Oberhausen. Schlechte Noten für den Sterkrader Bahnhof: Die Mängelliste ist lang, es gibt weder Rolltreppen noch Aufzüge, Gäste beschweren sich über Gestank.

Gammel-Bahnhof, Angstraum, Schandfleck - wenn in der Öffentlichkeit über den Bahnhof Oberhausen-Strekrade diskutiert wird, fällt das Urteil meist negativ aus. Nicht ohne Grund: Sterkrade erhielt im aktuellen Stationsbericht der Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zum dritten Mal in Folge einen roten Punkt. Die schlechteste Wertung. In diesen Tagen ist der Bahnhof wieder Stadtgespräch: Bei den jüngsten Winterstürmen wurde das Dach auf den Gleisen 2 und 3 abgetragen - deshalb stehen die Bahn-Kunden derzeit im Regen.

Das sagt die Polizei zur Sicherheitslage an den Bahnhöfen

Der Hauptbahnhof

Im Jahr 2016 verzeichnete die Bundespolizei am Hauptbahnhof Oberhausen 369 Straftaten. Neben Betrugs- und Vermögensdelikten (2016: rd. 185) bilden Diebstähle (2016: 120) den größten Anteil dieser erfassten Straftaten. Körperverletzungsdelikte liegen bei einem Anteil von nur fünf Prozent. Für das Jahr 2017 verzeichnete die Polizei einen geringen Anstieg sowohl bei den Straftaten insgesamt, als auch in den einzelnen Deliktsbereichen. 

Der Bahnhof Sterkrade

Für den Bahnhof Oberhausen-Sterkrade wurden von der Bundespolizei im Jahr 2016 76 Straftaten erfasst. Dabei handelte es sich fast ausschließlich um Betrugs- und Vermögensdelikte, wie zum Beispiel Beförderungserschleichungen. Für das Jahr 2017 verzeichnet die Polizei einen tendenziellen Rückgang. Im Jahr 2013 wurden insgesamt 119 Straftaten, im Jahr 2014 107 und 2015 73 Straftaten erfasst. 

Der Bahnhof Oberhausen Holten

Im Bahnhof Oberhausen-Holten wurden im Jahr 2016 24 Straftaten aufgenommen. 2017 ist die Zahl der Straftaten leicht angestiegen. Im Vergleich zu den Vorjahren jedoch wieder gesunken. 2013 waren 75 Straftaten zu verzeichnen, 2014 waren es 68 und 2016 45. 

Der Bahnhof Osterfeld-Süd

Am Bahnhof Oberhausen-Osterfeld Süd wurden im Jahr 2016 21 Straftaten von der Bundespolizei aufgenommen. Im Jahr 2017verzeichnen die Behörden eine minimale Steigerung.   

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Nur 150 Meter entfernt vom Sterkrader Bahnhof wohnt Pro-Bahn-Sprecher Lothar Ebbers. Der 60-Jährige kennt den Bahnhof wie seine Westentasche, ist Bahnhofspate und sitzt in diversen Ausschüssen der Stadt. Ebbers stören vor allem die baulichen Mängel am Bahnhof. "Dieser Bahnhof wurde nach einem Handbuch für Angsträume gebaut", meint der Sprecher des Fahrgastverbands. Grund dafür: die fehlende Transparenz. "Wenn Pendler die Treppen zum Tunnel hinabsteigen, können sie erst spät sehen, was sie erwartet. So etwas schafft extreme Unsicherheit."

Lothar Ebbers auf dem Bahnsteig in Sterkrade. Hier gibt es seit Wochen keine Überdachung mehr.
Lothar Ebbers auf dem Bahnsteig in Sterkrade. Hier gibt es seit Wochen keine Überdachung mehr. © Lars Fröhlich

Bahnhof Sterkrade ist nicht barrierefrei

Der triste Tunnel am Sterkrader Bahnhof sorgt seit langer Zeit für viel Unmut bei Bahnkunden und Bürgern. Nach wiederholten Hinweisen und Beschwerden sind seit rund einem halben Jahr zumindest die vielen Schmierereien im Tunnel verschwunden. Schülerinnen und Schüler der Steinbrinkschule und des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums nahmen das Handwerkszeug und auch die Spraydose in die Hand und sorgten für frische Farbe an den Tunnelwänden - auch mit einem hübschen „Kissing Point“ für den Abschiedskuss. Der Graffiti im Tunnel sind aber nur ein Punkt auf der langen Mängelliste.

Der Bahnhof Oberhausen-Sterkrade erhielt im aktuellen Stationsbericht des VRR einen roten Punkt. Die schlechteste Wertung.
Der Bahnhof Oberhausen-Sterkrade erhielt im aktuellen Stationsbericht des VRR einen roten Punkt. Die schlechteste Wertung. © Lars Fröhlich

Die Probleme beginnen schon am Treppenabsatz. Rolltreppen oder Aufzüge sucht man hier vergeblich, so wird der Gang auf die Mittelbahnsteige für ältere Bahnfahrer und Menschen mit einem Handicap zur Mammutaufgabe - wenn nicht zur Unmöglichkeit. "Mit dem Kinderwagen wird es auch schwierig", weiß Ebbers. Denn: Die breiten Reifen der neueren Kinderwagen passen nicht auf die dafür vorgesehene Schiene. Das beschäftigt auch unsere Leser. "Mit einem Kinderwagen kommt man in Sterkrade nicht zu den Gleisen", schreibt Facebook-Nutzerin Meer Steineisen.

Komplizierte Zuständigkeiten

Und dann wäre da noch die Verschmutzung im Tunnel - in den Kommentarspalten bei Facebook das Aufreger-Thema Nummer Eins. "Sterkrade Unterführung, stinkt einfach nur...", schreibt Jaqueline Zeitz. Ramona Kirsch meint: "Ein Bahnhof kann ja alt sein, aber er MUSS sauber sein." Die Zuständigkeiten sind am Sterkrader Bahnhof aufgeteilt. Zuständig für die Gleisanlagen ist die DB Netz. Bahnsteige und Zugänge liegen im Zuständigkeitsbereich von DB Station&Service. Der Tunnel bis zu den Zugängen ist Sache der Stadt Oberhausen. "Der Tunnel wird alle zwei Tage von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO) gereinigt", hieß es auf Nachfrage aus dem Rathaus. Eine allgemeine Verbesserung erwarte man allerdings erst im Rahmen der "Betuwe".

Das Dach des Sterkrader Bahnhofs sorgt derzeit für ordentlich Unmut.
Das Dach des Sterkrader Bahnhofs sorgt derzeit für ordentlich Unmut. © Lars Fröhlich

Seit Monaten sorgt vor allem die Überdachung auf den Gleisen 2 und 3 für ordentlich Unmut bei den Pendlern. Die Entwicklungen haben auch die Politik auf den Plan gerufen. „Dass die Sterkrader jetzt auch noch beim Warten auf die Züge nass werden, ist nicht hinnehmbar“ , sagte Holger Ingendoh, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Sterkrader Bezirksvertretung. In einer Pressemitteilung kündigte Ingendoh an: „Die Sterkrader CDU-Fraktion wird die Oberhausener Stadtverwaltung dazu auffordern, offensiv auf die Deutsche Bahn zuzugehen und darauf einzuwirken, dass die Dächer über den Warteplätzen an den Gleisen schnell erneuert werden.“

Termin der Modernisierung steht in den Sternen

Die Bahn reagierte auf Anfrage dieser Zeitung: "Natürlich wollen wir den Reisenden an der Station in Oberhausen-Sterkrade auch weiterhin einen Wetterschutz zur Verfügung stellen", hieß es von einem Sprecher. Man werde aus diesem Grund die bereits bestehenden Windschutzhäuschen demnächst vorübergehend mit Dächern ausstatten. Das ist mittlerweile geschehen. Dennoch: "Die beiden Häuschen bieten Platz für 15 Menschen - das reicht vorne und hinten nicht", sagt Lothar Ebbers. Die einzige Lösung für die Pendler: "Wenn es regnet warten sie am Aufgang zum Gleis bis der Zug einfährt. So müssen sie zumindest nicht völlig durchnässt in den Zug einsteigen."

Eine Modernisierung, so die Bahn, werde es aber erst im Zuge des Ausbauprojektes Emmerich-Oberhausen geben. Baubeginn? Unklar! "Ein Baubeginn kann hierfür allerdings erst nach Erteilung des Baurechts genannt werden." Immerhin: Mittlerweile starteten am Bahnhof die Arbeiten zur Verlängerung und Erhöhung des Außenbahnsteigs Gleis 1 und der Mittelbahnsteige 1 und 2. Und: Der Bahnhof bekommt eine hell ausgeleuchtete Unterführung. Die Stadt ist sich mit der Deutschen Bahn einig geworden. Das Konzept der Stadt Oberhausen mit dem Namen "Lichtwelten" wurde von der Bahn in ihre Planungen übernommen, heißt es von der Stadt. Das bedeutet: beim Umbau bekommt der Sterkrader Bahnhof eine breite, gut ausgeleuchtete Passage.