Oberhausen. . Beim ersten Oberhausener Palliativ- und Hospiztag informierten Hospize über ihre Arbeit. Sie betreuen unter anderem den einjährigen Mohammad.

Der kleine Mohammad leidet an einer besonders schweren Form der Epilepsie. Kurz nach seiner Geburt vor einem Jahr mussten Ärzte ihn wiederbeleben; das hat die schlimme Krankheit ausgelöst. Sowohl der Junge als auch seine Eltern werden vom Kinderhospiz Möwennest betreut. Dessen Leiterinnen Gisela Müntjes und Alexandra Bröck erzählten beim ersten Oberhausener Palliativ- und Hospiztag im Seniorenzentrum Gute Hoffnung am Sonntag von Mohammad und seiner Familie.

Das Möwennest ist ein ambulantes Kinderhospiz und unterstützt Familien, die auf professionelle Hilfe angewiesen sind. Familien sollen Unterstützung zur Alltagsbewältigung bekommen. „Wir begleiten hauptsächlich Kinder, die nicht akut vom Tod bedroht, sondern stark behindert sind“, erklärt Bröck.

Die Mutter hat viel geweint

Sie erinnert sich an die schwierigen Momente mit Mohammads Familie: „Am Anfang wollten die Eltern nicht akzeptieren, wie krank ihr Sohn ist.“ Mit der Zeit sei den Eltern dann aber bewusst geworden, dass ihr Sohn nie wieder gesund werden würde. Die Mutter des Jungen habe viel geweint, auch der Vater, der sonst viel sprach, wurde still.

Der erste Oberhausener Palliativ- und Hospiztag im Seniorenzentrum Gute Hoffnung in Sterkrade.
Der erste Oberhausener Palliativ- und Hospiztag im Seniorenzentrum Gute Hoffnung in Sterkrade. © Kerstin Bögeholz

In Momenten wie diesen steht das Möwennest den Familien bei.

Auch Heike Sieben stellte ihre Arbeit beim Hospiztag vor. Für das ambulante Hospiz begleitet sie sterbende Menschen, die sich dazu entschlossen haben, weiter in ihrem gewohnten Umfeld zu leben. Besonders wichtig ist, dass der Betroffene im Mittelpunkt steht. „Wir sind nicht Entscheider, sondern Impulsgeber. Entscheider ist bei uns immer der Betroffene selbst.“ Die Idee des ambulanten Hospizes ist für Sieben eine einfache: „Mir geht es gut, deshalb will ich einen Teil meiner Freizeit den Menschen schenken, denen es nicht so gut geht wie mir.“

Ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit: Gespräche. „Oft wird die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt, manchmal wollen die Leute aber einfach nur den neuesten Tratsch aus Osterfeld hören.“

Die Hospize stellten auch bunte Särge aus.
Die Hospize stellten auch bunte Särge aus. © Kerstin Bögeholz

Es waren vor allem ältere Menschen, die sich beim Hospiztag informierten. Rentner Bernd Wewel hörte aufmerksam zu. „Das ist ein Thema, mit dem man sich auseinander setzen muss“, sagt der Witwer. Er meint, dass dies jeder tun sollte, egal ob jung oder alt. So solle man sich möglichst früh auch mit dem Thema Patienten-Verfügung auseinandersetzen. „Es kann jeden treffen. Durch einen Verkehrsunfall kann morgen schon alles vorbei sein“, sagt Wewel. Er möchte schon jetzt klar definiert haben, was seine Wünsche sind: Ein Leben durch lebenserhaltene Maßnahmen kommt für ihn zum Beispiel nicht in Frage.

>>>Info: Patientenverfügung kostenlos herunterladen

Eine Patientenverfügung tritt in Kraft, wenn die betroffene Person nicht mehr eigenständig ihre Interessen durchsetzen kann. Entscheidungen fällt dann ein Angehöriger, der vorher offiziell von dem Betroffenen dazu bevollmächtigt wurde.

Die Verfügung kann man kostenlos im Internet herunterladen, etwa von der Seite des Bundesministeriums für Verbraucherschutz: bmjv.de. Dort erhalten Interessierte auch weitere Informationen sowie eine kostenlose Broschüre zum Thema Betreuungsrecht.