Oberhausen. Schlechte Noten für den Sterkrader Bahnhof: Die Mängelliste ist lang, es gibt weder Rolltreppen noch Aufzüge, Gäste beschweren sich über Gestank.
Gammel-Bahnhof, Angstraum, Schandfleck - wenn in der Öffentlichkeit über den Bahnhof Oberhausen-Strekrade diskutiert wird, fällt das Urteil meist negativ aus. Nicht ohne Grund: Sterkrade erhielt im aktuellen Stationsbericht der Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr (VRR) zum dritten Mal in Folge einen roten Punkt. Die schlechteste Wertung. In diesen Tagen ist der Bahnhof wieder Stadtgespräch: Bei den jüngsten Winterstürmen wurde das Dach auf den Gleisen 2 und 3 abgetragen - deshalb stehen die Bahn-Kunden derzeit im Regen.
Das sagt die Polizei zur Sicherheitslage an den Bahnhöfen
Nur 150 Meter entfernt vom Sterkrader Bahnhof wohnt Pro-Bahn-Sprecher Lothar Ebbers. Der 60-Jährige kennt den Bahnhof wie seine Westentasche, ist Bahnhofspate und sitzt in diversen Ausschüssen der Stadt. Ebbers stören vor allem die baulichen Mängel am Bahnhof. "Dieser Bahnhof wurde nach einem Handbuch für Angsträume gebaut", meint der Sprecher des Fahrgastverbands. Grund dafür: die fehlende Transparenz. "Wenn Pendler die Treppen zum Tunnel hinabsteigen, können sie erst spät sehen, was sie erwartet. So etwas schafft extreme Unsicherheit."
Bahnhof Sterkrade ist nicht barrierefrei
Der triste Tunnel am Sterkrader Bahnhof sorgt seit langer Zeit für viel Unmut bei Bahnkunden und Bürgern. Nach wiederholten Hinweisen und Beschwerden sind seit rund einem halben Jahr zumindest die vielen Schmierereien im Tunnel verschwunden. Schülerinnen und Schüler der Steinbrinkschule und des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums nahmen das Handwerkszeug und auch die Spraydose in die Hand und sorgten für frische Farbe an den Tunnelwänden - auch mit einem hübschen „Kissing Point“ für den Abschiedskuss. Der Graffiti im Tunnel sind aber nur ein Punkt auf der langen Mängelliste.
Die Probleme beginnen schon am Treppenabsatz. Rolltreppen oder Aufzüge sucht man hier vergeblich, so wird der Gang auf die Mittelbahnsteige für ältere Bahnfahrer und Menschen mit einem Handicap zur Mammutaufgabe - wenn nicht zur Unmöglichkeit. "Mit dem Kinderwagen wird es auch schwierig", weiß Ebbers. Denn: Die breiten Reifen der neueren Kinderwagen passen nicht auf die dafür vorgesehene Schiene. Das beschäftigt auch unsere Leser. "Mit einem Kinderwagen kommt man in Sterkrade nicht zu den Gleisen", schreibt Facebook-Nutzerin Meer Steineisen.
Komplizierte Zuständigkeiten
Und dann wäre da noch die Verschmutzung im Tunnel - in den Kommentarspalten bei Facebook das Aufreger-Thema Nummer Eins. "Sterkrade Unterführung, stinkt einfach nur...", schreibt Jaqueline Zeitz. Ramona Kirsch meint: "Ein Bahnhof kann ja alt sein, aber er MUSS sauber sein." Die Zuständigkeiten sind am Sterkrader Bahnhof aufgeteilt. Zuständig für die Gleisanlagen ist die DB Netz. Bahnsteige und Zugänge liegen im Zuständigkeitsbereich von DB Station&Service. Der Tunnel bis zu den Zugängen ist Sache der Stadt Oberhausen. "Der Tunnel wird alle zwei Tage von den Wirtschaftsbetrieben Oberhausen (WBO) gereinigt", hieß es auf Nachfrage aus dem Rathaus. Eine allgemeine Verbesserung erwarte man allerdings erst im Rahmen der "Betuwe".
Seit Monaten sorgt vor allem die Überdachung auf den Gleisen 2 und 3 für ordentlich Unmut bei den Pendlern. Die Entwicklungen haben auch die Politik auf den Plan gerufen. „Dass die Sterkrader jetzt auch noch beim Warten auf die Züge nass werden, ist nicht hinnehmbar“ , sagte Holger Ingendoh, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Sterkrader Bezirksvertretung. In einer Pressemitteilung kündigte Ingendoh an: „Die Sterkrader CDU-Fraktion wird die Oberhausener Stadtverwaltung dazu auffordern, offensiv auf die Deutsche Bahn zuzugehen und darauf einzuwirken, dass die Dächer über den Warteplätzen an den Gleisen schnell erneuert werden.“
Termin der Modernisierung steht in den Sternen
Die Bahn reagierte auf Anfrage dieser Zeitung: "Natürlich wollen wir den Reisenden an der Station in Oberhausen-Sterkrade auch weiterhin einen Wetterschutz zur Verfügung stellen", hieß es von einem Sprecher. Man werde aus diesem Grund die bereits bestehenden Windschutzhäuschen demnächst vorübergehend mit Dächern ausstatten. Das ist mittlerweile geschehen. Dennoch: "Die beiden Häuschen bieten Platz für 15 Menschen - das reicht vorne und hinten nicht", sagt Lothar Ebbers. Die einzige Lösung für die Pendler: "Wenn es regnet warten sie am Aufgang zum Gleis bis der Zug einfährt. So müssen sie zumindest nicht völlig durchnässt in den Zug einsteigen."
Eine Modernisierung, so die Bahn, werde es aber erst im Zuge des Ausbauprojektes Emmerich-Oberhausen geben. Baubeginn? Unklar! "Ein Baubeginn kann hierfür allerdings erst nach Erteilung des Baurechts genannt werden." Immerhin: Mittlerweile starteten am Bahnhof die Arbeiten zur Verlängerung und Erhöhung des Außenbahnsteigs Gleis 1 und der Mittelbahnsteige 1 und 2. Und: Der Bahnhof bekommt eine hell ausgeleuchtete Unterführung. Die Stadt ist sich mit der Deutschen Bahn einig geworden. Das Konzept der Stadt Oberhausen mit dem Namen "Lichtwelten" wurde von der Bahn in ihre Planungen übernommen, heißt es von der Stadt. Das bedeutet: beim Umbau bekommt der Sterkrader Bahnhof eine breite, gut ausgeleuchtete Passage.