Oberhausen. . Die Kabarett-Reihe „Nachgewürzt“ gibt es nun schon seit zehn Jahren. Auch die Geburtstags-Show war – mal wieder – ausverkauft.
Seit zehn Jahren gibt es die Kabarettshow „Nachgewürzt“ im Zentrum Altenberg. Auch zum Jubiläum gab es am Freitagabend für rund 150 Zuschauer ein kurzweiliges Programm mit Marco Jonas Jahn, Christian Hirdes, Benjamin Eisenberg, Matthias Reuter und ihrem Gast Heinz Gröning.
Dabei durften jede Menge Hiebe auf die Berliner Polit-Szene nicht fehlen. Und nicht nur auf sie. In seinem „Jahresrückblick auf 2018“ ging das Quartett davon aus, dass die Groß-Koalitionäre in der Hauptstadt auch im Sommer noch nicht zueinander gefunden haben, sich dafür aber Donald Trump und sein Widersacher aus Nordkorea im Bau riesiger „Atombombenknöpfe“ weiter übertrumpfen werden. Derweil werden geschmeidige Beraterfirmen von Franz Beckenbauer und Gerhard Schröder die Fußball-WM in Russland über die Bühne gebracht haben.
Zuvor hatte Christian Hirdes die Pleite von Beate Uhse als „monetäre Impotenz“ aufs Korn genommen. Dann bekam auch noch die FDP mit ihrer Verweigerungshaltung zur Jamaika-Koalition ihr Fett weg: „Möllemann hat den Absprung rechtzeitig geschafft“, meinte ein bitterböser Benjamin Eisenberg.
Erfolgskurs startet 2008 im Kino
Im weiteren Verlauf des Abends konnten die Spaßmacher ihre jeweiligen Stärken ins Spiel bringen. Und je länger das dauerte, desto mehr Vergnügen hatte das Publikum. Die Veranstaltung war ausverkauft. Da besang Christian Hirdes am Keyboard einen Scheich als Oberhausener Kultur-Mäzen. Matthias Reuter überspitzte mit viel Wortwitz die Password-Sicherheits-Manie in den neuen Medien und Marco Jonas Jahn gab einen Glückskeks-Song zum Besten.
Noch vor der Pause hatte Heinz Gröning („Der unglaubliche Heinz“) seinen ersten großen Auftritt. Er stellte sich mit einem Blitzgedicht vor, sammelte aber vor allem großen Applaus, als er drei aus dem Publikum zugerufene Stichworte gekonnt in einem Lied miteinander verknüpfte. „Man darf sich nur nicht bekloppt machen, dass es nicht klappt“, sagte er hinterher. „Irgendwie geht’s immer. Das eigentlich Lustige ist ja der (Denk-)Prozess, der dabei stattfindet“, sagte der Arzt, der vor 20 Jahren in die Kleinkunst-Szene wechselte, in der Pause.
Mit einer Video-Grußbotschaft von René Steinberg, einem der vier Begründer der Show, ging es nach der Pause weiter. Matthias Reuter präsentierte dann seinen Karnevals-Broschüren-Erklärungs-Song für weibliche Flüchtlinge (Refrain: „Das ist alles nicht so gemeint“ mit den närrischen Anzüglichkeiten) - in Anlehnung an entsprechende Flüchtlings-Flyer in rheinischen Narrenhochburgen. Zwar übersetzte er den Text nicht ins Arabische, lieferte dank der „Nachgewürzt“-Band wohl aber eine Fassung in orientalischer Klangart. Das Publikum reagierte vergnügt darauf.
Es hatte auch viel zu lachen, als Christian Hirdes seine nachplappernde Plüschtier-Giraffe vorführte, Matthias Reuter den Schlagersänger Wolfgang Petry als Hofkomponisten der Berliner Politik verulkte und Heinz Gröning sich über seinen eigenen Vornamen lustig machte. Dass das Format zum Altenberger Dauererfolg werden würde, hatten die Gründer von „Nachgewürzt“ 2008 nicht gedacht. „Ich habe damals mit Marco eine Lesebühne im Walzenlagerkino abgehalten“, erinnerte sich Matthias Reuter. Die habe man dann ausgebaut. Es sei von Anfang an super gelaufen. In Oberhausen gebe es halt ein treues Publikum.
>>> Info: Weitere „Nachgewürzt“-Termine
In der Besetzung René Steinberg, Marco Jonas Jahn, Benjamin Eisenberg und Matthias Reuter ging „Nachgewürzt“ 2008 an den Start. 2012 verließ Reuter die Gruppe. Für ihn kam Christian Hirdes. 2016 schied Steinberg aus, Reuter kehrte zurück.
Termine: 9. und 10. März, 11. und 12. Mai, 21. und 22. September, 23. und 24. November, jeweils um 20 Uhr, jeweils mit neuem Programm und Gast.