OBERHAUSEN. . Digitale Medien in jedem Fach: Das ist die Zukunft, die in Schulen bald Wirklichkeit sein soll. Der IT-Ausbau beginnt, Lehrer bilden sich fort.

Der Ausbau mit Computern und schnellen Datenleitungen an Oberhausener Schulen kommt voran. Anfang 2018 wird die Ausschreibung für den Glasfaserausbau erfolgen. 2,5 Millionen Euro investiert die Stadt in diese Infrastruktur, hinzu kommen 2,9 Millionen Euro für die Wlan-Vernetzung. „Bis Sommer 2019 wird der Netz-Ausbau dauern, aber dann sind die Schulen in der Lage, jedwedes Medienkonzept umzusetzen“, verspricht Michael Middendorf, Leiter der Stabsstelle Strategisches IT-Management bei der Stadt.

Betrag für jede Schule steht fest

Als Zwischenlösung nutzt die Stadt „t@school“-Anschlüsse, mit denen die Leitungen von 16 auf 50 Megabit-Kapazitäten aufgestockt werden können, „Anfang Januar werden wir damit starten“, sagt Middendorf. Ebenfalls steht fest, wieviel Geld den einzelnen Schulen im Jahr für Anschaffungen aus dem IT-Warenkorb der Stadt zur Verfügung steht: Es gibt 80 Euro pro Schüler und Jahr. Da die Stadt die Anschaffungen über fünf Jahre abschreibt, werden die 80 Euro durch fünf geteilt. Ab Januar können die Schulen einkaufen. „Die Schulleitungen sind dafür zuständig, jede Schule entscheidet also selbst, was sie will und braucht“, erklärt der städtische IT-Manager.

Anke Ullrich zeigte beim Medientag für Grundschullehrer, wie man mit Hilfe von digitaler Kamera und Tablet einen Trickfilm erstellen kann.
Anke Ullrich zeigte beim Medientag für Grundschullehrer, wie man mit Hilfe von digitaler Kamera und Tablet einen Trickfilm erstellen kann. © Kerstin Bögeholz

Der Warenkorb hält Computer, Notebooks, Bildschirme, Beamer, Dokumenten- und Digitalkameras sowie Standard-Software bereit. Beispielsweise für die Postwegschule, eine Grundschule mit 222 Schülern, stehen ab Januar 3552 Euro im Jahr für IT-Geräte zur Verfügung. Zeitraum: erst mal unbegrenzt.

Dieses Geld gibt es tatsächlich zusätzlich, denn aufgrund der geringen Schülerzahlen an Grundschulen besteht die Ausnahmeregelung, „dass die Computerräume aus dem allgemeinen IT-Budget gezahlt werden“. Was die Schulen nicht so einfach bestellen können sind interaktive Tafeln. Deren Einsatz wird erst an einigen Schulen ausprobiert. Auch Tablets (i-Pads) dürfen erst gekauft werden, wenn ein aktualisiertes Medienkonzept der Schule vorliegt.

„Die Stadt investiert in die Ausstattung und wir sorgen dafür, dass die Kompetenzen stimmen, damit die Materialien auch genutzt werden“, sagt Schulrätin Silke vom Bruch. Die Oberhausener Grundschul-Aufsicht hat bereits mit den Schulleitern eine Fortbildung organisiert, an der die über 600 Oberhausener Grundschullehrer teilgenommen haben. Das für Lehrerfortbildungen zuständige NRW-Kompetenzteam Mülheim / Oberhausen veranstaltete die fünf Medientage. Dabei lernten die Pädagogen, „welche Medienkompetenzen die Kinder am Ende der vierten Klasse haben sollen“, sagt Sabine Seeger vom Kompetenzteam. Grundlage dafür ist der NRW-Medienpass.

Eine wichtige Botschaft der Schulung lautete: Die Zeiten von einzelnen Medienbeauftragten oder verstaubten Computer-Ecken sind vorbei. Die digitalen Medien sollen „in jedem Fach auftreten und in den Arbeitsalltag eingebunden werden“, sagt Peter Kovac, Leiter der Astrid-Lindgren-Schule.

Die Schulen fangen medial nicht bei Null an, meint Silke vom Bruch, aber „so bringen wir alle auf einen Stand“. Deutschland insgesamt hinke im internationalen Vergleich bei der digitalen Ausstattung und Medien-Nutzung in Schulen hinterher. „Das haben wir verschlafen. Um das nachzuholen, müssen noch weitere Gelder vom Bund kommen“, sagt die Schulrätin. Michael Middendorf: „Wir haben den Hebel umgelegt. Wenn der von Bundesbildungsministerin Wanka angekündigte Digitalpakt kommt, sind wir vorbereitet: Wir haben die Konzepte.“

>>> WAS VIERTKLÄSSLER IN SACHEN MEDIEN KÖNNEN SOLLTEN

Wie bediene ich digitale Medien und wende sie an – diese Kompetenz bringt wahrscheinlich fast jeder Erstklässler heutzutage mit.

Aber wie man seriöse von unseriösen Informationen im Internet unterscheidet, richtig recherchiert, Recherche-Ergebnisse mit Hilfe von digitalen Medien aufbereitet und präsentiert, wie man sicher mit anderen im Netz kommuniziert und zusammenarbeitet, sollen Grundschüler bis zum Ende der Klasse vier lernen. Dazu gehört auch, das Angebot im Internet zu reflektieren oder sich mit Cybergewalt auseinanderzusetzen.

Was künftig medialer Standard im Unterricht sein soll, lernten die über 600 Grundschullehrer an den Medientagen. Dazu gehörten auch praktische Beispiele für den Einsatz digitaler Medien in den Fächern: Comics erstellen, einen Film drehen, Texte vertonen oder über die Blitzrechner-App Aufgaben in Mathe lösen.

Mit Einsatz dieser Medien könne auch die Lesekompetenz der Schüler gefördert werden, meint Michael Kroll, Lehrer an der Postwegschule, „Medienkompetenz ist für die Zukunft der Kinder entscheidend. Sie müssen sich damit auskennen, das sichert die Chance auf gesellschaftliche Teilhabe.“