Oberhausen. . Karnevalsvereine entsenden ihre Garden zum gemeinsamen „Warm-up“. Fünf Stunden zeigen 300 Aktive die Vielfalt. Tränen von stolzen Schwestern.
Diese Regel lernen schon die Jüngsten: Vor dem Tanzen bloß keine Müdigkeit vorschützen und: aufwärmen, aufwärmen, aufwärmen. Darum wirkte es nur logisch, das große Treffen der Oberhausener Tanzgarden in der Aula des Heinrich-Heine-Gymnasiums als „närrisches Warm-up“ zu titulieren.
Klar, gemeint war dabei weniger, die Muskulatur vor den anspruchsvollen Bewegungen auf Temperatur zu bringen, sondern dem karnevalistischen Treiben eine Woche vor dem Erwachen des Hoppeditzes einen Namen zu geben.
Der Hauptausschuss Groß-Oberhausener Karneval hatte dazu die Fäden in die Hand genommen. Dessen Jugendschutzbeauftragter Daniel Schwan sieht die Veranstaltungs-Premiere als eine Gelegenheit, den Tanzgarden einen Blick auf die Show anderer Gruppen geben zu können. „Das ist gar nicht so einfach, schließlich reisen viele während der Session mit einem engen Zeitplan von Saal zu Saal.“
Dass es dazu offensichtlich einen Bedarf gibt, zeigten die Anmeldezahlen: 25 Tanzgruppen mit 300 Aktiven sagten zu. Die jüngsten Teilnehmer waren gerade einmal zwei Jahre alt. Nach oben hingegen gibt es kaum Beschränkungen. So lange die Knochen halten, sagt man scherzhaft im karnevalistischen Tanzgeschäft. Zumal dem Tanz in engen Sälen manchmal die Anerkennung als sportliche Höchstleistung fehlt.
Mit 16 Jahren bereits in der Seniorenklasse
Mit 16 Jahren wechseln die Aktiven in der Regel bereits von den Junioren in die Seniorenklasse. Beim „Warm-up“ tanzten die jungen und erfahrenen Tänzer in getrennten Durchläufen. Vor allem der Gemeinschaftstanz der Oberhausener Garden, eine Gemeinschaftsproduktion der Vereine, erntete Applaus. Um den hiesigen Exportschlager über die Stadtgrenzen hinaus bekannter zu machen, wollen die Narren einen professionellen Werbefilm produzieren, um Auftraggeber anzulocken. Ein eigener Pin wird für 3,50 Euro erstmals in dieser Session verkauft. Er soll das Geld für die Produktion sichern.
Auch das „Warm-up“ funktionierte freilich als Werbeträger für die Garden, die in bunten Uniformen ein farbenfrohes Bild abgaben. In der Lobby des Heinrich-Heine-Gymnasiums konnten sich die verschiedenen Gesellschaften durch Kuchen- und Getränkeverkäufe zeigen. Manch einer brachte auch närrische Fan-Artikel mit.
Auf der Bühne: große Emotionen. Denn für manche jüngere Tänzerinnen war es ebenfalls eine Premiere, vor einem großen Publikum aufzutreten. So auch für Tanzmariechen Lilian von der KG Grün-Rot Wagaschei. Die Sechsjährige wirbelte über die große Bühne und meinte schon selbstbewusst: „Es war toll, ich mache auf jeden Fall weiter!“ Die Puste reichte sogar für eine Zugabe. Die große Schwester verdrückte am Bühnenrand vor Rührung sogar ein paar Tränen.
Karnevalistischer Tanz ist übrigens nicht nur Sache für Mädchen und Frauen. In den Garden werden oftmals Jungs sogar gesucht: für die anstrengenden Hebefiguren.