Oberhausen. Nur etwa jeder zweite Platz in den Gemeinschaftsunterkünften ist belegt. Die Stadt reagiert – und spart dadurch fast 70 000 Euro im Monat.

Weil in den Flüchtlingsunterkünften in Oberhausen immer weniger Menschen leben, möchte die Stadt die Plätze reduzieren. Zum 30. Juni soll das Heim an der Weierstraße komplett schließen; an der Bahnstraße will die Verwaltung bis Mitte August 78 der insgesamt 341 Plätze abbauen. Die Menschen, die derzeit dort leben, sollen auf die übrigen Einrichtungen verteilt werden.

Nach diesem Plan soll es dann noch acht Gemeinschaftsunterkünfte in der Stadt geben, die insgesamt 1000 Plätze vorhalten. Zur Erinnerung: In der Hochphase der Flüchtlingskrise gab es rund 20 Unterkünfte in der Stadt. Durch die Schließung des Standortes an der Weierstraße spart die Stadt 50 000 Euro im Monat. 17 000 Euro kommen durch die Einsparung der Plätze an der Bahnstraße hinzu.

SPD vermisst Gesamtkonzept

Die Zahl der Bewohner sinkt, weil viele Flüchtlinge mittlerweile in privatem Wohnraum untergekommen sind. Die Stadt hatte sich zum Ziel gesetzt, rund die Hälfte aller Flüchtlinge in Oberhausen bis Ende 2017 in Privatwohnungen unterzubringen. Das Ziel wurde übertroffen: Im Februar lag die Quote bei 63,5 Prozent. Die daraus entstehende Überkapazität der Unterkünfte könne die Stadt nutzen, um Plätze abzubauen, machte Frank Bohnes gestern im Sozialausschuss deutlich. Der Bereichsleiter Soziales stellte dem Gremium die Pläne der Stadt vor. Von den derzeit noch 1287 Plätzen in den Unterkünften sind gerade einmal 683 belegt, das entspricht einer Auslastungsquote von 53 Prozent.

Eine Übersicht über die Standorte der Wohnheime und ihre aktuelle Belegung.
Eine Übersicht über die Standorte der Wohnheime und ihre aktuelle Belegung.

Bei Andrea-Cora Walther (Bürgerliste) lief die Verwaltung mit ihren Plänen offene Türen ein: Die Menschen an der Weierstraße lebten in unzumutbaren Bedingungen, „der Standort sollte so schnell wie möglich geschlossen werden“. Bohnes bestätigte, dass die Unterkunft nicht mehr den gängigen Qualitätsansprüchen genüge. Ercan Telli (SPD) vermisst indes ein stimmiges Gesamtkonzept. Er sei zwar nicht ausdrücklich gegen die Schließung der Einrichtung, wolle die Entscheidung aber nicht ohne Gesamtübersicht treffen.

500 neue Flüchtlinge

Derzeit versorgt die Stadt mehr Flüchtlinge als sie gesetzlich verpflichtet wäre; der sogenannte Erfüllungsgrad lag mit Stand 28. Januar bei 117 Prozent. Daher sei es unwahrscheinlich, dass die zuständige Bezirksregierung Arnsberg Oberhausen kurzfristig weitere Flüchtlinge zuweisen wird, meint die Stadt. Langfristig, im Laufe des Jahres, könnten dann aber 500 weitere geflüchtete Menschen Zuflucht in Oberhausen finden. Das ergibt sich aus dem Verteilschlüssel und der Prognose, dass nicht mehr als 220 000 Flüchtlinge 2018 nach Deutschland kommen. Mit dann noch 1000 Plätzen in den Gemeinschaftsunterkünften geht die Sozialverwaltung der Stadt davon aus, dass „die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge in Oberhausen, auch mit Blick auf eine verträgliche Einbettung der Einrichtungen in die Nachbarschaft, weiterhin erfolgreich gestaltet werden kann“.

Was aus der jetzigen Unterkunft an der Weierstraße nach der Schließung wird, steht noch nicht fest, es könnte „im Hinblick auf die Erschließung der Gewerbeflä­chen Waldteich und der ehemalige Zeche Sterkrade relevant sein“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.