Oberhausen. Nach drei Jahren Pause ist Liedermacher Reinhard Mey zurück auf der Bühne. Nun war er in der Oberhausener König Pilsener Arena zu sehen.

Ein Mann, seine Gitarre und ein Scheinwerfer - mehr braucht es nicht. Liedermacher Reinhard Mey schafft es auch mit 74 Jahren noch, seine Zuhörer zu berühren. Nach drei Jahren Konzertpause ist der leise Poet zurück auf der Bühne. In intimer Atmosphäre erzählt der Chansonier den Fans Geschichten aus seinem Leben. Der Mix aus neuen und alten Songs garantiert viele emotionale Höhepunkte.

Es ist kurz vor 20 Uhr am Samstagabend. Vor dem schwarzen Vorhang stehen eine Akustikgitarre und ein Mikrofon. Fast unbemerkt erklimmt der Künstler, ganz in schwarz gekleidet, die Bühne und beginnt zu spielen. Sein erster Song trägt den passenden Titel „Spielmann“ und erzählt von Meys Traum, als Musiker durch die Welt zu reisen.

„N’Abend zusammen. Da bin ich wieder“, begrüßt er seine Fans mit leicht belegter Stimme. Und er hat ihnen viele neue Songs aus seinem aktuellen Album „Mister Lee“ mitgebracht. Da sind Gänsehautmomente garantiert. In Liedern wie „Dr. Brand“ und „Hörst du wie die Gläser klingen“ verarbeitet der Musiker Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend. Aber auch seine eigenen Kinder und Enkelkinder inspirierten ihn zu Songs wie „Im goldenen Hahn“.

Spontane Rap-Einlage

Mal lustig, mal traurig, aber stets nachdenklich nimmt der Poet an der Gitarre sein Publikum mit, singt von Liebe, Dankbarkeit und auch vom Tod. Dass er älter geworden ist, merkt man nicht nur seinen Texten an: Songs wie „Herr Fellmann, Bonsai und ich“ befassen sich in unnachahmlich lockerer, anekdotenhafter Manier mit dem Älterwerden. Mey selbst sagt dazu: „Heute stehe ich da, wo ich wirklich hingehöre und alles ist gut.“

Dass der Sänger das Leben trotz harter Schicksalschläge, wie dem Tod seines Sohnes vor einigen Jahren, nicht zu ernst nimmt, beweist auch seine spontane Rap-Einlage zum Refrain von „Wenn’s Wackersteine auf dich regnet“. „Auch ein alter Liedermacher muss mit der Zeit gehen“, schmunzelt er.

Fragt man seine Fans, was sie an Mey lieben, so lautet die einstimmeige Antwort „seine Texte“. Egal ob auf deutsch, italienisch, polnisch oder latein: Der Chansonier weiß seine Zuhörer zu bewegen. Spätestens als alle gemeinsam in den Refrain von „Drei Jahre und ein Tag“ einstimmen und die ganze Halle singt „Wir alle seins Brüder, wir alle seins gleich“, greift auch der letzte Fan zum Taschentuch.

„Dass er die ganze Halle nur mit seiner Gitarre und seiner Stimme füllt, das ist faszinierend“, sagt Isabelle Wrede. Sie ist schon lange Reinhard Mey-Fan und begeistert von der puristischen Art des Künstlers. Kathrin Domberger ist mit ihrer Mutter aus Moers angereist. „Wir machen einen Familienausflug“, erzählt sie. Auch Franziska Füten ist ist schon lange ein Fan des Sängers. Sie besucht zum ersten Mal ein Konzert von ihm. „Ich hoffe, dass ein paar alte Lieder dabei sind“, sagt sie. Ihr Lieblingslied „Über den Wolken“ stimmt Mey kurz vor Schluss seiner musikalischen Biografie an.