Oberhausen. „Dein Name“ zieht ganz junge Theaterbesucher in seinen Bann. Sie lachen glucksend mit, staunen und lauschen – nur eine läuft schreiend davon.

Schuld war die Posaune. Warum nur mussten sie auch mit einer Posaune beginnen, einem so richtig lauten Instrument? Und dann baut sich der Spieler auch noch direkt vor uns auf, im Saal 2 des Theaters, und eröffnet mit einem kräftigen, langen Ton das Kinder-Stück „Dein Name“. Damit ist für meine Tochter die Vorstellung beendet. Sie weint laut los, hält sich die Ohren zu: „Hause gehen!“ Mein Mutterherz schwappt über vor Mitgefühl, doch ich bleibe sitzen, während Papa sie rausträgt – und darf erleben, wie liebevoll man Theater für ganz kleine Zuschauer inszenieren kann.

Kuscheln in der Daunendecke

Große Augen machen die Kinder, als die Schauspieler Burak Hoffmann, Ronja Oppelt und Karsten Süßmilch zu jedem Einzelnen hingehen, ihm die Hand reichen und nach seinem Namen fragen. „Schön, dass du da bist.“ Später werden sie Felix, Rajan und die anderen noch in ihr Spiel einbauen, sie damit erneut ansprechen, ein kluger Griff, um die Kleinen bei der Stange zu halten. Doch die drei schaffen es auch ohne Tricks, ein Dutzend Gäste im Kindergartenalter für 35 Minuten in ihren Bann zu ziehen – Respekt!

Eine große Kuschellandschaft ist das Herz der Bühne, die eigentlich keine ist. Wir sitzen um das Karree herum, auf niedrigen Bänken, vor uns die Daunendecke in XXL auf dem wollweißen Teppich, auf den auch wir die Füße stellen, die Schuhe haben wir ausgezogen. Fast mittendrin, widerstehen doch alle dem Impuls, hineinzulaufen ins Bild, sich reinplumpsen zu lassen in das, was wie ein Bett aussieht.

Knuddeln und knuffen

Es wird keine stringente Geschichte erzählt, sondern ganz altersgemäß gespielt – mit Gefühlen, die selbst Zwei- und Dreijährige schon gut kennen. Wenn Elfriede, Frederik und Burkhard ausgelassen herumalbern, kriegen die Kinder sich kaum ein vor Lachen. Es wird geknuddelt und geknufft, Kissen fliegen durch die Luft. Ein Fuß schaut heraus, eine Hand, ein Kopf – Quietschen und Kreischen im Publikum. Niedlich, zu sehen, wie die Mädchen und Jungen alles mit dem ganzen Körper miterleben. Alles ist ein wenig clownesk, driftet aber nicht ab.

Immer wieder wird Musik eingebaut – und die kann auch ganz anders: Selbst die Posaune spielt an einer Stelle ganz, ganz leise, beinahe wie gehaucht. Der Rand eines Wasserglases klingt wunderbar und auch der kleinen Sansula, einem Instrument aus der Familie der Lammelophone, entlockt Karsten Süßmilch Töne, die so angenehm sind, dass niemand schreiend davonlaufen müsste. In verträumten Szenen mit gedämpftem Licht kehrt Ruhe ein, nachdem getobt und auch mal gestritten wurde („Nein! – Doch! – Nein! – Doch!“)

Philosophische Fragen

„Magst du, wie du heißt?“, fragen die Darsteller zu Beginn einander. Da können die Kinder ihnen bestimmt noch folgen. Zum Schluss wird es philosophischer: „Wie würdest du aussehen, wenn du meinen Namen hättest?“, „Woher wussten deine Eltern, wie sie dich nennen sollen?“ Den Kindern ist es egal, sie staunen und schauen, fühlen sich angesprochen und bestimmt auch ernstgenommen. Und der komplexe Text ist schöne Denkanregung für die Eltern.

Theater für ganz Kleine – Experiment gelungen, würde ich sagen, nur leider nicht für meine Kleine, der ein schönes Erlebnis entgangen ist. Wir kommen wieder, für ein Stück ohne Posaune.

>>> Weitere Aufführungen

Weitere Aufführungen von „Dein Name“ gibt es am 30./31.1. und am 16./18./19.2. Das Stück ist für Kinder ab 2 Jahren.