OBERHAUSEN. Romi Domkowksy leitet die Theaterfaktorei und deren zahlreiche Projekte. Jugendliche jonglieren, spielen „Krabat“ und zaubern „Oz“ als Hörspiel.
- Eine Faktorei war im Kolonialhandel ein Waren-Depot, im Bergbau ein Material-Lager
- Die Theaterfaktorei begleitet acht Projekte und acht Werkräume, dazu vier freie Gruppen
- Faktorei-Chefin Romi Domkowsky hatte erforscht, wie Theater jungen Menschen guttut
Faktorei bezeichnet doch eigentlich ein Waren- oder Materiallager, sei es im Kolonialhandel früherer Jahrhunderte oder im nun zu Ende gehenden Bergbau. Nach einem Pütt-Begriff hatte Romi Domkowsky gesucht, um der Theaterpädagogik in Oberhausen einen neuen Namen zu geben. Daraus wurde die Theaterfaktorei – oder in modischer Typografie „theater:faktorei“.
Passenderweise ist das Büro der Faktorei-Chefin gleich gegenüber vom Hut-Fundus; und einen eigenen Fundus an Requisiten und Spiel-Materialien bauen sich Romi Domkowsky und Anke Weingarte gerade auf. Das Duo erschließt das Theater für die Jüngsten – nicht nur für Schule und Kindergärten, sondern auch für junge freie Gruppen.
Insgesamt sind’s jeweils acht Projekte und Werkräume plus vier autonome Gruppen, die sich von der Faktorei begleiten lassen. „Werkräume“ meint Workshops „ohne Produktionszwang“, wie Romi Domkowsky erklärt: vom Jonglieren für Anfänger bis zum Werkraum Regie und Spielleitung mit Hausregisseurin Babett Grube und zur Projektwoche mit Hausausstatter Demian Wohler.
Junge Menschen werden teamfähig
Die acht Projekte des Theater-Nachwuchses haben dagegen Aufführungen als Ziel. „Das Endergebnis muss aber offen sein“, betont Domkowsky. Die Frage, wer wann was zeigt lasse sich eben auf ganz verschiedene Art beantworten – beispielsweise mit einer Aufführung zum „Späti“-Termin. Die zehn- bis 14-jährigen „Bretterstürmer“ sind dabei, als Konstante aus der vorigen Spielzeit. Mit den etwas Älteren ab 14 inszeniert Regieassistent Josef Zschornack „Krabat“ nach Otfried Preußlers Geschichte von der Verführungskraft schwarzer Magie. Regieassistentin Emel Aydogdu leitet eine weitere Jugendgruppe, die sich mit „Existent!“ ein Performancestück erarbeiten wollen. Und Lise Wolle, bereits seit einigen Spielzeiten beim Ensemble, leitet das Hörspielprojekt „Der Zauberer von Oz“ für alle Alter „mit Lust auf nerdige Akustikspielereien“.
Insgesamt haben sich über hundert Theaterbegeisterte bei der Faktorei angemeldet. Einsteiger sind nach wie vor willkommen.
Was macht Theater mit jungen Menschen? Der Frage hatte Romi Domkowsky als Professorin an der Evangelischen Hochschule für ästhetische Bildung nachgeforscht – mit 160 Probanden zwischen 13 und 21 Jahren und „knallharten soziologischen Methoden“, wie die 40-Jährige sagt. Sie bestätigt: Theaterspielen macht junge Menschen teamfähiger und selbstbewusster, verringert ihre Angst in sozialen Situationen.
„Aber heute bin ich an einem ganz anderen Punkt“, sagt Romi Domkowsky – und der heißt: Theaterpraxis. „Wir sind wirklich Teil des Betriebs, sind nicht ausgelagert.“ So begleitet die Theaterfaktorei auch das als letzte Premiere der aktuellen Spielzeit angekündigte Filmprojekt „Schuld und Sühne“ für das Regisseur Bert Zander 120 Laien-Darsteller aus Oberhausen sucht. Erstes Casting ist im Januar.
>>> Bunte Palette von pädagogischen Angeboten
Als „offenes Haus für die Stadt“ gilt für die Theaterfaktorei: Alle Angebote sind kostenfrei.
Das gilt auch für die Vorbereitung der nächsten Jugendtheatertage im Juni 2018. Neu ist, dass die Faktorei den Probenprozess begleitet. Neu ist ebenfalls der Theatertag für Kids, für theaterspielende Grundschüler. Für Pädagogen bietet die Faktorei eine ganze Palette von Angeboten, ob Premierengruppen, Probenbesuche oder Workshops.
Mail-Kontakt an theaterfaktorei@theater-oberhausen.de, Kita- und Schulangeboten an weingarte@theater-oberhausen.de.