Oberhausen. 300 Menschen wehren sich mit Demo gegen Werkschließung der GHH Rand. Empörung über soziale Kälte der US-Eigentümer. Hoffnung für Azubis.

Eisig bläst der Wind den fein rieselnden Schnee ins Gesicht. Doch die 300 Teilnehmer des Protestmarsches gegen die Werkschließung der GHH Rand ziehen unbeirrt weiter. Es sind die letzten Meter kurz von dem Technischen Rathaus in Sterkrade. „Schweinerei...“ hört man von Demonstranten, die beim von der IG Metall organisierten Protestzug ein deutliches Zeichen setzen wollen.

Einige haben es gespürt

„Ein kalter Schlag ins Gesicht“ – genau so beschreiben viele Betroffene das so plötzlich verkündete Aus durch den US-Mutterkonzern Ingersoll Rand. Einer von rund 250 Betroffenen ist Detlef Nerling. Er blickt auf 43 Berufsjahre bei der GHH zurück. Schon seit der Ausbildung ist er dabei, lernte klassisch das Handwerk des Drehers. „Wir haben gespürt, dass irgend etwas im Busch ist“, sagt Nerling mit sorgenvollem Blick. „Aber die Nachricht hat uns dann doch mit voller Wucht getroffen.“

Mit drei Bodyguards abgeschirmt

Über die Art und Weise schütteln sie noch immer die Köpfe. An besagtem Tag vor rund vier Wochen, als ein Vertreter des US-Mutterkonzerns einen kurzen Brief des Senior Vice President Todd D. Wyman verlas. „Abgeschirmt von drei Bodyguards“, merkt der Betriebsratsvorsitzende der GHH Rand Guido Marks empört an. „Das sagt alles aus. Es ist eine Entscheidung ohne Grund, denn die Zahlen sind gut. Sie liegt ganz auf der Linie eines Donald Trump.“

In die USA und nach China verlagert

Die Produktion des Werks für Schraubenkompressoren soll von Sterkrade ins amerikanische Knoxville und an einen Standort in China verlagert werden. Dies seien die unbarmherzige Folgen der Parole „America First“, die eben auch eine einzelne Stadt treffen können. Bei den Kunden der GHH Rand, so macht es unter Mitarbeitern die Runde, soll es Hamsterkäufe geben, um noch die Fertigung aus deutscher Produktion zu erhalten.

Keine weitere Reaktion des Eigentümers

Die Stimmung unter den Mitarbeiter sei sehr schlecht, so Betriebsrat Marks. Für die Mitarbeiter gehe es um die Existenz, viele seien nach der knappen Verkündung mit einem hohen psychologischen Druck zurückgelassen worden.

Gespräche, aber keine Verhandlungen gibt es derzeit mit der Rand-Werkleitung. Allerdings habe man den Eindruck, dass diese nur auf die Abwicklung der Firma ziele, heißt es von der IG Metall. Man wolle unbeirrt für die Kollegen kämpfen, sagt IG-Metall-Bevollmächtigter Jörg Schlüter. Reaktion von Ingersoll Rand: Fehlanzeige.

Zumindest für die Auszubildenden gibt es eine positive Nachricht. Sie sollen ihre Ausbildung bei der benachbarten MAN Diesel & Turbo abschließen können.

>>>>INFO: Kundgebung vor dem Technischen Rathaus

Am Technischen Rathaus fand nach dem Protestmarsch der IG Metall die Abschlusskundgebung statt. Oberbürgermeister Daniel Schranz nannte das Aus der GHH Rand „eine Katastrophe für die Mitarbeiter und ihre Familien“. Oberhausen müsse als Industriestandort gesichert werden. Der SPD-Abgeordnete im NRW-Landtag Stefan Zimkeit fand klare Worte für die Entscheidung aus den USA: „Das Unternehmen handelt asozial.“ Der Erhalt der Arbeitsplätze müsse auch ein Thema auf Landesebene sein. Zimkeit: „Die Entfesselung der Märkte löst die Probleme nicht.“