Oberhausen. Hans Hermann Mleczak hat in Königshardt die karnevalistische Vereinsarbeit geprägt. Nun kündigt er den Abschied an der Spitze an. Ein Interview.
Seit 25 Jahren ist Hans-Hermann Mleczak Vorsitzender der 1. KG Königshardt, seit 30 Jahren wirkt im Verein. Doch nun kündigt er für den Norden einen Generationswechsel an – und zieht eine ehrliche Bilanz zum Zustand des heutigen Karnevals. Ein Interview.
Was ist das Schrägste aus 30 Jahren Karneval?
Mleczak: (lacht) Ich habe bei den Prunksitzungen in Königshardt als Türsteher angefangen und den ehemaligen Prälat Emil Breithecker nicht in den Saal gelassen. Er hatte keine Karte und ich wusste nicht, dass er der Pfarrer war. Später haben wir zu meiner Prinzenzeit gemeinsam den karnevalistischen Gottesdienst ins Leben gerufen.
Wie wird man ein Narr?
Ich bin karnevalistisch vorbelastet. Mein Vater hat eine Band geleitet. Er hat auf dem Osterfelder Marktplatz Akkordeon gespielt und ist durch die Säle gezogen. Damit hat er uns ernährt. Ich selbst kam aus dem Fußballsport. Irgendwann kam einer zu mir und sagte: Du machst jetzt bei uns mit!
Klingt nach einem Selbstläufer?
Nein, ich war ein junger Vorsitzender, gerade mal Mitte 30. Mir haben sie damals in der Stadthalle gesagt: Du musst noch eine Menge lernen. Später hieß es dann: Männi, du hast dazugelernt. Ich hatte eine große Klappe.
Worum ging es dabei?
Wir haben viele neue Veranstaltungen etabliert und einiges ausprobiert. Den närrischen Renntag, den närrischen Hauptbahnhof, dazu gibt es heute unsere Prunksitzungen, Altweiberbälle, Kindersitzungen, den Tanz in den Mai...
Kritiker sagen, dass der Erfolg mit viel Geld einhergeht.
Wir haben viele Leute, die richtig dafür arbeiten. Wir machen mit unserer Prunksitzung ein Minus. Aber wir fangen viel Geld mit der Festschrift auf. Auch die vielen Mitglieder schaffen mit ihren Beiträgen ein Fundament. Aber: Eine Prunksitzung dauert bei uns vier Tage, weil wir alles selber machen. Sicher: Es reicht nicht Lieschen Müller auf die Bühne zu stellen, damit die Sitzung ausverkauft ist.
Sie haben den Ruf eines Machers. Auf andere wirkt das überheblich.
Man hat mal über mich gesagt: Er polarisiert ganz gerne. Ich mache das alles aber nicht für mich, sondern für die 1. KG Königshardt. Neid und Missgunst war nie mein Ding. Die gebratenen Tauben sind uns nicht in den Mund geflogen. Wir haben uns alles erarbeitet.
Worauf sind Sie stolz?
Wir haben die Comedians im Karneval eingeführt. Richtig gute Leute wie Jörg Knör, Ingo Appelt und Dave Davis. Auch Schlagerstars sind zuerst bei uns aufgetreten. Ich reise durch die Republik und schaue mir die Leute an. Aber wir haben bei unseren Sitzungen nie den Karneval vergessen.
Und nun?
Im Mai 2019 werde ich Rentner und höre bei der Oxea als Leiter der Regeltechnik auf. Ich denke, auch bei der KGK sollte im kommenden Jahr ein Generationswechsel stattfinden. Ich mag kein betreutes Schunkeln. Da habe ich einen jungen Vorstand im Blick. Dem Verein stehe ich weiter unterstützend zur Seite. Vielleicht gründen wir einen Ältestenbeirat. Ich habe kein Problem, mich in die zweite Reihe zu setzen.
Die Zahl der Karnevalsgesellschaften steigt, die größeren Vereine haben es schwerer. Ein Problem?
Dadurch gibt es mehr Veranstaltungen. Die Leute können das Geld aber nur einmal ausgeben.
Was bereitet den Karnevalsvereinen sonst Sorgen?
Die Auflagen sind härter geworden. Unsere Gesellschaft zahlt pro Jahr für Gema, Künstlersozialkasse, Versicherungen und Auflagen einen fünfstelligen Eurobetrag. Bei den Karnevalsumzügen haben wir 54 Security-Leute dabei. Die kosten richtig Geld. Das gab es in diesem Umfang früher nicht. Für das Thema Sicherheit geht das in Ordnung, das muss so sein.
Sind das nicht alles Argumente für mehr Zusammenhalt in Vereinen?
Jeder möchte seine eigene Farbe haben. Das ist legitim, aber mehr Kompromissbereitschaft würde helfen. Das ist personenabhängig.
Gibt es bei den Karnevalssitzungen zu viel Party?
Es ist schon mit Besorgnis zu sehen, dass manche jungen Gesellschaften nur auf Party und Mallorca stehen und den Karneval vermissen lassen. Aber wenn sie damit Erfolg haben, ist das in Ordnung. Sie ziehen damit junge Leute an. Aber Karneval gehört dazu. Wir haben uns immer um den Spagat aus Brauchtum und Show bemüht.
Welche Entwicklung gefällt Ihnen?
Die Karnevalszüge haben sich positiv entwickelt. Da machen die Leute vom Hauptausschuss einen guten Job. Die jungen Gesellschaften stellen neue Tanzgarden zur Verfügung, auch das ist positiv.
Erhält Karneval gesellschaftlich genug Anerkennung?
Karneval war für mich nie Thekenstehen und Bierkrugstemmen. Wir gehen zu den Leuten, die nicht in die Säle kommen können. Im sozialen Bereich, mit dem Besuch in Alteneinrichtungen – da sind viele Oberhausener Gesellschaften in ihren Stadtteilen ganz stark.
Was hat Ihnen der Karneval bisher persönlich gebracht?
Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt. Dafür musst du mit viel Herzblut dabei sein.