Oberhausen. . Bundestags-Neuling Roman Müller-Böhm führt jetzt die Oberhausener Liberalen. Generationswechsel beim Kreisparteitag.

Überraschender Führungswechsel bei den Oberhausener Liberalen: In einer Kampfabstimmung löste Roman Müller-Böhm (25), der neue Bundestagsabgeordnete, am Samstag beim Kreisparteitag der FDP im Bistro Jahreszeiten in Sterkrade die amtierende Kreisvorsitzende Regina Boos (57) ab. Die Kandidatur war nicht angekündigt. Und ihr folgten weitere Kampfabstimmungen, bei denen die Oberhausener FDP einen Generationswechsel vollzog. Dennoch bot die Partei dabei kein Bild der Zerstrittenheit.

Deutlich mehr Teilnehmer als sonst

Regina Boos, seit 2009 auch Stadtverordnete, nahm es sportlich, als sie dem Newcomer Müller-Böhm mit 16 zu 27 Stimmen unterlag. Mit 43 Personen, darunter etwa ein Drittel unter 30 Jahre alt, hatte der Kreisparteitag deutlich mehr Teilnehmer als die sonst üblichen 30. Boos verlor auch eine Kampfabstimmung als Delegierte für den Landesparteitag. Mit großer Mehrheit wurde sie aber zur ersten Stellvertreterin des neuen Parteivorsitzenden gewählt.

„Wir haben einen Generationswechsel“, erklärte sie anschließend auch mit dem Hinweis darauf, dass es in ihrer achtjährigen Amtszeit als Kreisvorsitzende schließlich gelungen sei, die Nachwuchsorganisation Junge Liberale in der Stadt neu aufzustellen. „Junge Menschen müssen unterstützt werden“, sagte sie. Juli-Vorsitzender René Bagatzky (23) ist künftig Pressesprecher der Oberhausener FDP.

Zu den Verlierern der Vorstandswahl gehörte auch Immanuel Schuler aus Osterfeld, der dortige Ortsverbandsvorsitzende. Er un­terlag in zwei Wahlgängen um die Position als zweiter Stellvertreter des Kreisvorsitzenden knapp ge­gen Thomas Kattler, den Vorsitzenden des FDP-Ortsverbandes Sterkrade, und schied ebenso als gewähltes Mitglied aus dem Vorstand aus wie Hans-Otto Runkler, der Chef der FDP-Ratsgruppe.

Runkler lehnte es ab, erneut für den Vorstand zu kandidieren. „Ich will erst einmal beobachten, wie der neue Kreisvorstand unter den veränderten Vorzeichen arbeitet“, erklärte er.

Kandidatur im Vorfeld nicht angekündigt

Neuer FDP-Schatzmeister ist Marc Hoff, zugleich Vorsitzender des FDP-Ortsverbandes Alt-Oberhausen und Be­zirksvertreter. Der bisherige Pressesprecher setzte sich in einer Kampfabstimmung gegen Ulrike Schwarz durch, die damit auch aus dem Vorstand ausgeschieden ist. Denn eine Kandidatur als Schriftführerin lehnte sie ab. Diese Funktion übt künftig in der Nachfolge von Müller-Böhm Reinhard Seliger aus.

Keine Gegenkandidaten gab es bei den drei Beisitzer-Posten. Sie gingen an Leo Maas, Margret Schreiber-Eitschberger und Christian Opdenhövel. Damit gehören dem Kreisvorstand künftig sieben Männer und zwei Frauen an.

Auf die Frage, warum er seine Kandidatur nicht im Vorfeld angekündigt habe, erklärte Roman Müller-Böhm der Versammlung, er habe es sich damit nicht leicht gemacht, sondern längere Zeit darüber nachdenken müssen, als er gebeten worden sei, zu kandidieren.

Vorbereitung auf die Kommunalwahl 2020

Als politische Weichenstellung für ei­nen Kurswechsel der Liberalen in der Oberhausener Kommunalpolitik wollte er seine Wahl nicht verstanden wissen. Zwar bereitet sich die Partei schon seit einiger Zeit auf die Kommunalwahl 2020 vor. Sie will dabei wieder Fraktionsstärke im Rat der Stadt erreichen, also mindestens drei statt heute zwei Sitze gewinnen.

Wichtiger ist ihm, dass die Partei auch hier die Themen voranbringt, mit denen sie bei den letzten Wahlen gepunktet hat: die Digitalisierung der Stadtverwaltung, überhaupt die Ausrichtung der Stadtgesellschaft auf die gewaltigen digitalen Umwälzungen, vor denen die Gesellschaft nach seiner Überzeugung noch steht. „Wir brauchen außerdem ein urbanes Feeling mit mehr Lebensqualität“, sagt er am Samstag. Schließlich müssten die städtischen Planungszeiträume an die aktuellen Entwicklungen angepasst werden.

>>>Info: Die Liberalen in Oberhausen

Roman Müller-Böhm (25) wohnt derzeit noch in Mülheim/Ruhr, wo er aufgewachsen ist. Er ist aber auf Wohnungssuche in Oberhausen. Der Jurastudent ist der jüngste Abgeordnete des neuen Bundestages, war als Spitzenkandidat der Jungen Liberalen auf einem aussichtsreichen Listenplatz aufgestellt worden und hatte in Oberhausen/Dinslaken seinen Direktwahlkreis.

Die letzten Wahlergebnisse der FDP Oberhausen lauteten: 2,8 Prozent bei der Kommunalwahl 2014, 8,6 Prozent bei der NRW-Landtagswahl 2017 und 9,5 Prozent bei der Bundestagswahl im September 2017.

Die Zahl der Mitglieder der FDP in Oberhausen hat sich in den letzten beiden Jahren um rund 30 Prozent auf zur Zeit 100 erhöht.

Die FDP veranstaltet monatlich Stammtische. Der nächste ist am Donnerstag, 15. Februar, 19 Uhr, im „Gdanska“ am Altmarkt.