Oberhausen. . Im zehnten Jahr ihres Bestehens findet die Alevitische Gemeinde Alt-Oberhausen eine neue Heimat. Toleranz und Nächstenliebe werden hochgehalten.
„Bei uns ist jeder willkommen“, sagt Ali Kahraman. „Solange er friedlich und demokratisch ist. Extremistische Einstellungen akzeptieren wir nicht.“ Dies galt im alten Zuhause der Alevitischen Gemeinde Alt-Oberhausen an der Ruhrorter Straße und gilt auch jetzt in deren neuer Heimat an der Rombacher Straße. Hier haben die rund 170 Vereinsmitglieder der ehemaligen Neuapostolischen Kirche neues Leben eingehaucht – und auch wenn jetzt auf türkisch gesprochen, gesungen und gebetet wird, so steht doch wieder im Mittelpunkt, was alle großen Religionen verbindet. Etwas, das Vorstandsmitglied Ali Kahraman oft und gerne erwähnt: „Nächstenliebe.“
Ein „Nest für die Familie“ will die Gemeinde sein, die sich 2007 gegründet hat. Ein Ort, an dem es nicht nur darum geht, den Glauben gemeinsam zu leben und Traditionen weiterzugeben. „Vor allem“, sagt Kahraman, „sind wir Bürger dieses Landes und Bürger dieser Stadt“. Und deshalb, so der 61-jährige Lehrer im Vorruhestand, sei „das Verschmelzen“ mit der Oberhausener Gesellschaft – welch schöne Formulierung für das profane „Integration“ – das Allerwichtigste für sie. „Die Probleme dieser Stadt sind auch unsere Probleme.“
Auch wenn das Leben als Alevit eine Lebensphilosophie sei, die auf Toleranz und Brüderlichkeit beruhe, so drehe sich der Hauptteil der Gemeinde-Aktivitäten doch seit den Anfängen vor zehn Jahren um soziale Belange. Viel Jugendarbeit gehört dazu, Kulturelles wie ein Chor, Folklore- und Saz-Kurse, aber auch Kooperationen mit Oberhausener Einrichtungen: dem Zentrum Altenberg, dem Stadtteilbüro Lirich, dem Sportbund, der Musikschule, Parteien und Kirchen. Und was ist mit den Moscheegemeinden? „Da ist noch nichts gelaufen“, sagt Ali Kahraman. Aber man sei grundsätzlich aufgeschlossen. „Die sind ja nicht mehr so verschlossen wie sie es einmal waren“, erinnert er sich an seine Zeit als Lehrer in Tackenberg.
Natürlich spielt auch Politik eine Rolle, als Angehörige einer Minderheit, deren Mitglieder bis heute unterdrückt werden, geht es nicht anders. Aber Kahraman und die anderen Vorstandsmitglieder, allesamt Frauen, möchten dies nicht in den Vordergrund spielen. „Es gibt verschiedene Partei-Vorlieben“, sagt er. Doch dies sei kein Problem, solange sich alle friedlich und tolerant begegneten. Dies sei anders als in so mancher Moschee, in der eine bestimmte politische Richtung vorherrsche.
Und so seien unter den Gemeindemitgliedern Türken, Kurden, Armenier, Griechen und Deutsche. Und neuerdings auch Syrer. „Die fühlen sich wohl bei uns“, sagt Vereinsvorsitzende Sevgi Keleş. „Hier können sie sein, wie sie sind. Hier fragt sie niemand nach ihrer Herkunft.“
Übrigens: Mit ihrer neuen Adresse befindet sich die Alevitische Gemeinde nun in der gleichen Straße wie das Alevitische Kulturzentrum. Kein Problem, betonen Ali Kahraman und seine Mitstreiterinnen. Auch wenn sie sich einst durch Abspaltung aus diesem nun benachbarten Verein gebildet hätten: Streit gebe es nicht. „Unsere Herzen stehen zusammen“, sagt Kahraman – ganz im Sinne der alevitischen Nächstenliebe.
>>> Einweihungsfest am 25. November
Mit einer Feier will die Alevitische Gemeinde am Samstag, 25. November, ab 12 Uhr, ihren neuen Standort einweihen und sich vorstellen. Zum Programm gehören Auftritte des Chores, der Folklore- und Saz-Gruppe und der rituelle Tanz Semah.
Erwartet werden neben Oberbürgermeister Daniel Schranz Gäste aus Politik und Stadtgesellschaft. Interessierte sind herzlich willkommen.