OBERHAUSEN. . Hermann II. lässt vor der Burg Vondern vier bullige Kanonen krachen. Der Regent erobert das Gemäuer mit Schöpfkellen. Danach wird es harmonisch.

Es ist klirrend kalt. Das Wasser im Burggraben ruht. Doch plötzlich unterbricht ein schallendes Scheppern die vermeintliche Stille. Die Karnevalisten sind los! Vier Kanonen bringen die palavernde Akustik vor die Burg Vondern. Der Prinz von Groß-Oberhausen möchte mit seinem Gefolge das historische Gemäuer erobern. Die KG Blau-Gelb Vondern und die Große Osterfelder Karnevalsgesellschaft haben etwas dagegen: „Die Burg ist unser!“ Das Säbelrasseln beginnt.

Schloss geöffnet, Burg erobert

Der Grüne Ritter, eine karnevalistische Galionsfigur aus Osterfeld, zückt zur Verteidigung sein Schwert. Doch Prinz Hermann II. hat schlau vorausgedacht. Der Regimentskoch der „Blauen Funken“ kontert mit der Schöpfkelle. Unentschieden, was tun? „Verhandeln, verhandeln!“ schallt es dem Regenten entgegen. „Du kommst hier nicht rein!“ steht schließlich immer noch mit großen Buchstaben auf einem Stofflaken, das die Verteidiger am Torbogen Hermann II. entgegenhalten. So ein Burgsturm ist kein Selbstläufer.

Trotz der knackigen Kälte zog es die Narren am späten Samstagnachmittag zur Burg Vondern. Der Sturm auf das Gemäuer lockte.
Trotz der knackigen Kälte zog es die Narren am späten Samstagnachmittag zur Burg Vondern. Der Sturm auf das Gemäuer lockte. © Katharina Paris

„Ich bin dazu bereit!“ sagt der Prinz aus Alstaden diplomatisch. Die Kanonen machen noch einmal kräftig Rabatz. Aber danach schreitet der Prinz zum Kungel-Werk. „Ich habe drei Schlüssel dabei, damit möchte ich das Schloss knacken“, sagt der Mann mit den Federn am Hut. Die verdunstende Atemfeuchte durchzieht die frostige Samstagabend-Luft. Der Schlüssel-Trick soll sich für die Verteidiger lohnen. Für jeden Fehlversuch gibt es ein kleines Fässchen Gerstensaft. Diesem Deal verweigert sich kein Vonderner. Ein gutes Geschäft. Wer benötigt da schon neumodische Kommerz-Ideen wie den „Black Friday“?

Die ersten beiden Schlüssel passen nicht. Der Stadtprinz gerät in Not. Im Burghof sieht man schon ein großes beheiztes Zelt, in dem sich die Musikanlage aufwärmt. Jetzt umdrehen? Unverrichteter Dinge zurück nach Alstaden marschieren? Nicht auszudenken. Doch das Happyend lässt nicht auf sich warten. Beim dritten Versuch macht es: „Klick!“ Schloss geöffnet, Burg erobert. Nun ist alle Rivalität vergessen. Es wird sich umarmt. Der Weg ins Innere ist frei. In den luftigen Uniformen ist das für manche ein Bibberweg. Im Zelt geht dafür schon die Party los. Feierstimmung zu Karnevalshits von Brings und Höhnern. „Su lang mer noch am lääve sin!“ Herr Ober statt Erobern. Wunderbar!

In einem stillen Moment kommen Verteidiger und Eroberer dann noch einmal ins Gespräch. Die Ruhrpott-Rangelei auf Narrenart ist vorbei: „Dat du dat schaffst, hätt’ ich nich’ gedacht!“

>>> FELDGOTTESDIENST UND NÄRRISCHER ZAPFENSTREICH

Zum Sturm auf die Burg Vondern gehörte auch der Feldgottesdienst hinter dem alten Gemäuer und der karnevalistische Zapfenstreich im Inneren des historischen Gebäudes.

Daran beteiligt war auch die IG Preußisches Rheinland. Neben dem Stadtprinz besuchten die weiteren Tollitäten den Sturm: Kinderprinzenpaar, Dreigestirn und Hopfenprinzessin.