oberhausen. . Oberhausener Schüler gedenken gemeinsam der Opfer der NS-Tyrannei. Schicksale sind ihnen genauso wichtig wie Fakten.
73 Jahre oder 26 645 Tage danach: Die Befreiung des Konzentrationslagers in Auschwitz liegt ohne Frage weit zurück. Doch dass die Opfer des Nazi-Regimes auch in Oberhausen längst nicht vergessen sind, wird an diesem Montag in der Aula des Bertha-von-Suttner-Gymnasiums deutlich.
Zwei Tage nach dem offiziellen Gedenktag (27. Januar) sind rund 400 Schüler, aber auch Lehrer, Eltern und Zeitzeugen gekommen, um sich daran zu erinnern, was damals für immer verloren ging: Die Menschen, die in Auschwitz und anderswo umkamen, ermordet, ja vernichtet wurden. „Mit diesen Menschen ist auch viel Kreativität und Kultur für die gesamte Menschheit unwiederbringlich vernichtet worden“, betont die 16-jährige Schülerin Steffi.
Steffi ist nicht nur in der elften Klasse der Oberstufe, sondern auch Mitglied der Antifa-AG. Ihre schwarze Kleidung drückt Trauer aus. Ihre Stimme aber ist fest und bestimmt, als sie und ihre Mitstreiter auf der Bühne von Stefan Zweig, Felix Nussbaum, Walter Benjamin oder Anne Frank erzählen. „Fakten sind immer wichtig.“ Um die Erinnerung an die Opfer zu bewahren, brauche es für die 16-Jährige aber mehr als Erinnerungen. „Die Schicksale sind das, was die Menschen immer berühren wird. Unsere Aufgabe ist, daran zu erinnern.“
Populisten sind weltweit auf dem Vormarsch
Damit ist sie nicht allein: Oberbürgermeister Daniel Schranz stört in seiner Rede, „dass immer mehr Leute den Holocaust verharmlosen und sogar ganz leugnen“. Es stimmt leider, was er sagt: Populisten sind weltweit auf dem Vormarsch. Jüdische Synagogen, Kindergärten oder Schulen brauchen überall Polizeischutz. Ein Zustand, der für den OB unhaltbar ist. Sein Appell an die Schüler: „Junge Menschen wie ihr seid nicht verantwortlich für die Vergangenheit, aber ihr seid verantwortlich für das Heute und Morgen.“
Am Einsatz mangelt es nicht: Sieben Schulen beteiligen sich an der Gedenkfeier. Chöre singen, Schüler lesen Gedichte von Schiller und Brecht. Dazwischen immer wieder Hinweise auf die Schicksale der Verfolgten. Am Ende wieder ein Chor, das Lied: „Shalom Chaverim“ (deutsch: Friede sei mit Euch). Vor 26 645 Tage war so ein Lied unvorstellbar – das ist nicht vergessen.