oberhausen. . In anregender Vielfalt zeigt die Kir-Galerie 20 Kreative aus den eigenen Reihen. Das Thema stimmt zum Zeitkommentar und zu privaten Schocks.
- Das im Frühjahr ersonnene Ausstellungs-Thema passt in eine unruhige Zeit: „Brüche“
- 20 Kreative der Kir-Galerie erschlossen sich ein weites Spektrum zwischen Kunst und Kommentar
- Bis 28. Januar 2018 ist die Leistungsschau Oberhausener Künstler zu sehen – auch im Gdanska
Steinbildhauer wie Klaus Reimer haben’s beim Thema „Brüche“ ein wenig leichter als malende Künstler-Kollegen: Angesichts ihres spröden Arbeitsmaterials liegt der Stein-Bruch nahe. 20 Kreative der Kunstinitiative Ruhr schufen Gemälde, Foto-Installationen, Zeichnungen und eben Steinplastiken zu ihrem Jahresthema „Brüche“.
Die siebte Ausstellung 2017 in der Elsässer Straße 21 überspannt nicht nur künstlerisch, sondern auch thematisch ein staunenswert weites Spektrum: von den Brüchen einer immer fragiler wirkenden Welt bis zu privaten Schocks. „Brüche im Leben sind schon Auslöser von Kunst“, meint Brigitte Scholz. In die ovalen Konturen von Blisterpackungen, wie sie für viele Medikamente üblich sind, malte sie Hand und Fuß, Gesichter und Embryonen.
Den Schwangerschaftsabbruch setzt Frank Gebauer mit düsterer Verve in Szene – und erschafft en passant den Beruf des Barockfotografen. Sein Triptychon zeigt allerdings nur leicht bekleidete Männer – dramatisch ausgeleuchtet à la Rembrandt – mit Ausnahme der zur Tat schreitenden Engelmacherin. „Ich wollte ein Barockgemälde“, erklärt der sonst Pop-Art-verdächtige Künstler. In der Tat, dieser Blickfang der Kir-Galerie barockt.
Werk von Mutter und Sohn – „dazwischen der Bruch“
„Metakommunikation“ heißt die Arbeit in einem ungleich kleineren Rahmen, die Jan Arlt als Werk von Mutter und Sohn vorstellt – „dazwischen der Bruch“. Die Kunst aus dem Kopierer der vor zwei Jahren verstorbenen Hilde Arlt-Kowski entstand noch in analog-minuziöser Arbeit. Die irisierende Formen-Vielfalt der rechten Bildhälfte gestaltete ihr Sohn als digitale PC-Kunst.
Ins Thema „Brüche“ passt eine zarte Gliederpuppe, die Jörg-Dieter Jüttner unterm Glassturz auf einen vielfarbigen Scherbenhaufen setzt. Man kann’s aber auch viel größer angehen – wie Georg Overkamp, der eine Abrisskugel in die Galerie wuchtete: Dürfte sie durch den Raum schwingen, träfe sie links auf eine Betonstele, rechts auf ein Holz-Pendant mit passend ausgespartem Rund fürs Pendel.
Stilbruch? Oder Stielbruch? Die als Adels-Porträtistin gefragte Sibylle von Guionneau malte als Beitrag ein großes Wiesenstück mit himmelhoch in die Leinwand ragenden Halmen – einige geknickt.
„Ausbruch aus Krieg und Elend“ in Sandstein
Noch größere malerische Raffinesse lässt den Betrachter vor dem Hochformat „Dimensions Drill“ staunen. Alexander C. Cornelius, neu in der Kunstinitiative, staffelt ineinander verschlungene Halbrund- und Rundformen zu einer Suggestion von Räumlichkeit, als wär’s der Blick in ein Uhrwerk höchster Komplikation.
Und auch mit rotem Mainsandstein, Baumberger Sandstein und portugiesischem Marmor treibt Klaus Reimer, der Steinbildhauer, Aufwand bis in feinste Details: Seine Plastiken zeigen Boote, gedrängt voller Menschen. In einer Variante lässt er nur den Bug aus einem unbearbeiteten Block ragen. „Ausbruch aus Krieg und Elend“ ist der Titel.
„Brüche“ in einer keineswegs beliebigen Vielfalt. Teil 2 dieser Leistungsschau Oberhausener Kreativität ist – ebenfalls bis zum 28. Januar – im Gdanska zu bewundern.