oberhausen. . Mysteriöses Loch auf Museumsgelände gibt Blick auf Reste der Rösterei frei. Spannendes Stück Geschichte – oder drohen Statik-Probleme und Gifte?

Die geplanten Umbauarbeiten auf dem Gelände der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg haben noch gar nicht begonnen, da tut sich schon auf mysteriöse Art und Weise ein Loch auf – und weist auf die Geschichtsträchtigkeit des Areals hin. So wurde nun, rein zufällig, der womöglich älteste erhaltene Teil der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg entdeckt: das unterirdische Gewölbe einer Röstanlage aus den 1880er-Jahren.

So richtig ernstgenommen hat Museums-Leiter Burkhard Zeppenfeld den Anruf seines Mitarbeiters vor etwa einem Jahr nicht. „Da ist ein Loch“, habe der gemeldet, nachdem ein Container abgeholt worden war, in dem Ziegelsteine und Abfälle steckten. Ein Baum war so gewachsen, dass er eine – historische – Mauer zum Nachbargelände beschädigt hatte. Es wurde renoviert, der Müll in den Container geladen. Und als der weg war, war da plötzlich dieses Loch, etwa 30 Zentimeter groß.

„Und dann standen wir zu dritt herum und haben reingesehen“, erzählt Zeppenfeld. Es fiel etwas Licht hinein, doch erkennen konnten sie nichts. Bis einer der Männer eine geniale Idee hatte: „Wir haben ein Handy an einem Band befestigt, runtergelassen und dort ein Video gedreht.“ Was es zu sehen gab: ein ausgemauertes Gewölbe und Farben. Blau und Gelb konnten sie erkennen. Und dass es etwa anderthalb Meter tief hinunter geht.

Die Recherche in Plänen des Stadtarchivs bestätigte eine Vermutung: Es muss sich um Überreste der zweiten Röstanlage der Zinkfabrik handeln. Eine kleine Sensation, denn sie wurde vermutlich um 1880 herum erbaut und das, was dieses mysteriöse Loch freigelegt hat, wäre damit der älteste erhaltene Teil des Industriedenkmals.

„Schweine-Arbeit“ für Malocher

Was in den Röstanlagen genau geschah, erklärt Burkhard Zeppenfeld: „Die Erze wurden erhitzt und bewegt, wodurch Luft durch die Erzmasse strömte. Der Sauerstoff in der Luft verband sich mit dem Schwefel im Erz und so entstand Schwefeldioxid, eines jener Rauchgase, die großflächige Verschmutzungen hervorgerufen haben.“ Dieser Vorgang, der notwendig war, um die Zinkerze für die Verhüttung vorzubereiten, sei „eine Schweine-Arbeit“ gewesen für die malochenden Männer. Anschaulich machen dies auch einige Exponate der Dauerausstellung „Schwerindustrie“, die nur noch bis Ende April zu sehen ist.

Die Farbigkeit der Mauern weise auf die Chemikalien von einst hin: Gelb steht für Schwefel. Vor der Eröffnung des Museums „Alte Zinkfabrik“ im Jahr 1997 sei alles gereinigt worden. „Chemische Stäube und Gifte wurden versiegelt und verbaut“, sagt Zeppenfeld. „Das ist alles auf dem Gelände verklappt.“

Zurzeit schützt eine Stahlplatte noch das Gewölbe – nicht nur, um das historische Erbe zu bewahren, sondern vor allem, um das Grundwasser nicht mit den vermutlich noch vorhandenen Giften zu verunreinigen. Die Stadt will prüfen, wie groß der unterirdische Fund ist. Erst dann wird Zeppenfeld wissen, ob das Gewölbe bis unter die benachbarten beiden Gebäude reicht. Das wäre eine Katastrophe, denn zumindest eines davon ist fest eingeplant im neuen Museums-Zuschnitt. Im besten Fall, so hofft er, ist das Ganze ein für Umwelt und Statik harmloser Fund – und wird für die Museumsbesucher sichtbar gemacht, als neues Highlight der künftigen Dauerausstellung.

>>>Info: Geschlossen wegen der Umweltprobleme

Die Zinkfabrik Altenberg war rund 130 Jahre in Betrieb und war auf die Herstellung von Blechen für den Bau spezialisiert.

1981 wurde die Zinkfabrik geschlossen, vor allem wegen der Umweltprobleme. Die Stadt fand nach dem Erwerb des Werksgeländes eine stark kontaminierte Brachfläche vor. Der Boden und die Gebäude wiesen hohe Belastungen mit Blei, Cadmium und Schwefelverbindungen auf.