Oberhausen. . An der Gartenstraße in Sterkrade werden Radsätze für Züge und Bahnen auf der ganzen Welt produziert. Und das soll auch in Zukunft so bleiben.

Trotz einer wirtschaftlichen Durststrecke in den vergangenen Jahren wird das Unternehmen GHH Radsatz weiter in den Oberhausener Standort investieren. Nach dem Bau einer neuen Werkshalle im Wert von 5,6 Millionen Euro im vergangenen Frühling sollen nun Jahr für Jahr Großmaschinen ausgetauscht werden, Stückpreis: jeweils rund eine Million Euro.

Sowohl die Geschäftsführung als auch die tschechische Eigentümer-Gruppe Bonatrans bekennen sich somit zum Standort in Oberhausen. Es sei weder geplant, die Produktion ins Ausland zu verlagern noch Arbeitsplätze abzubauen. Das bestätigt Radsatz-Geschäftsführer Ronald Seidelman im Interview mit unserer Redaktion.

Zu schaffen gemacht hat dem Radsatz-Produzenten zuletzt die große Konkurrenz: Anbieter aus Fernost und Osteuropa produzieren nicht nur günstiger, sie haben auch bereits Mitbewerber auf dem europäischen Markt übernommen. Kunden haben sich von GHH Radsatz getrennt, um bei der Konkurrenz billiger einzukaufen. Es sind weniger Aufträge als üblich eingegangen, die Umsätze sind gesunken.

Keine Angst haben

Ronald Seidelman, der Geschäftsführer von GHH Radsatz in Sterkrade, im Interview mit unserer Redaktion.
Ronald Seidelman, der Geschäftsführer von GHH Radsatz in Sterkrade, im Interview mit unserer Redaktion.

Das Oberhausener Unternehmen, das seit 2014 zur tschechischen Bonatrans-Gruppe gehört, produziert Radsatz-Systeme für Schienenfahrzeuge. Züge und Straßenbahnen auf der ganzen Welt fahren mit Technik aus Oberhausen. Rund 270 Mitarbeiter arbeiten an der Gartenstraße in Sterkrade.

Und diese Arbeitsplätze sollen nach Möglichkeit gehalten werden, sagt Seidelman. Das sei das große Ziel des Unternehmens. Die wirtschaftliche Lage habe sich gebessert, Kunden sind zurückgekehrt, „weil wir den Kontakt gehalten haben, auch wenn sie im Ausland gekauft haben“, erklärt Ronald Seidelman. Der lange Atem hat sich ausgezahlt.

Werkshalle auf dem Gelände an der Gartenstraße, aufgenommen im Mai 2017.
Werkshalle auf dem Gelände an der Gartenstraße, aufgenommen im Mai 2017.

Seidelman glaubt weiter an den Industriestandort Ruhrgebiet, doch Probleme gebe es trotzdem viele. Und die könne die Wirtschaft nicht allein angehen, da seien auch Stadt, Land und Bund gefragt. Er spricht den Verkehrsinfarkt in der Region ebenso an wie die großen Steuerunterschiede innerhalb Europas. Deutschland müsse auch mehr in die Bildung investieren, „wir brauchen mehr Lehrer und müssen das Bildungsniveau erhöhen.“

Das Ruhrgebiet mit seinen Traditionen und seiner industriellen Geschichte müsse den Vergleich zu anderen Regionen nicht scheuen. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, dürfe man sich auf alten Werten und Erfolgen aber nicht ausruhen. „Es ist eine sehr unsichere Zeit, die auf uns zukommt. Aber wir sollten keine Angst haben. Wir haben es immer geschafft.“

>>>Das Aus von GHH Rand hat Radsatz geschockt

Die Nachricht vom Aus für das Werk von GHH Rand in Sterkrade war für Ronald Seidelman „ein Schock“. Rand und Radsatz gehörten einst beide zum gleichen Unternehmen. Seidelman, der seit mehr als 30 Jahren im Betrieb ist, kennt viele betroffene Kollegen persönlich.

GHH Rand gehört dem US-Mutterkonzern Ingersoll. Der hatte im Januar verkündet, die Produktion der Schraubenkompressoren nach China und in die USA zu verlagern. Ein Großteil der rund 250 Mitarbeiter wird seinen Job wohl verlieren.