aus dem Gewerbegebiet Erlengrund wurde vorgebracht, die künftige Lkw-Straße sei den Gewerbetreibenden seinerzeit als Grüngürtel dargestellt worden. Zudem müssten Kinder und Jugendliche künftig auf dem Weg zum Sportplatz Biefang eine noch stärker als heute befahrene Erlenstraße überqueren.

Das Gewerbegebiet sei auch weiterhin von Grünflächen umgeben, lautete dazu die Stellungnahme der Stadt. Nur auf seiner Südseite sei das künftig nicht mehr der Fall. Im Osten bleibe es bei dem lärmabschirmenden Wall. Der Erlengrund profitiere dafür vom rückläufigen Verkehr auf der Erlenstraße. Am Knotenpunkt Erlenstraße/Umgehungsstraße sei eine neue Ampelanlage als sicherer Weg zum Sportplatz geplant.

Autohändler protestiert

Ein dortiger Autohändler hält die künftige Lärm- und Staubbelastung für seine Büros und den Betrieb für unzumutbar. Die Ausstellungsfahrzeuge könnten draußen ja gar nicht mehr sauber gehalten werden.

Zur Situation des Autohauses wurde dargelegt, der vorgesehene Flüsterasphalt auf der nur 15 Meter davon entfernten neuen Straße reduziere den Dauerlärmpegel dort tagsüber um zwei Dezibel(dB) auf unter 70 dB. Der Lärm sei damit nicht gesundheitsgefährdend. Und das gelte auch für die Staub- und Abgasbelastung, die nur auf der Fahrbahn der Autobahn kritisch sei, insgesamt aber nicht.

Straßenverlauf verlegen

Anwohner des betroffenen Ein­mündungsbereichs Erlenstraße/ Kö­nigstraße regen an, die Einmündung nach Nordwesten, weiter von ihren Häusern entfernt, zu verlegen, um die Lärmbelastung zu verringern.

An ihre Adresse heißt es in den Stellungnahmen der Stadt, drei Lärmschutzwände von zwei bis vier Metern Höhe würden künftig dafür sorgen, dass die zulässigen Grenzwerte eingehalten würden. Wo das nicht der Fall sei, bestehe zusätzlich Anspruch auf passiven Lärmschutz wie Mehrfachverglasung oder sogar schalldichte Schlafzimmer-Lüftungen. Insgesamt seien 15 Gebäude im Bereich Erlen-, König- und Weidenstraße betroffen.

In der letztlich nötigen Abwägung, so die Stadt, stehe der Mehrbelastung weniger Anwohner in dem Gebiet durch die Umfahrung eine deutliche Entlastung des gesamten Bereichs Erlenstraße/Von-Trotha-Straße/Weißensteinstraße gegenüber.

Umgehung wird 1,4 Kilometer lang 

1,4 Kilometer lang wird die neue Erschließungsstraße. Damit sie nördlich vom Hauptkanal Sterkrade mit abknickender Vorfahrt von der Erlenstraße nach Westen abzweigen kann, wird die dortige Tennisanlage aufgegeben. Die Trasse verläuft zwischen dem nördlich angrenzenden Gewerbegebiet Erlengrund und dem südlich angrenzenden Sportplatz vorbei in Richtung A 3. Deren Verlauf folgt sie bis zur Waldteichstraße – mit einem Kreisverkehr in Höhe Weißen­steinstraße.

Dort ist unweit von diesem Kreisverkehr noch ein neues Gewerbegebiet (19 000 Quadratmeter) geplant. Die benötigte Straßenfläche beträgt 44 000 qm. An die Waldteichstraße schließt sich das eigentliche Gewerbegebiet (393 000 qm) an. 20 Prozent davon bleiben aber als private Grünfläche erhalten.

Die Straße wird wegen des nötigen Sicherheitsabstandes vor Störfällen bei Oxea-Ruhrchemie nicht auf der Westseite der A 3 geführt. Auf die A 3 selbst wird dieser Abstand (200 m) nicht angewendet, sie hat Bestandsschutz. Zur Trasse auf der Ostseite heißt es, mit weniger als 10 000 Fahrten am Tag handele es sich um keine Hauptstraße.

Juristen greifen fehlende Gemeinnützigkeit an 

Von einer namhaften Kölner Anwaltskanzlei wurden gegen die Planung der Umgehungsstraße schwerwiegende Bedenken vorgetragen. Sie bezog für ein Unternehmen Stellung, dem mehrere Grundstücke gehören, über die künftig die neue Straße verlaufen soll. Dadurch würde dieser Grundbesitz wirtschaftlich uninteressant, weil nicht mehr anderweitig verwertbar, argumentierte die Kanzlei.

Deren Juristen bezweifelten, ob eine solche, in das Vermögen ihrer Mandanten eingreifende Planung zugunsten einer anderen Gewerbeansiedlung weiter nördlich, vor einem Gericht Bestand haben würde. Denn die Umgehungsstraße werde einzig zu dem Zweck gebaut, das Edeka-Zentrallager ansiedeln zu können.

Grundstücke bereits verkauft

Mit jeder anderen, weniger Lkw-Verkehr mit sich bringenden Ansiedlung dort wäre die Straße und damit der Nachteil für die Mandanten verzichtbar. Rein privatwirtschaftliche Interessen dürften aber nicht, wie es hier der Fall sei, durch eine öffentliche Planung gegeneinander ausgespielt werden, meint die Kanzlei.

Die Stadt ging auf diese Bedenken nicht mehr ein. Sie teilte mit, zwischenzeitlich habe die betroffene Firma ihre Grundstücke an zwei Essener Unternehmen für die Entwicklung von Gewerbeflächen verkauft. Es sei damit zu rechnen, dass die Bedenken zurückgenommen würden. Ob der Streit aber damit beendet ist, bleibt abzuwarten.