Oberhausen. . Die Vestische testet zusammen mit Oberhausen eine Linie mit elektrischen Bussen. Doch im Grund halten deren Chefs viel mehr von Dieselbussen.

Die Vestische, das Verkehrsunternehmen des Kreises Recklinghausen (beteiligt sind auch die Städte Bottrop und Gelsenkirchen), sieht einen Umstieg auf Elektro-Busse skeptisch. Sie favorisiert „saubere“ Diesel-Motoren, wie Geschäftsführer Martin Schmidt sagt. „Wirtschaftlichkeit und Folgekosten werden bei uns weiter im Fokus stehen.“ Schmidt ist der Überzeugung, Klima und Umwelt damit einen größeren Gefallen zu erweisen als mit dem Kauf von E-Bussen, zumal der Strom zum großen Teil aus fossilen Energieträgern gewonnen werde.

Bogestra kauft 20 Elektro-Busse

Bei den Stadtwerken Oberhausen (Stoag) sieht das etwas anders aus. Auch hier besteht der Großteil der Fuhrparks zwar ebenfalls aus Dieselbussen, zuletzt im November hatte das Unternehmen zudem 15 neue Dieselbusse gekauft. Doch setzt die Geschäftsleitung darauf, nach und nach den Bestand an E-Fahrzeugen zu erhöhen. Neben 16 weiteren Dieselbussen sollen in diesem Jahr drei E-Busse angeschafft werden. Vor allem bei Oberhausens Grünen stieß die Ankündigung auf Kritik: Die Partei fordert mehr E-Busse.

Auch andere Städte im Ruhrgebiet setzen auf eine andere Strategie als die Vestische. Die Bogestra beispielsweise, die Verkehrsgesellschaft aus Bochum und Gelsenkirchen, will 20 neue E-Busse bis zum Jahr 2020 anschaffen. Mehr als 10 Millionen Euro will sie dafür ausgeben. Gut vier Millionen Euro erhofft sie sich aus dem „Sofortprogramm Saubere Luft“ der Bundesregierung für von Dieselfahrverboten bedrohte Kommunen.

„Mit diesen Anstrengungen zur Luftreinhaltung wird die Bogestra dann rund zehn Prozent ihres Fuhrparks rein elektrisch betreiben und damit die Nummer 1 im Ruhrgebiet sein“, sagt Gelsenkirchens OB Frank Baranowski.

Bedenken wirtschaftlicher Art

Die Vestische, auch auf Oberhausener Stadtgebiet unterwegs, macht eine andere Rechnung auf. Mit einer staatlichen Förderung von zwei Millionen Euro könne man vier Batterie-Busse im Standard-Format anschaffen. Mit der selben Summe ließen sich auch 100 ältere Dieselbusse auf Euro-6-Norm umrüsten. Der Gewinn für die Umwelt – die Reduzierung von Stickoxiden – wäre bei dieser Lösung 23 Mal größer als bei der Neuanschaffung von vier E-Bussen, betont Geschäftsführer Schmidt.

Die Bedenken der Vestischen sind vor allem wirtschaftlicher Art: E-Busse seien doppelt so teuer wie ihre Diesel-Pendants, hätten ein Drittel weniger Fahrgast-Kapazitäten und eine geringere technische Verfügbarkeit. Zudem müssten Betriebshöfe und Werkstätten umgerüstet und Ladestationen (Stückpreis: 200 .000 Euro) errichtet werden. Auch Ersatzbatterien für die E-Fahrzeuge kosteten eine sechsstellige Summe.

>>> TESTWEISE ZAPFT DIE VESTISCHE STOAG-STROM

Trotz ihrer Vorbehalte geht die Vestische in diesem Jahr mit einem vom Bund geförderten Elektro-Bus in den Praxistest. Rollen soll er auf der Linie 979 vom ZOB Bottrop nach Oberhausen-Sterkrade.

Dort wird das Fahrzeug neue Energie an einer Ladestation der Stoag tanken. „Entscheidend ist für uns, dass wir auf den Aufbau einer eigenen Infrastruktur verzichten können“, sagt Geschäftsführer Martin Schmidt.