Man sieht sie schon streiten, die Bedenkenträger und Paragraphenreiter auf der einen Seite, die Künstler und ihre Musen auf der anderen. Egal, wenn am 29. Mai 2010 die Brücke vom Kaisergarten zur Emscherinsel mit einem Volksfest eröffnet werden wird, ist Oberhausen um eine schöne Attraktion reicher.

Reicher ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen, denn der „Marktwert” der Objekte, die der Bildhauer Tobias Rehberger, der die farbenfrohe Spiralkonstruktion entworfen und das Bauwerk quasi wie ein Lasso über den Rhein-Herne-Kanal geworfen hat, ist in 2009 stark gestiegen. Der Kunstprofessor erhielt den Hans-Thoma Preis des Landes Baden-Württemberg, einen goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig und den Hector-Kunstpreis der Kunsthalle Mannheim.

„Seit gestern wissen wir, dass wir diese Brücke auch bezahlen können”, sagte Dr. Martina Oldengott im Planungsausschuss der Stadt. „Sie erhalten für relativ wenig Geld relativ viel Brücke.” 3,6 Millionen Euro wird das Bauwerk kosten, das die Emschergenossenschaft in Auftrag gibt und gemeinsam mit EU (50%) und Land NRW (30%) bezahlt.

Das Bunte unter dem Himmel

Die Brückenskulptur gliedert sich grob in drei Bereiche: zwei Rampen am Emscherufer, eine Spannbandbrücke über dem Wasser und eine Metallspirale, die das 406 Meter lange Bauwerk umgibt. Als Belag ist eine Gummiauflage vorgesehen, ähnlich wie bei einer Tartanbahn. „Wir können aus einem Kaleidoskop von 16 Farben wählen”, verspricht Oldengott das Bunte unter dem Himmel, das nachts dezent beleuchtet werden wird.

Die Brücke – Kurt Löwenthal machte sich im Ausschuss für die Schlagzeile „Golden Gate von Oberhausen” stark – wird nicht nur optisch schwingen, „sondern auch tatsächlich” (Oldengott). Die Aufhängung der Spannbandkonstruktion wird an den Ufern in zehn Metern Höhe liegen, Fußgänger und Radfahrer werden den Rhein-Herne-Kanal in acht Metern Höhe überqueren.

Struktur weiter wandeln

Aber nicht nur diese Brücke, die eines der Kunstwerke der Ausstellung Emscherkunst 2010 (29.5.-5.9.) sein soll, wird Oberhausens Struktur ein Stück weit weiter wandeln, sondern auch die ökologische Umgestaltung des Kaisergartens. Die Arbeiten für dieses, ebenfalls rund drei Millionen Euro teure Vorhaben sind soeben angelaufen. Zurzeit wird der Kanal-Altarm mit dem Parksee entschlammt.

Bis Mai 2010 werden weitere Pflegearbeiten folgen und neue Gewächse gepflanzt. Gesetzt werden sollen außerdem zahlreiche Geophyten die sich im Laufe der Jahre im Kaisergarten verwildern werden. „Das ergibt wunderschöne Blütenteppiche”, sagte Martina Oldengott. Als Beispiele nannte sie blaue Hyazinthenfelder und die revierweit bekannte Narzissenwiese vor dem Wasserschloss in Herten. Weil Kaisergarten und Schloss einen Ausstellungsort der Kulturhauptstadt darstellen, werden die Arbeiten von Mai bis Oktober 2010 ruhen.

Transparente

Der Ausschuss zeigte sich einhellig zufrieden mit dem Kunstwerk. Fragen gab es dennoch. Ob es an den Ufern eine Treppe geben werde, für Menschen, die schnell den Kanal überqueren wollten, fragte SPD-Ratsherr Karl-Heinz-Emmerich. Und er wollte wissen, ob der Belag Geräusche verursache. Wilhelm Hausmann (CDU) stellte fest, dass die Stelen im Eingangsbereich zum Kaisergarten unverzichtbar seien. „Weil alle Parteien dort Transparente für ihre Feste aufhängen”, witzelte er.

Die Bedenkenträger, sie werden sich melden.