Oberhausen. . Die Erfahrungen aus sieben Jahren Innovation City in Bottrop werden nun in Osterfeld und Vondern angewendet. Das soll den Bezirk schöner machen.
- Am Freitag startete Oberbürgermeister Schranz die erste Phase von Innovation City vor Ort
- Erfolg kam in Bottrop mit ganz konkreten Ratschlägen: Lieber Dach dämmen als neues Dach
- Innovation-City-Geschäftsführer Drescher überzeugt Menschen damit: Es rechnet sich
Wie bringt man Bürger dazu, ihr hart erarbeitetes Geld in Klimaschutz zu investieren?
Burkhard Drescher, der frühere Oberhausener Oberbürgermeister und jetzige Geschäftsführer der Innovation City GmbH, kennt aus seiner jahrelangen Erfahrung beim seit 2010 laufenden Modellprojekt in Bottrop, was den Einzelnen wirklich bewegt. „Man muss die Menschen motivieren. Das geht nicht darüber, dass die fernen Fidschi-Inseln vielleicht untergehen, sondern nur damit, dass man ihnen hier vorrechnet, dass sich Energieeinsparung für sie selbst auszahlt.“
Recht hemdsärmeliges Vorgehen
Und das hat in Bottrop mit viel Beratung direkt bei Hauseigentümern und in sechs Quartierbüros geklappt: Innerhalb von fünf Jahren hat man über 37 Prozent Kohlendioxid eingespart und bisher knapp 300 Millionen Euro an Investitionsmitteln bewegt.
So gehen etwa die Innovation-Energieberater recht hemdsärmelig vor. „Wir empfehlen kein neues Dach für 40 000 Euro, sondern lieber eine Dämmung für ein paar tausend Euro – das ist energetisch wirkungsvoll und die Kosten hat man schnell raus.“ So erreichen die Berater, dass mehr als die Hälfte ihrer Vorschläge in Bottrop von Eigentümern auch umgesetzt wurden.
Innovation City rollt nun seine Erfahrungen auf 20 Städte aus, darunter auch in Osterfeld und Vondern. „Wir haben viel darüber geredet, jetzt geht es wirklich los“, startete Oberbürgermeister Daniel Schranz (CDU) am Freitag offiziell das Projekt mit Bezirksbürgermeister Thomas Krey (SPD) und Drescher im Stadtteilbüro Osterfeld.
In den nächsten sechs Monaten wird erst einmal aber weitergeredet: Ein 200-Seiten-Konzept-Papier soll bis Mitte 2018 mit allen Beteiligten – einfachen Bürgern, privaten Hauseigentümern, EVO-Energieexperten, Stoag-Mitarbeitern, Stadtplanern und Fachleuten der Wohnungsbaugesellschaften – an runden Tischen erstellt werden.
Darin befindet sich dann nicht nur eine ausführliche Analyse des Ist-Zustandes von Altbauten, Wärmeerzeugung und Mobilität im Projektgebiet, sondern Dutzende von konkreten Maßnahmen, die klar beschrieben sind: Wer setzt in den nächsten drei bis vier Jahren was konkret um? Dann krempelt man in der Praxis die Ärmel hoch.
Osterfeld und Vondern wurden von der Stadt als Modellgebiet für Oberhausen ausgesucht, weil hier der Nachholbedarf am größten ist. „Hier können wir nun auch die größten Effekte erzielen“, sagt Planungsdezernentin Sabine Lauxen. Schranz erhofft sich einen Anstoß auch für die anderen Stadtbezirke. „Das soll hier ein Modell für ganz Oberhausen sein.“
Bei Innovation City, das vom Initiativkreis Ruhrgebiet gestartet und finanziert wurde, geht es nicht darum, dass die Hauseigentümer direkt von den Projektmachern Geld bekommen. Sie werden künftig nur besser beraten, welche Maßnahmen sinnvoll sind und aus welchen Töpfen sie diese am besten finanzieren können.
Bezirksbürgermeister Thomas Krey sieht in dem Projekt schon jetzt ein Signal für den Standort in Osterfeld. Zusammen mit der zweistelligen Millionen-Städtebauförderung des Landes („Soziale Stadt“) sieht er für den Stadtbezirk eine einmalige Chance. „Über lange Zeit wurde hier sehr wenig öffentliches Geld eingesetzt. Nicht nur die Wohnungen sollen hier nun verbessert werden, sondern das Lebensumfeld insgesamt.“
Drescher jedenfalls lässt Ausreden von Bundespolitikern nicht gelten, dass ernsthafter Klimaschutz der deutschen Wirtschaft schadet. „Wer sagt, Klimaschutz kostet nur Geld, der lügt. Wir haben gezeigt, dass wir mehr Kohlendioxid eingespart haben als der Bund seit 1990 – und Klimaschutz Wachstum bringt, Investitionen erzeugt und Arbeitsplätze sichert.“