oberhausen. . Wenn ein Kollege unerwartet stirbt, sind Kollegen und Vorgesetzte oft wie gelähmt. Eine Trauerbegleiterin weiß, was in solchen Fällen zu tun ist.
- Die Oberhausenerin Christine Kempkes ist selbstständige Trauerbegleiterin
- Sie hilft nicht nur Menschen in Einzelsitzungen, sondern berät auch Firmen
- Ihr Rat: Betriebe sollten ein Trauerkonzept erarbeiten, bevor es zum Ernstfall kommt
Es ist eine Situation, mit der nicht nur die meisten Angestellten, sondern auch Vorgesetzte oft überfordert sind: ein Trauerfall in der Belegschaft. Ein Kollege stirbt völlig unerwartet. Auch wenn jemand im Team einen lieben Menschen verloren hat und trauert, wissen viele nicht, wie man sich verhält. Soll ich das Gespräch suchen? Oder das Thema meiden? Müssen Kollegen gar mittrauern? Antworten auf diese Fragen hat Christine Kempkes. Die Oberhausenerin ist selbstständige Trauerbegleiterin und betreut als solche nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Unternehmen.
Aus ihrer Sicht passiert es leider zu oft, dass Chefs nach einem Trauerfall im Betrieb zu schnell zur Tagesordnung übergehen – nach dem Motto: Privates sollte privat bleiben und hat bei der Arbeit nichts verloren. „Das ist nicht nur nicht hilfreich, das kann im schlimmsten Fall sogar zu weiteren Problemen führen“, sagt die Expertin.
Auch das Unternehmen profitiert
Setzt man sich mit seiner Trauer nicht auseinander, können Angststörungen oder Depressionen die Folge sein. „Es ist heilsam, die Trauer zuzulassen.“ Dabei helfen können Rituale: Blumen oder auch ein Foto des Verstorbenen mit Trauerflor am Arbeitsplatz, vielleicht auch ein Kondolenzbuch. „Die Menschen müssen eine Möglichkeit haben, sich zu verabschieden“, sagt Christine Kempkes.
Anders ist es, wenn Kollegen wegen eines privaten Verlusts trauern. Aus Unsicherheit, das Falsche zu sagen, meiden viele zunächst den persönlichen Kontakt, so die Erfahrung der Trauerbegleiterin. „Das macht es aber noch viel schlimmer.“ Ein persönliches Wort sei die beste Reaktion: „Schön, dass du wieder da bist. Wenn du reden möchtest, gehen wir mal einen Kaffee trinken.“ Werden Trauernde nicht angesprochen, empfänden sie dies als Meidung, erklärt Kempkes. Und: Je länger man das persönliche Gespräch vor sich her schiebt, desto größer werden die Hemmungen, überhaupt etwas zu sagen. „Wir brauchen einen lockeren, selbstverständlichen Umgang mit den Themen Tod und Trauer.“
Besser wäre ein fertiges Trauerkonzept
Das helfe den Unternehmen letztlich auch aus wirtschaftlicher Sicht, denn „Menschen in Trauer sind nicht voll leistungsfähig“. Je mehr Hilfe und Unterstützung sie bekommen, desto schneller können sie auch wieder arbeiten.
In den meisten Fällen wird Christine Kempkes gerufen, wenn ein Trauerfall im Unternehmen bereits eingetreten ist. Dann ist Eile geboten. Viel besser wäre es, hätten Betriebe ein fertiges Trauerkonzept, auf das sie im Ernstfall sofort zugreifen können. Führungskräfte sollten wissen, was zu tun ist. Im Idealfall gibt es einen Trauer-Beauftragten, der die nötigen Schritte einleitet und koordiniert.
Traueranzeigen mit demselben vorformulierten Text
Kempkes will vermeiden, dass passiert, was einem großen Ruhrgebiets-Unternehmen vor einiger Zeit widerfahren ist: Zwei Mitarbeiter waren offenbar kurz hintereinander verstorben. Die Traueranzeigen waren am selben Tag geschaltet – mit demselben vorformulierten Text, nur die Namen, Geburts- und Sterbedaten waren angepasst.
„Das ist ein Schlag ins Gesicht der Angehörigen“, sagt die Expertin. Hätte sie das Unternehmen im Vorfeld beraten, hätten die Vorgesetzten gewusst, dass personalisierte Anzeigen Trost spenden und den Hinterbliebenen zeigen: „Wir haben den Kollegen gekannt, wir vermissen ihn auch.“
>>> Gesundheitsförderung und Trauerbegleitung
Die gelernte Bankkauffrau Christine Kempkes hat zwei berufliche Standbeine. Mit einer Kollegin führt sie zum einen das Unternehmen „2care“, das sich der Gesundheitsförderung in Betrieben und Schulen widmet – etwa mit Workshops, Seminaren, Einzelgesprächen.
Daraus entstanden ist die Trauerbegleitung. Für die Beratung von Unternehmen hat sie keine Standardsätze, die Preise für ihre Beratungen richten sich nach dem Aufwand. Ihre Einzelberatungen bietet sie für 100 Euro pro Stunde beziehungsweise 150 Euro für 90 Minuten an.
Man kann Christine Kempkes auf vielen Wegen erreichen:
Im Internet auf den Seiten
2-care.de und kempkescoaching.de. Per E-Mail an kempkes@2-care.de oder telefonisch: 0208-8824856 sowie unter 0177-7964493.