Oberhausen. In ihren Heimatländern können Kinder mit lebensgefährlichen Entzündungen kaum behandelt werden. Das Friedensdorf versucht, 127 Kinder zu retten.
Mit der größten Gruppe an hilfsbedürftigen Kindern der vergangenen 15 Jahre ist ein Mitarbeiterteam des Friedensdorfes am Mittwochabend auf dem Düsseldorfer Flughafen gelandet. 127 kleine Patienten waren an Bord – knapp 100 aus Afghanistan, die anderen aus Kirgisien, Tadschikistan und Usbekistan.
Nach der Landung kam mehr als die Hälfte der ein bis zwölf Jahre alten Kinder mit Stoag-Bussen direkt ins Friedensdorf, die anderen wurden mit über 30 Krankenwagen des Deutschen und Bayerischen Roten Kreuzes in Kliniken gefahren.
Nach Angaben der Kinderhilfsorganisation leiden die meisten afghanischen Kinder an schweren Knochenentzündungen, die in ihrer Heimat kaum zu behandeln sind. Wie bei dem neunjährigen Jungen, der im Oktober 2017 durch eine Minenexplosion schwer verletzt wurde. Auch schlimme Brandverletzungen bedürfen der Behandlung in deutschen Krankenhäusern. Bei der Vorbereitung habe sich gezeigt, dass es immer schwieriger wird, Klinikfreibetten fürs Friedensdorf einzuwerben, sagt Mitarbeiterin Claudia Peppmüller: „Die Krankenhäuser hier stehen unter Kostendruck.“
Das Friedensdorf-Team in Afghanistan habe vor Ort erlebt, wie dringend notwendig die Einzelfallhilfe dort nach wie vor ist. Aus nahezu allen Provinzen dieses Landes hätten Familien mit schwer kranken oder verletzten Kindern die oft strapaziöse Reise nach Kabul auf sich genommen – hoffend, dass ihr Kind in Deutschland gesund werden kann.
„Wir hörten, dass die Familien mehrere Tagesreisen mit dem Bus auf sich nehmen, bis sie bei unserer Partnerorganisation ankommen“, erzählt das Einsatzteam. „Zur ersten Bushaltestelle laufen sie drei Stunden. Selbst bei Null Grad haben viele Afghanen nur dünnes Schuhwerk oder kommen sogar barfuß zu uns.“
Musste der Hilfseinsatz Ende vergangenen Jahres noch ausfallen, weil die Deutsche Botschaft in Kabul nach einem Anschlag geschlossen war, so gelang es dieses Mal, die notwendigen Papiere zu bekommen – „dank der Hilfe des Auswärtigen Amtes und unserer Partner in den anliegenden Ländern“, sagt Friedensdorf-Leiter Thomas Jacobs. Er ist überzeugt: „Die Militärpräsenz kann das Leid der Menschen in Afghanistan nur verlängern.“
Für die Friedensdorf-Mitarbeiter ging mit dem Rückflug eine emotionale Zeit in Kabul zu Ende: „Da wickelt der Onkel vorsichtig den Verband von den Wunden seiner Nichte, da kuschelt ein Teenager seinen kleinen Bruder in eine Wolldecke.“