Mülheim / OBERHAUSEN. . Die Bauarbeiten auf der Deponiehalde an der Ruhr laufen schon länger: jetzt gab es den offiziellen Spatenstich.

  • Immer wieder haben Bürger aus Alstaden das Projekt heftig kritisiert
  • Trotz einer Anwohnerklage schafft der Betreiber jetzt vor Ort Fakten
  • Am Mittwoch wurde der erste Spatenstich fürs Windrad im Ruhrbogen vollzogen

Ende März 2018 soll die erste Windkraftanlage Mülheims in Betrieb gehen. Zum symbolischen ersten Spatenstich auf der Bodendeponie-Halde am Kolkerhofweg im Ruhrbogen betonten die Betreibergesellschaft und der Mülheimer Oberbürgermeister Ulrich Scholten am Mittwoch die Bedeutung des Projektes für das Ziel der Stadt, im Zeichen der Energiewende möglichst viel klimafreundliche Energie möglichst dezentral zu produzieren. Die von Gelsenwasser AG und Mülheimer Medl gegründete Betreibergesellschaft baut trotz Anwohnerklage gegen das Projekt.

Bauarbeiten laufen schon seit Wochen

Die Bauarbeiten auf der Deponiehalde laufen schon seit mehreren Wochen, eine Baugrube ist ausgehoben, Zufahrtsstraßen für Baufahrzeuge, aber auch für den Transport der wuchtigen Bauteile der Windkraftanlage hergerichtet. Bis Ende des Jahres soll laut Projektleiter Stephan Dohe (Gelsenwasser) das Fundament errichtet sein, dafür muss auch der aufgeschüttete Deponiegrund hergerichtet werden, damit das rund 150 Meter hohe Windrad (vom Sockel bis zur Spitze des aufragenden Rotorblattes) Standsicherheit hat.

Allein hierfür ist ein großer Aufwand nötig: In einem sogenannten Rüttelstopfverfahren werden alsbald rund 150 Kiessäulen in den Untergrund gerüttelt, die den Boden verdrängen und den Untergrund so verfestigen.

Anfang des Jahres sollen dann die Anlagenteile geliefert und montiert werden. Das Windrad vom Typ E-82 des Herstellers Enercon hat eine Nennleistung von 2,3 Megawatt. Die Betreiber rechnen damit, im Jahr fünf Millionen Kilowattstunden grünen Strom erzeugen zu können, damit könnten circa 2000 Drei-Personen-Haushalte versorgt werden.

Optimistischer Blick auf die Energie-Erträge

Nach einjähriger Windmessung zeigt sich Projektleiter Dohe zuversichtlich, dass „oben auf dem Plateau ordentlich der Wind weht“. Den Wind wolle man nun „wirtschaftlich ernten“. Der Mülheimer Oberbürgermeister Ulrich Scholten hob am Mittwoch hervor, dass durch die Nutzung der Windenergie 5500 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr vermieden werden könnten.

„Der Bau der Anlage ist ein wichtiger Baustein beim Ausbau der dezentralen Energieerzeugung in unserer Stadt“, sagte Scholten. Bekanntlich soll am Südhang der Deponie nach Beendigung der Aufschüttungen etwa im Jahr 2020 auch ein Photovoltaikfeld aus 7800 einzelnen Modulen entstehen. Zum Vergleich: Bei privater Nutzung der Solartechnik auf dem Eigenheim kommen üblicherweise zehn bis 20 Module zum Einsatz. Mit dem ergänzenden Projekt sollen noch einmal rund 2,6 Millionen Kilowattstunden grüner Strom erzeugt werden.

Alstadenerin wehrt sich vor Gericht

Lärm, Schlagschatten, Beeinträchtigungen von Fauna und Flora – 1800 Seiten stark war der Genehmigungsantrag samt Gutachten, den die Stadt Ende 2016 positiv beschieden hat, was aber eine Hauseigentümerin aus Oberhausen-Alstaden per Klage vor dem Verwaltungsgericht angreift. Noch steht eine Entscheidung des Gerichtes aus; Gelsenwasser und Medl sind mit dem Baustart trotzdem ins Risiko gegangen. Mülheims Bürger sollen die Möglichkeit erhalten, sich gegen eine jährliche Verzinsung an dem Windrad zu beteiligen. Eine entsprechende Internet-Plattform sei im Aufbau, heißt es seitens der Betreibergesellschaft „Energiepark Styrumer Ruhrbogen“.

Unklar ist, welche Verzinsung den Bürgern angeboten wird. Die Stadtwerke Kalkar bieten in einem ähnlichen Projekt (siehe www.buergerbeteiligungsplattform.de/wind-fuer-kalkar) aktuell „bis zu drei Prozent“.