Oberhausen. . Die erste Schlagermesse in der Turbinenhalle informiert über das Party-Geschäft. Einsteiger sprechen über die Gema. Profis suchen die Festivals.

Es erinnert an das McDonalds-Phänomen. Angeblich geht keiner hin, trotzdem sind die Verkaufszahlen enorm. Vielleicht hat Veranstalter Michael Lange deshalb zur ersten Fachmesse für Schlagermusik in der Turbinenhalle eingeladen. Selbst wenn mancher Musikfan über den Zicke-Zacke-Kosmos die Nase rümpft, verkaufen sich Eintrittskarten für Schlagerpartys ausgezeichnet. Alleine in Oberhausen gibt es eine zweistellige Anzahl von wiederkehrenden Feten-Serien. Die größte davon, Oberhausen Olé in der Neuen Mitte, lockt jährlich 30 000 Fans an.

Möchte im kommenden Jahr mit seiner Messe in die Turbinenhalle Oberhausen zurückkehren: Schlagerkult-Chef Michael Lange.
Möchte im kommenden Jahr mit seiner Messe in die Turbinenhalle Oberhausen zurückkehren: Schlagerkult-Chef Michael Lange. © Kerstin Bögeholz

Die Turbinenhalle ist im Ballungsraum Ruhrgebiet mit seinem feudalen Schlagermarkt also nicht zufällig gewählt. Dabei geht es bei der eintägigen Messe am Mittwoch weniger um Zahlen und Tortendiagramme, sondern vielmehr um Emotionen. „Wir wollen der Schlagermusik eine professionelle Plattform bieten. Es geht auch um Anerkennung“, sagt Messe-Chef Lange.

Im Mainstream-Radio, so beklagt die Szene seit Jahren, werde deutsche Schlagermusik immer noch stiefmütterlich behandelt. Dieses Thema füllt bei der Schlagerkult-Messe ein Podium.

Nein, bei einer Schlagermesse wird nicht nur gesungen. Und „Olé“, „Hossa“ oder „Fiesta“ schallt auch nicht aus jeder Ecke, obwohl sich Nachwuchstalente auf zwei Bühnen zeigen und einige Szene-Stars wie Jürgen Drews ihr Kommen für eine Preisverleihung am Abend angekündigt haben. Sänger, Musikverlage, Produzenten, Clubbetreiber und Konzertveranstalter sollen sich durch die Messe finden. Drei Hallen sind gefüllt — rund 40 Aussteller gekommen. Während sich Anfänger bei Workshops über die Rechteverwertung der Gema und die Künstlersozialkasse informieren, hoffen Profis auf den Kontakt zum großen Festival-Manager. Die Sänger wissen: Wer bei einem der renommierten Festivals singt, kann seine Solo-Karriere kräftig anschieben.

Fahrlehrer und Schlagersänger

Auch der aus Kamp-Lintfort stammende Stimmungssänger Ecki hat sich einige Quadratmeter Standfläche gesichert. Auf zwei voluminösen Werbeaufstellern aus Pappe grinst er im grünen Hemd mit roten Hosenträgern — seine Bühnengarderobe. Für die Messe zieht er aber ein feines Sakko über. Auch Schlagermusik ist ein Geschäft!

„Eckifiziert“ steht auf seinen Werbeflyern mit denen er die Zahl der Auftraggeber erweitern möchte. Der gelernte Fahrlehrer bereitet sich derzeit auf sein eigenes Konzert am 10. März im Sterkrader Lito-Palast vor. „Schlagermusik zieht die Menschen aus dem Alltag“, sagt der Sänger. 2000 Fans hat er so bei Facebook gesammelt, die spaßige Laune-Songs wie „Nachts, wenn alles schläft, steig’ ich beim Nachbarn ein“ mitsingen können.

Durch die Schlagermesse sollen noch einige hinzukommen.

Stars wie Helene Fischer („Atemlos durch die Nacht“) oder polarisierende Sänger wie Michael Wendler („Sie liebt den DJ“) stehen für Schlagermusik.

Kenner unterscheiden aber zwischen Genre wie dem klassischen Schlager, Popschlager, Mallorca-Schlager und Stimmungsschlager, die in Tempo und Produktion variieren.