OBERHAUSEN. . Als erste Theater-Produktion für junge Zuschauer gibt’s im Saal 2 „Nachts“. Die Textcollage feiert die dunklen Stunden mit Witz und Poesie.
- Das Publikum nimmt Platz auf zwei flauschig ausgelegten Stufen und erlebt in Saal 2 „Nachts“
- So heißt die Textcollage für alle ab vier Jahren, die erste Kindertheater-Produktion der Spielzeit
- Für 40 Minuten erleben Mädchen und Jungen, die sonst früh ins Bett sollten, den Zauber der Nacht
Die Nacht ist ein schönes Schimmern – jedenfalls im Saal 2 des Theaters Oberhausen. In „Nachts“, der ersten Kindertheater-Produktion dieser Spielzeit für alle ab vier Jahren, trägt das Ensemble zum Glitzern im Haar elegante Kleidung aus schimmernden Stoffen – und die Musikerin einen Pyjama. Das Publikum nimmt Platz auf zwei flauschig ausgelegten Stufen und blickt auf einen Nachthimmel aus lauter Fadenlämpchen.
So befiehlt die Königin der Nacht (Ayana Goldstein): „Die Farben weg, die Geräusche lauter. Die Uhren langsamer, dafür das Ticken lauter.“ Die Nacht hat in „Nachts“, wie Franziska Henschel es konzipierte und inszenierte, einen besonderen Zauber, ist nicht unheimlich oder gar von Monstern bevölkert, sondern eine geheimnisvoll-poetische Zeit.
Die einsame endlose Stunde zwischen 3 und 4
Dieses Andere der Nacht erzählen die Königin und ihre drei Untertanen: Burak Hoffmann als akrobatisch begabter Schlafwandler, Christian Bayer als Nachtfalter (der allerdings an der hohen Kunst des Origami hinreißend scheitert) und Torsten Bauer als Bettmänn, der mit seiner silbrigen Kappe aussieht wie der Diener eines Pharaos oder Sultans. Und Conni Trieder holt die zauberischen Klänge der Nacht aus ihrem Querflöten-Arsenal. Die Bass-Querflöte, groß und gebogen wie ein Moped-Auspuff, sorgt für die seltsamsten Töne.
Ein Märchen oder eine Traum-Geschichte erzählt „Nachts“ nicht. Es führt vielmehr als Collage aus einer Vielzahl von Texten durch die Stunden der Dunkelheit. „Besonders langsam ist die Zeit zwischen 3 und 4 Uhr nachts“, erklärt die Königin (oder war’s ihr Gefolge). „Das ist die einsame endlose Stunde.“
Aber eigentlich ist in dieser nur 40-minütigen Bühnen-Nacht immer was los – selbst wenn Bettmänn mit Verve (und mit Bert Brecht) von seiner Müdigkeit schwärmt: „Da muss man sich doch einfach hinlegen.“ Zarte Lieder wie „Guter Mond“ sind in diese Nacht gewirkt – aber auch Burak Hoffmanns tollkühne Sprünge.
Die Nacht ist auch für Bücher da – und der Schlafwandler klappt ein grandioses Pop-up-Buch auf: Bilder, die alle im Saal 2 sehen können. „Wie schön!“, ruft eine junge Zuschauerin. „In Träumen ist einfach alles möglich“ – auch, in der mit Karussellpferdchen bestückten Badewanne durch den Bühnennebel zu galoppieren. Der spielfreudige Hofstaat und seine Königin spricht mal kakophonisch gegeneinander, singt dann in schönster Harmonie „Abendstille überall“.
Dann geht’s schon, eng aneinander geschmiegt, wie ein Wesen mit zehn nackten Füßen, durch die offene Tür ins Licht. Alle rufen fröhlich „Guten Morgen“. Die jungen Zuschauer applaudieren herzlich. Wie sie wohl künftig die Nacht erleben – und ob sie sich wie Bettmänn selig „einfach hinlegen“?
Weitere Vorstellungen beginnen am Dienstag, 21. November, und Mittwoch, 22. November, um 10 Uhr, am Sonntag, 26. November, um 15 Uhr. Karten kosten 5 und 8 Euro. Theaterkasse: 0208-8578-184