Katharina Stiebing leitet seit 2008 das der städtischen Musikschule angegliederte Junge Orchester Oberhausen. Mit ihren Musikern sieht man sie auch schon mal im Sinfoniekonzert in Reihen der Hörer.
In Duisburg heißt es „klasse klassik!”, in Mülheim gehen sie gar in die „Klassik-Offensive”. In Oberhausen hat Katharina Stiebing, die seit 2008 das Musikschul-Ensemble „Junges Orchester Oberhausen” leitet, ebenfalls die Zeichen der Zeit erkannt: Wenn klassische Konzerte überlebensfähig sein sollen, dürfen sie keine Seniorenveranstaltung sein. Wenn einmal pro Saison im Rahmen der Sinfoniekonzerte die „Solisten im Konzertexamen” an der Reihe sind, neuerdings unter dem verpflichtenden Titel „Musik der Zukunft”, dann kann man die junge Dirigentin schon mal mit der Hälfte ihres Orchesters in den Reihen der Hörer antreffen. Was den Altersdurchschnitt gehörig senkt.
„Der Besuch der Konzerte ist natürlich keine Pflicht, aber viele gehen gerne mit”, sagt Stiebing. Sicher auch so etwas wie eine leichte Form von produktivem Gruppenzwang. Herdentrieb. Wie auch immer: „Die Examenskandidaten auf der Bühne sind vom Alter her nicht so weit weg von unseren Leuten”, so Katharina Stiebing. „Das stiftet Identifikation.” Und die motiviert die jungen Menschen natürlich bei ihrem eigenen Musizieren.
Rheinisches Orchester Duisburg
Stiebing kennt die Arbeit mit Kindern ebenso wie mit Erwachsenen: In Duisburg leitet sie das Rheinische Orchester, ein Laienensemble. Beides macht ihr riesigen Spaß. Doch bei den Kindern findet sie es ganz besonders spannend, „den Prozess vom Anfang der Proben bis zum Konzert zu erleben. Und dann das Aufatmen, wenn es geschafft ist.”
Stiebing findet die Lust am Musizieren sehr wichtig, kann aber die Zügel auch schon mal enger anziehen: „Sonst wird in den Proben nicht mehr geübt, sondern nur durcheinandergeredet.” Im Übrigen ist sie sicher: „Man darf die Kinder nicht überfordern, aber erst recht nicht unterschätzen.” Will sagen: Die Literatur muss so gewählt sein, dass sie zu bewältigen ist, aber die Kinder auch daran wachsen können. Statt ein zu schwieriges Stück zu versemmeln, lieber ein machbares gut spielen.
Etwa Griegs „Peer-Gynt”-Suite. „Beim Sommerkonzert haben wir 'In der Halle des Bergkönigs' klassisch begonnen, dann stieg die Rockband 'Public Undercover' mit ein. Das war fantastisch”, schwärmt Stiebing. Covern bis die Hallenwand wackelt.
Energievoll und fröhlich
Auch zu Hause, wenn sie eine CD einwirft, darf's gerne mal Rock oder Jazz sein. „Energievolle Musik mag ich, fröhliche Musik, traurige nicht so sehr.” Natürlich spielt sie auch gerne Klavier (ihr Hauptinstrument), hat auch Schlagzeug gelernt und im Orchester schon mal die „Schießbude” bedient. Und fast dasselbe wie Musizieren ist für sie das Tanzen. „Der Tanz ist der Ausdruck meiner selbst”, meint sie, „und das ist ja nicht weit weg von der Musik. Überhaupt hat alles, was ich mache, irgendwie mit Musik zu tun.”
Die gebürtige Frankfurterin, die im Taunus aufwuchs, kam 2004 auf der Suche nach neuen interessanten Projekten ins Ruhrgebiet. In Essen nahm sie das Studium fürs Lehramt mit den Fächern Musik und Geschichte auf (Gymnasium/Gesamtschule), steckt augenblicklich im Examen.
Prägend wurde die Begegnung mit dem aus Oberhausen stammenden Dirigenten Oliver Leo Schmidt, bei dem sie an der Folkwang Hochschule Orchesterleitung lernte und dessen Assistentin sie wurde. Und da schließt sich der Kreis: Schmidt dirigiert die Examenskonzerte in der Luise-Albertz-Halle.