oberhausen. . Gymnasiasten des „Bertha“ organisieren ein Essen für Flüchtlinge. In der Mensa gibt es Lammfleisch und Biskuit-Nüsse - und Lob vom Schulleiter.
Düfte wie aus 1001 Nacht verwandelten die Mensa des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums am vergangenen Mittwoch in einen Basar. Der Grund dafür: Die Sozial-AG, die sich „Bertha cares“ (auf Deutsch: Bertha kümmert sich) nennt, hatte Flüchtlinge in Kooperation mit der Organisation „Welcome Dinner Oberhausen“ zu einem gemeinsamen Abendessen in die Schule eingeladen.
„Wir wussten, dass diese Organisation solche gemeinsamen Essen ausrichtet“, erzählt Mitinitiatorin Ina Freiling. Der Kontakt sei über die sozialen Medien zustande gekommen. Talaat Hassan vom „Welcome Dinner“ erklärt die Idee: „Sie schaffen eine Verbindung zwischen uns Flüchtlingen und Deutschen und es entstehen zum Teil sogar Freundschaften.“
Es entstehen Freundschaften
Der 32-Jährige weiß, wovon er spricht, denn auch er ist vor anderthalb Jahren aus Syrien geflohen und hat anschließend selbst an einem „Welcome Dinner“ teilgenommen. „Ich bin damals von einer Familie nach Hause eingeladen worden. Heute sind wir gut miteinander befreundet.“
Das Besondere am „Welcome Dinner“: Jeder bringt ein Gericht aus seiner Heimat mit. Da die rund 30 Menschen an diesem Abend aus zehn verschiedenen Nationen stammen, ist die Auswahl der Speisen vielfältig. Hala Alzobi hat Shakeria mitgebracht. Dabei handelt es sich um einen Auflauf mit Lammfleisch, Joghurt und Zwiebeln. In ihrer Heimat Syrien ist das ein beliebtes Gericht. Auch die Schüler der AG haben Speisen dabei. Alinda (13), deren Vorfahren aus dem Kosovo stammen, tischt Pjeshka, ein landestypisches Gebäck des Balkanstaates, auf. Dieses besteht aus einer Walnuss oder Haselnuss in der Mitte, umhüllt von Marmelade und Biskuit-Teig. Abschließend wird das Gebäck in Pfirsichsaft getränkt.
„Ich habe überhaupt keine Berührungsängste“
Am Tisch unterhält sich jeder mit jedem, obwohl die Schüler die Flüchtlinge noch nie zuvor gesehen haben. „Ich habe überhaupt keine Berührungsängste“, sagt Melin (14). „Die Leute sind arm dran. Ich mache so etwas gerne. Wenige engagieren sich. Die meisten reden nur, aber machen nichts.“ Auch bei den Flüchtlingen kommt der Abend gut an: „Es ist wichtig für mich, neue Menschen kennenzulernen“, sagt Khalifa (21). „Heute besteht dazu die Gelegenheit.“
Mit dieser positiven Resonanz ist auch Anja Reichstein zufrieden. Die junge Lehrerin rief die Sozial-AG vor einem Jahr ins Leben. Seitdem treffen sich die Schüler einmal pro Woche und planen Projekte. Dazu gehört ein regelmäßiger Besuch im Friedensdorf. „Wenn man mit den verletzten Kindern spielt, schätzt man viel mehr, was man im Leben eigentlich hat“, sagt Schülerin Senne (14) nachdenklich.
Das Engagement der Schüler bleibt auch Schulleiter Sascha Reuen nicht verborgen. In seiner Ansprache lobt er die AG in den höchsten Tönen: „Euer Engagement ist großartig.“