Oberhausen. . Wo Konfetti und Klopapier fliegt, da ist die Horror-Show nicht weit: Mitmach-Musical rockt am Wochenende die Oberhausener Fans.
„Einfach nur genial“, sagt Kerstin Unterberg, als sie langsam die Stufen zum Ausgang emporsteigt. Gerade ist der Vorhang der Rocky-Horror-Show nach knapp zwei Stunden zum dritten und letzten Mal gefallen, aber etwas Konfetti hängt ihr immer noch im Haar. Macht gar nichts. Glücklich und zufrieden gehe sie nach Hause, erklärt die 52-Jährige.
Sie ist wie alle in der König-Pilsener-Arena am Freitagabend ein Fan des Kult-Musicals, das die meisten mit einem Grinsen in die Nacht entlässt. Ihr Lieblingslied „I’m just a sweet transvestite“, gesungen von Gary Tushaw alias Frank N. Furter vereint dabei die frivol freche Atmosphäre des ganzen Stücks in einem Song. Es wird nicht ihre letzte Show gewesen sein, ist sich Kerstin Unterberg sicher und lacht. Klar, wenn Rocky seine Muskeln spielen lässt, kann niemand widerstehen.
Als der Sturm aufzieht, wird es nass. Doch wo kommt der Regen nur her? Das Dach ist intakt und dicht – trotzdem haben die treuen Fans längst eine Zeitung über dem Kopf. Clever. Was jeder weiß: Wenn Brad Majors und Janet Weiss – gerade frisch verlobt – durch die Nacht fahren, bleibt kaum ein Fan trocken. Das Nassmachen ist bei der Rocky-Horror-Show einer von vielen Mitmach-Momenten, unvorhersehbar aber ist er nicht. Denn auf den Toiletten wurden die Wasserpistolen vorher akribisch durchgeladen und entsichert.
Die Erwachsenen-Sicherung knallt durch
Wer gerne veräppelt wird, der brüllt immer dann „boring“ (Englisch für langweilig) Richtung Bühne, wenn der Erzähler die Story auf Deutsch weiterspinnt. Auf der aktuellen Tour ist Schauspieler Sky du Mont um eine trockene Antwort nie verlegen: „Wenn es hier so langweilig ist, wieso hast du dir dann eine teure Karte gekauft?“, kontert er beispielsweise spöttisch. Davor und danach hält es einige Fans eh nicht mehr auf ihrem Stühlen – beim „Time Warp“ ist ein „jump to the left, and then a step to the right“ unvermeidbar, kurz bevor die Hüften rhythmisch kreisen.
Spätestens als Gehilfe Riff Raff (Stuart Matthew Price) seine Stimme hebt um „There’s a light“ zu singen, knallt nicht nur fast das Sektglas in der Hand, sondern den meisten Fans die „Erwachsenen-Sicherung“ endgültig durch: Diese Show schafft, was im Alltag oft zu kurz kommt – sie sorgt für kindlich gute Laune, Albernheit und ist einfach zum Mittanzen, Mitfühlen und Mitmachen gedacht.
Herrlich verrückt
Genau das macht den Reiz der verrückten Nummer aus: So herrlich unkonventionell das Spiel mit dem Erzähler oder das Ausbuhen der Rolle des Dr. Everett Scott ist – die Geschichte um Brad und Janets Reise fasziniert weltweit; und das bereits seit 1973. So vorgetragen wie in Oberhausens Arena, nämlich in jeder Rolle top besetzt, mit erstklassigen Sängern und einer Live-Band par excellence, wird die eigenartige Begegnung mit dem exzentrischen Transvestit Frank N. Furter und seiner Entourage von einem fremden Planeten mit Sicherheit kein Ende nehmen. Der letzte Vorhang ist also längst nicht gefallen – und das ist gut so!
>> Weitere Aufführungen in Düsseldorf
Wer die Shows am Wochenende verpasst hat, muss nicht leer ausgehen. Es gibt eine letzte Chance für Nordrhein-Westfalen. Im Capitol Theater Düsseldorf finden noch Aufführungen statt – und zwar vom 24. April bis zum 6. Mai.
Die Ticketpreise liegen je nach Kategorie und Vorstellung zwischen 36 und 97 Euro. Erzähler werden an dieser Spielstätte dann aber abwechselnd die Schauspieler Sky du Mont (wie in Oberhausen) und Martin Semmelrogge sein.