OBERHAUSEN. Kunstverein zeigt in Helios-Klinik zwei Maler der Gruppe Rheinbrücke. Min Clara Kim erzählt von zwei Kulturen; Hugo Boguslawski feiert die Farbe.
- Ihre Kunst will mehr sein als „Fetisch“ und „Selbstzweck“, will verlorene Qualitäten zurückholen
- So lautet das Manifest der Gruppe Rheinbrücke mit MIn Clara Kim und Hugo Boguslawski
- Die virtuosen Gemälde der beiden zeigt der Kunstverein bis 12. November in der Helios-Klinik
Zu viert schrieben sie in wenigen Zeilen ein stolzes Manifest, das den hohen Anspruch an ihre Malerei formuliert: „Das Unsichtbare in der Tiefe des Sichtbaren auszuleuchten gelingt nur wirklicher Malerei“ – und die dürfe sich nicht „zum Fetisch machen“. So erklären sich die Vier der Düsseldorfer Künstlergruppe „Rheinbrücke“. Zwei, nämlich die in Seoul aufgewachsene Min Clara Kim (51) und den gebürtigen Gelsenkirchener Hugo Boguslawski (47), präsentiert der Kunstverein Oberhausen bis zum 12. November in Foyer und Fluren der Helios St. Elisabeth-Klinik, Josefstraße 3, in Styrum.
Verloren gegangene Qualitäten zurückgewinnen
Den Rheinbrücken-Malern geht es um die „Rückgewinnung verloren gegangener Qualitäten“, um Detail-Genauigkeit, um eine fein nuancierte Farbigkeit, schließlich um Bild-Kompositionen, „die sich nicht selbst zum Thema machen“. Da lesen sich natürlich gezielte Spitzen gegen grobianische Wilde mit – aber die Gäste des Kunstvereins präsentieren mit ihrer Malerei von ausgesuchter Delikatesse gute Argumente für ihre Haltung.
Die so virtuose wie anspielungsreiche Feinmalerei der in Koreas Metropole Seoul aufgewachsenen Min Clara Kim variiert ideenreich west-östliche Begegnungen in Formaten von zierlich bis monumental. In ihrer ersten Heimat hatte sie noch Bildhauerei studiert. Das heißt nicht, dass der Weg ihrer Malerei ein leichterer wäre.
Mit Ölfarben, aufgetragen in bis zu 20 Schichten, erschafft sie jene Tiefe, für die es keines „ausgemalten“ Bildhintergrundes bedarf. Im Vordergrund: oft die Künstlerin. „Ich male keine Selbstporträts“, sagt die 51-Jährige, „ich stehe Modell für mich“. So sieht man sie etwa als „Daphne“: Doch der Nymphe mit wehenden Haarsträhnen und grünen Fingerkuppen kommt kein Apoll zu nahe. Im Hintergrund drohen fleischige Kakteen.
Eine ganz und gar asiatische Tradition sind jene Geschenke, die mit einer Verpackung aus schön schimmernden Seidenstoffen glänzen, dazu fein gefältelt wie gesteppte Präsentier-Kissen. Und es gibt keine Foto-Vorlagen für diese Fältelungen. Eine dieser Ansichten eines überdimensionalen Stoff-Gebindes heißt „Anfang“: Der illusionistisch imaginierte Seidendruck zeigt treudeutsch ein Dekor aus Eichenlaub. Ihre Kunst fasst Min Clara Kim in einem Wort zusammen: „Kulturtausch“.
Kunde von rätselhafter Fremdheit
Feinmalerei, in deren teils winzigste Details sich der Betrachter etliche Minuten lang vertiefen könnte – und „Tiefe“ ist ja der Anspruch der Rheinbrücken-Vier – liefert auch Hugo Boguslawski. Man könnte die kleinen und ganz großen Formate als abstrakte Gemälde sehen, die trotz unruhiger Oberfläche eine ausgeprägte Harmonie ausstrahlen. Allerdings gibt der 47-Jährige seinen Werken konkrete Titel, die den Blick dann doch ins Erzählerische lenken: So hat man bei den Kleinformaten „Levitation“ die Wahl: Tanzen da taumelnd Federn oder Blätter? Gemälde wie „Aurum“ oder „Blaue Stunde“ feiern schlicht den Glanz der Farben.
Noch einmal das klangvoll formulierte Rheinbrücken-Manifest: „Die Gegenstände der Malerei geben, indem sie zu Bildern werden, Kunde von ihrer beständigen und rätselhaften Fremdheit.“
>>> Im Foyer und in den Fluren der Notfallambulanz
Die Gemälde von Min Clara Kim und Hugo Boguslawski zeigt die Helios St. Elisabeth Klinik, Josefstraße 3, bis zum 12. November im Eingangsbereich der Klinik und in den Gängen der interdisziplinären Notfallambulanz.
Die Ausstellung, in der Reihe „Kunst und Krankenhaus“ betreut vom Kunstverein Oberhausen, eröffnet am Sonntag, 15. Oktober, um 12 Uhr. Die beiden Künstler aus der Gruppe „Rheinbrücke“ sind dann anwesend.