Oberhausen. . Rossmann und Thalia schließen: Bestandsaufnahme zu Krise und Chancen an der Markstraße. Einkaufsachse ist seit über 20 Jahren in der Diskussion.

Der Rossmann-Drogeriemarkt hat zum Jahresende 2017 geschlossen, auch die Thalia-Buchhandlung macht bald dicht, viele weitere Geschäftslokale stehen leer – ist die Marktstraße noch zu retten? Eine Bestandsaufnahme, die die Krise, aber auch die Chancen und Vorzüge dieses Standortes beleuchtet.

Tod in Raten vorausgesagt

Seit mehr als zwei Jahrzehnten diskutieren Politiker, Händler und Einkäufer über die Marktstraße. Im September 1996 wurde das Centro eröffnet; der Marktstraße wurde damals von manchen Experten ein Tod in Raten vorausgesagt. Tatsächlich sind die Krisen-Symptome unübersehbar: immer mehr Ein-Euro-Shops, Handyläden und Billigketten, die viele Passanten nerven und abschrecken; vor allem auch jene Leute, die noch die pulsierende Marktstraße der 1960er und 70er Jahre kennen.

Unübersehbare Abstiegs-Effekte

Die Abstiegs-Effekte sind in den letzten zwei Jahrzehnten unübersehbar: Große Kaufhäuser, zuletzt der Kaufhof, haben die Marktstraße verlassen. Das Straßenpflaster, ja die gesamte Stadtmöblierung, sind nicht mehr zeitgemäß. Es fehlt Grün, es fehlen moderne Sitzgelegenheiten, die Aufenthaltsqualität und Lust aufs Shopping wecken.

Inhaber-geführte Fachgeschäfte

Es gibt sie aber nach wie vor: Inhaber-geführte Fachgeschäfte und ansprechende Gastronomie an der Marktstraße. Das sind Geschäftsleute, die nicht einfach wegziehen wollen, die sich diesem Standort verpflichtet fühlen, ihn pflegen und fördern. Uhren und Schmuck Schmiemann, das Einrichtungshaus Hülskemper, die Wein-Lounge „Le Baron“, die ABC-Apotheke, Café Bauer, Dinos Eiscafé – das sind nur einige wenige Beispiele. Nach einer schier unendlichen Zahl von Gutachten, Expertisen und Debatten bleibt also festzustellen: Die Marktstraße lebt immer noch!

Weitere positive Entwicklungen

Das neue Jobcenter wird die Einkaufs-Achse in Höhe Altmarkt deutlich aufwerten und für eine größere Passanten-Frequenz sorgen. Zu den positiven Trends gehört auch, dass die Volksbank schon seit einiger Zeit im ehemaligen Schuhhaus Klauser präsent ist.

Chance: Brückenschlag-Projekt

Mit dem Brückenschlag-Projekt zeichnet sich nun die Chance ab, dass Fördermittel in beträchtlicher, zweistelliger Millionenhöhe in den zentralen Bereich von Alt-Oberhausen fließen. Das ersetzt keine private Investitionsbereitschaft, fördert aber ein Klima der Zuversicht. „Diese Millionen-Euro-Chance gilt es jetzt zu nutzen“ , betont Axel Schmiemann, Vorsitzender von City-O-Management.

„City quasi in freiem Fall“

Das Aus für Rossmann und Thalia – Schmiemann sieht die jüngste Entwicklung mit Sorge. Seit Mitte der 90er Jahre hätten alle Gutachten dem Kernbereich der Marktstraße stets eine Überlebenschance vorausgesagt. Darauf habe das City-O-Management gesetzt und in Kooperation mit Immobilieneigentümern an einer Verdichtung der Marktstraße mitgewirkt. Schmiemann: „In den letzten Jahren vermissen wir allerdings eine zielführende Planung und Steuerung dieses Prozesses, so dass sich die City quasi im freien Fall befindet.“

Schlüsselprojekt: Kaufhof

Ein Berliner Investor hat das Kaufhof-Gebäude erworben. Oberbürgermeister Daniel Schranz sieht das als ein hoffnungsvolles Zeichen und wirbt dafür, dem Investor genügend Zeit zu geben, seine Pläne zu entwickeln. Axel Schmiemann knüpft daran an: „Bei der Kaufhof-Immobilie setzen wir auf eine attraktive Lösung und vertrauen auf das Engagement des Oberbürgermeisters für diesen zentralen Standort.“ Es gehe darum, Einkaufen, Wohnen, Arbeiten und Leben in der City zu verbessern.