Oberhausen. . Frauenrechte: darüber wurde schon zur Zeit der Gastarbeiter gestritten. Niki Fotiadu (78) war eine von ihnen – wer ihr half und wieso sie blieb.

Töchter, Mütter, Großmütter – vier große Tische in der Schlosserei des Zentrums Altenberg sind am Donnerstagmorgen voll besetzt. Überall liegen Flyer, die davon künden, was bisher für Frauenrechte erstritten wurde und wofür Frauen weiterhin kämpfen sollten. Der Tenor: niedrige Löhne, Altersarmut und sexuelle Gewalt – es gibt viel zu tun, damit Frau und Mann endlich fair und ebenbürtig behandelt werden.

Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen, Britta Kostecki durfte beim Internationalen Frauentag natürlich nicht fehlen.
Auch die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Oberhausen, Britta Kostecki durfte beim Internationalen Frauentag natürlich nicht fehlen.

Der Internationale Weltfrauentag am 8. März ist in Oberhausen den Gastarbeiterinnen gewidmet. Weil sie selbst erfahren haben, was es heißt, fremd zu sein und ungleich behandelt zu werden; und weil eine von ihnen auch weiß, dass Hilfe von überall kommen kann.

Denn als sich Niki Fotiadu am 27. Januar 1961 in den Zug setzt, ist sie zunächst hilflos. Auf dem Weg in ein völlig fremdes Land, mit einer völlig fremden Sprache. „Alles, was ich sagen konnte, war ,Guten Tag’, ,Guten Abend’, ,Guten Morgen’ und ,Danke’“, erzählt Niki Fotiadu ins Mikrofon. Die etwa 200 Frauen im Saal lachen.

Die heute 78-Jährige hat damals 48 Stunden, also zwei Tage auf der Schiene vor sich. Aus ihrer Heimat Griechenland ins Ungewisse: nach Oberhausen. Die Zugfahrt wird zur Geduldsprobe. Ständig gleicht sie den Reiseschein mit den Ortsnamen der Bahnhöfe ab. Als sie der Verzweiflung nahe ist, hilft ihr ein Ehepaar.

56 Jahre in Oberhausen, vier Umzüge – mit ihren Nachbarn hatte Niki Fotiadu immer Glück
56 Jahre in Oberhausen, vier Umzüge – mit ihren Nachbarn hatte Niki Fotiadu immer Glück

„Die Frau ging mit mir im Zug spazieren um mich zu beruhigen, und ihr Mann hat ein paar Arbeiter gebeten, mich von Duisburg aus mitzunehmen.“ Sie ärgere sich bis heute, dass sie die Adresse nicht aufgeschrieben habe. Während ihr Mann sie bereits in Oberhausen erwartet, bleibt der neugeborene Sohn vorerst in Griechenland. Eine harte Zeit für die Familie.

Die Sprache ist hingegen schnell kein Problem mehr: „Meine Nachbarin war wie eine Lehrerin. Sie hat mir alles beigebracht, obwohl sie selbst aus Tschechien war.“ Bereits 1964 arbeitet Niki Fotiadu in der Glasfabrik, als sie eines Tages ihr Vorarbeiter anspricht. Er bringt sie zu einer neuen Kollegin – eine Türkin. Niki Fotiadu schaut ihn ratlos an. Doch es geht ihm nicht um die Sprache: „Vor mir hat sie Angst, aber wenn du ihr was erklärst, versteht sie dich.“

Immer Glück mit den Nachbarn

Dass sie anderen helfen konnte, sei vielleicht ein Grund dafür, warum sie bis heute in Oberhausen lebt. 56 Jahre, vier Umzüge – mit ihren Nachbarn habe sie immer Glück. Die Einladung zum Vortrag will sie eigentlich nicht annehmen. Doch Nachbarin Nummer vier heißt Marianne und stimmt sie um: „Wir gehen.“ Und mal ehrlich: Wer mag da noch widersprechen?

<<<<<Gastarbeiter waren Männer<<<<<

Der allererste Frauentag fand bereits 1911 statt.

Frauen dürfen in Deutschland seit 100 Jahren offiziell wählen.

Die klassische Vorstellung: Gastarbeiter waren Männer
zwischen 18 bis 45 Jahren,
unverheiratet oder mit Ehefrau und Kindern im Heimatland.

So war es wirklich: Zu den Hoch-Zeiten der Anwerbung war fast jeder dritte Gastarbeiter und in manchen Branchen sogar jeder zweite in Wirklichkeit eine Gastarbeiterin