OBERHAUSEN. . Der Kunstverein zeigt in der Panoramagalerie zwei Große der aktuellen Szene: Cornelia Schleimes „Seidenspinnerei“ und Maik Wolfs „Nukuhiva Map“.
Nuku Hiva ist die größte der kleinen Marquesas-Inseln inmitten des Pazifischen Ozeans. Von den Polynesiern auf Nuku Hiva erzählt Herman Melville in seinem Debüt-Roman „Typee“. 46 Jahre später ging hier der „Schatzinsel“-Erzähler Robert Louis Stevenson an Land. Maik Wolf nennt seine Ausstellung in der Panoramagalerie des Schlosses Oberhausen „Nukuhiva Map“ – doch die tropischen Schönheiten unter Palmen sind im Kabinett nebenan zu sehen: auf Seide gemalt von Cornelia Schleime.
Als Gast der Ludwiggalerie präsentiert der Kunstverein Oberhausen in einer Doppelausstellung zwei „namhafte Berliner Künstler mit internationalem Ruf“, so der Vereinsvorsitzende Ortwin Goertz. Es ist eine Gegenüberstellung reizvoller Kontraste: Menschenleere Märchenarchitektur hier – dort zarte „Mädchenbilder“, wie die Künstlerin selbst ihre Gemälde auf schimmernder Seide nennt.
Maik Wolfs übermannshohe Hochformate leuchten mit Nachthimmeln wie aus den Gemälden des größten deutschen Surrealisten Franz Radziwill. Und der 54-Jährige aus dem sächsischen Pirna macht auch keinen Hehl aus seiner Inspiration: „Ich bin ein großer Fan von Radziwill, von seiner Farbigkeit.“ Mit den fantastischen Architekturen im Vordergrund dieser Radziwill-Himmel toppt Wolf allerdings seinen Vorbildner: Da stehen gründerzeitliche Holzvillen wie Baumhäuschen im Geäst – unter ihnen eine Scheibenstapel wie aus einem zusammengesunkenen Parkhaus.
Maik Wolf sammelt solche Architektur- und Natur-Details in einer eigenen Bilderdatenbank. Jedes Gemälde ist komponiert aus 200 solcher Elemente. So türmen sich penibel-realistisch nach ausgefeilten Skizzen gemalte Details zu fantastischen Bauten: Architektur, wie man sie noch nie gesehen hat. „Es sind eher Monumente“, sagt Wolf, „fast Denkmäler oder Skulpturen“. Kulturdezernent Apostolos Tsalastras fühlte sich von diesen Stadtlandschaften zwischen Utopie und Apokalypse inspiriert, hier den „Arbeitskreis Zukunftsstadt“ tagen zu lassen.
Wie einst Wiens Jugendstil-Punk
Zwischen den Epochen changieren Cornelia Schleimes zart kolorierte Mädchen-Bildnisse, sämtlich im quadratischen Format. Sie zeigt Schönheiten in Krinolinen und unter großen Hüten, zeigt einen weiblichen Zentaur mit fliegenden Zöpfen, zeigt aber auch punkig-freches Mienenspiel. In Linienführung und Farbauftrag zeigt sich der Jugendstil-Punk Egon Schiele als ihr naher Verwandter. Schließlich war die 64-jährige Cornelia Schleime in der beengten DDR-Subkultur einst selbst Sängerin der Punkband „Zwitschermaschine“. Das Harte im Zarten ihrer „Seidenspinnerei“ könnten flüchtige Betrachter flugs übersehen.
>>> „NUKUHIVA MAP“ UND „SEIDENSPINNEREI“
Die Ausstellung, entstanden in Kooperation mit der Berliner Galerie Michael Schultz, eröffnet am Sonntag, 4. Februar, um 15 Uhr in der Panoramagalerie. Maik Wolf ist dann anwesend.
Zu sehen bleiben „Nukuhiva Map“ und „Seidenspinnerei“ bis zum 22. April. Der Eintritt ist frei; online ludwiggalerie.de