Oberhausen. Der Fan-Club “Mia san Ruhrpott“ aus Oberhausen eint Fans von Bayern München. Gemeinsames Rudelschauen. Begeisterung beginnt oft in der Kindheit.
Fußball kann so einfach: Ein Schuss, ein Tor, die Bayern. Dem alten Schlager mögen Fans von Schalke 04 und Borussia Dortmund nun empört widersprechen. Doch für Chris Hauffe zählt der Verein von der Isar zum ganz großen Einmaleins des runden Leders.
Torhüter Sepp Maier für FC-Bayern-Fans ein Vorbild
Normalerweise gehört bei Hauffe als Ermittler bei der Kriminalpolizei in Oberhausen den Ganoven die volle Aufmerksamkeit. Doch wenn nach Feierabend die runde Kugel rollt, ist es um ihn geschehen. „Schon in der Kindheit hat mich der Verein begeistert. Ich wollte unbedingt so sein wie Torhüter Sepp Maier. Er war und ist auch heute noch mein Idol!“
Nun steht er mit seiner glühenden Begeisterung für den deutschen Meister nicht gerade alleine da. 290.000 Mitglieder zählte der FC Bayern München am Ende des vergangenen Jahres. Die treusten von ihnen sind in einem der 4327 offiziellen Fan-Clubs organisiert. Und hier kommt Chris Hauffe ins Spiel. Aus Oberhausen operiert die Gemeinschaft „Mia san Ruhrpott“, die sich im Dickicht vieler heimischer Traditionsvereine um die Bayern-Begeisterten kümmert.
Im Dickicht der Traditionsvereine wie BVB und Schalke
Natürlich muss er sich manchmal etwas anhören: Schalke, der BVB, dazu der VfL Bochum, MSV Duisburg in der zweiten Spielklasse. Nicht zu vergessen Heimatgefühle durch Rot-Weiß Oberhausen und Rot-Weiss Essen selbst in der Regionalliga. Muss man da ausgerechnet diesen ominösen Bayern aus dem fernen Süden die Daumen drücken? „Da macht man nichts“, sagt Chris Hauffe. „Der Verein hat mich immer fasziniert.“ Trotz der immensen Größe vermittle der FC Bayern eben eine familiäre Atmosphäre. „Und das nicht nur im Vergleich zu den europäischen Topclubs.“ Auch was stichelnde Konkurrenten dem Rekordmeister absprechen würden, sieht er anders: „In München gibt es eine wunderbare Stimmung und Atmosphäre!“
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Seit zwei Jahren ist „Mia san Ruhrpott“ als Fan-Club vereint, gründeten sich aus einem Vorgänger-Verein heraus. Die Mitglieder stammen von überall her: Essen, Mülheim, Wesel... Der Großteil hat sich über die Bayern-Begeisterung kennengelernt. Familien, Kinder, junge Pärchen, Rentner — alle Bayern-Freunde seien willkommen.
Ihre Facebook-Seite mit knapp 450 Abonnenten wächst, hier teilen die Club-Mitglieder wohlige Erinnerungen, wie an die legendäre Wutrede von Giovanni Trapattoni von vor 20 Jahren („Was erlaube’ Struuntz“). Aber es geht auch um aktuelle Nachrichten über Transfers, kommende Gegner oder angeschlagene und verletzte Spieler.
Als FC-Bayern-Fans haben sie es nicht immer leicht
Wenn sie gemeinsam Fußball schauen, dann kann es schon mal lauter werden. Ihr Lieblingslokal ist „Knippis Bowling Palace“, wo sie meist die Champions-League-Spiele verfolgen und dabei sogar eine an der Wand der Sportsbar hängende BVB-Fahne tolerieren.
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Nein, als Bayern-Fan habe man es nicht immer leicht. „Klar gibt es schon mal einen Spruch. Aber das muss man abkönnen“, sagt Chris Hauffe, dessen Begeisterung für die Münchner auch den Kripo-Kollegen an seinem „dekorierten“ Schreibtisch nicht unbemerkt geblieben ist. „Wenn Bayern verliert, treffe ich Leute, die ich fünf Jahre nicht mehr gesehen habe.“
Der Spaß höre auf, wenn einem Fan bei Auswärtsspielen plötzlich eine Bierdusche treffe, nur, weil man ein Bayern-Trikot trage, berichtet Hauffe über gelegentlich unschöne Begleiterscheinungen.
Häufige Reisen zu FC-Bayern-Spielen nach München
Doch das Positive überwiegt für ihn: Regelmäßig fahren die Mitglieder gemeinsam nach München zu ausgesuchten Bayern-Partien. Oder sie verabreden sich zu Auswärtsspielen in der Umgebung.
Der Vorteil: Als Fan-Club-Mitglied ist es mitunter einfacher an rare Eintrittskarten zu gelangen. Außerdem schmälert die gemeinsame Gruppen-Fahrt die Reisekosten deutlich. Zudem zählt für Hauffe das Gemeinschaftsgefühl. „Zusammen macht es mehr Spaß!“
FC-Bayern-Fans: "Jupp Heynckes soll es weiter machen"
Wenn der Fan-Club „Mia san Ruhrpott“ vor der Leinwand in Oberhausen gemeinsam Fußball schaut, dann befinden sich die Emotionen nicht auf der Reservebank: Jubel, Trubel, Freud und Leid. „Das alles gehört doch dazu, egal, welchem Verein man nun die Treue hält“, sagt Chris Hauffe.
Wie es sich gehört trägt der Oberhausener Verein, dessen Namen sich logischerweise an der Bayern-Weisheit „Mia san mia“ orientiert, natürlich auch eigene Fan-Utensilien. Logisch, dazu gehört ein Wimpel, der in bester Stammtischmanier bei den Treffen aufgestellt wird und ein selbst gestalteter Fan-Schal, der mit einem eigens für die Erkennungsklamotten kreierten Logo versehen ist. Darauf vereint sich die wohl bekannte Ruhr-Skyline samt der Hochöfen und Fördertürme mit einer Nachbildung des Münchner Kindl.
Jede Menge Erinnerungen an FC-Bayern-Spiele
Natürlich haben die Mitglieder schon so ziemlich jedes nervenaufreibende Spiel gesehen, doch einige Partien bleiben eben mehr im Gedächtnis haften als andere. „Der Sieg der Champions League im Jahr 2013 in Wembley gegen Borussia Dortmund bleibt ein Höhepunkt, keine Frage“, sagt Hauffe, der damals selbst im Stadion in London mitjubeln durfte.
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Des einen Freud ist des anderen Leid: Freilich möchte man auch als Bayern-Fan einige Spiele lieber ganz zügig aus den Erinnerungen verbannen. „Oh ja! Das verlorene Finale gegen Chelsea im Jahr 2012, im Elfmeterschießen in der heimischen Allianz-Arena, das war extrem bitter“, gibt Hauffe zu.
Jupp Heynckes statt Klopp, Tuchel und Löw
Doch es wird nicht nur zurückgeblickt, sondern auch voraus: Wer nach dem Saisonende das Ruder bei den Bayern auf der Trainerbank übernehmen soll, da sind sich die Münchner Anhänger aus dem Ruhrgebiet weitgehend einig: „Jupp Heynckes soll es weiter machen. Er hat die beste Ausstrahlung und die Erfolge auf seiner Seite.“
Als weitere Kandidaten handeln die Fans von „Mia san Ruhrpott“ Trainer-Namen wie Jürgen Klopp, Joachim Löw und Thomas Tuchel. Aber eher widerwillig.