Oberhausen. . SPD, Grüne und FDP wollten wissen, wie es um die Sportlandschaft der Stadt steht. Liberale fordern mehr Barrierefreiheit, die CDU mehr Zuschüsse
Dass die Stadtverwaltung sich für Arbeit bedankt, ist zwar neu, aber wahr: Der für Sport zuständige Dezernent Frank Motschull bewertete in der jüngsten Ratssitzung die Antworten der Großen Anfrage durch die Ampelkoalition zum Thema Sport als „hilfreich“. Und auch die anfangs skeptische CDU-Opposition konnte einige diskussionswürdige Themen ausmachen. Mit den Worten des SPD-Manns Klaus Kösling: „Es gibt noch viel zu tun, fangen wir es an!“
Auf 45 Seiten und mehr als 20-seitigen Anlagen gibt es nun einen Überblick über die Sportvereine und ihre Mitgliederentwicklung, über die Sportstätten und ihre Energiekosten, über die Stundenzahl, die Übungsleiter ableisten. Jede Menge Daten, mit denen Politik und Verwaltung nun arbeiten kann.
Die Vereine
202 Vereine sind aktuell im Oberhausener Stadtsportbund organisiert. Hinzu kommen 35 Vereine wie Dartvereine oder Tanzgarden der Karnevalsvereine als außerordentliche Mitglieder. In den Jahren 2009 und 2010 gab es den höchsten Wert der vergangenen zehn Jahr: 216 Vereine. Danach nahm die Vereins- und Mitgliederzahl ab. Waren im Jahr 2002 noch 44 129 Sportler in Vereinen organisiert, sind es aktuell mit 38 430 Personen 5699 weniger.
Woran liegt es, fragt Klaus Kösling, und nennt mögliche Anknüpfungspunkte. Am demografischen Wandel? An einer möglichen fehlenden Attraktivität der Anlagen? Oder an unbefriedigenden Angeboten der Vereine? Damit müssen sich die Sportpolitiker zukünftig beschäftigen. Auch Werner Nakot (CDU) zeigte sich ob der Mitgliederentwicklung besorgt. Gut sei hingegen, dass mehr Menschen über 61 im Verein sportlich aktiv und somit fitter seien.
14 Sportvereine haben Angebote für Sportler mit Behinderungen, unter anderem Basketball, Schwimmen, Judo, Fußball und Bowling. Regina Boos (FDP) verwies darauf, dass viele Sportanlagen immer noch nicht barrierefrei erreichbar seien.
Die beliebtesten Sportarten
Die Antwort überrascht nicht: Die meisten Vereinssportler sind Fußballer. Dahinter folgt in der Beliebtheitsskala Tennis, Schießsport, Handball und Billard.
Die Übungsleiter
Die Stundenzahl ist innerhalb von acht Jahren um rund 100 000 Stunden angestiegen. 993 Übungsleiter gaben im Jahr 2008 143 740 Trainingsstunden. Im vergangenen Jahr unterrichten 1008 Übungsleiter 242 632 Stunden. „Würden die Übungsleiter mit dem Mindestlohn bezahlt, würden wir bei zwei Millionen Euro liegen“, rechnet Klaus Kösling vor und will damit sagen: Das könnte die Stadt Oberhausen eigentlich nicht bezahlen. „Dieses Engagement schätzen wir.“
CDU-Ratsmitglied Nakot kritisiert, dass die Sportvereine nicht die finanzielle Ausstattung bekommen, die sie eigentlich bräuchten. Pro Trainer erhielten die Vereine im Jahr 2006 einen Zuschuss von Stadt und Land in Höhe von insgesamt 177 Euro. 2016 waren es nur noch 147 Euro. Das sei ungerecht, meint Nakot, denn die Vereine hätten wichtige Aufgaben übernommen und damit die Stadt entlastet. „Die Vereine und ihre Mitglieder sorgen dafür, dass der Haushalt saniert wird.“
Die Sportstätten
In Oberhausen gibt es insgesamt 186 Sportanlagen – von Sportplätzen über Schwimmbäder, Billardräumen und Bootshäusern. 24 Anlagen und Hallen davon sind in Hand der Vereine.
Der Bilanzwert der Oberhausener Sportanlagen und -gebäude beläuft sich auf 54 Millionen Euro.
Im Rahmen der Sportstättenkonzeption sind zwischen den Jahren 2006 und 2016 insgesamt 23 Sportanlagen um- oder neugebaut, Kosten: 18,7 Millionen Euro. Bis zum nächsten Jahr werden die Sportplätze an der Mellinghofer Straße und an der Erlenstraße modernisiert, weitere Sanierungen der Sportanlagen Dellwig, Holten, am Buchenweg und im Franz-Haniel-Stadion – je nach Entscheidung des Vereins – sind eingeplant. Die Investitionen betragen rund 6,9 Millionen Euro.
Auf der anderen Seite sind im Rahmen der Sportstättenkonzeption 13 Plätze und zwei Tennisanlagen aufgegeben worden. Geplant ist die Aufgabe der Sportanlagen Knappenmarkt, Biefangstraße und eventuell Solbadstraße.
Martin Goeke von der Linken Liste bezweifelte in der politischen Ratsdebatte, dass diese Konzeption die Oberhausener Sportlandschaft zukunftsfest gemacht hat. Zum Teil müssten sich zwei Vereine einen Platz teilen und um Trainingszeiten streiten. In manchen Vereinen seien ganze Jugendabteilungen weggebrochen, meinte er, ohne aber konkrete Beispiele zu nennen. Andrea Cora Walther und Albert Karschti von der Bürgerliste warben im Rat für wohnortnahe Sportplätze. Walthers Tochter sei nur deswegen auf dem Weg, eine erfolgreiche Fußballerin zu werden, weil sie einst auf dem John-Lennon-Platz kicken konnte, erklärte sie.
Freizeitsport
Die Trendsportanlage Open Airea am Kaisergarten und die Sportanlage des SSB am Stadion Niederrhein werden laut Stadtverwaltung gut genutzt. Außerdem stünden für Freizeitsportler Rad- und Gehwege sowie Schwimmbäder zur Verfügung. Martin Goeke, selbst Läufer, lobte zwar die schönen Laufstrecken in Oberhausen, bemängelte aber, dass eine durchgängig beleuchtete Laufstrecke wie zum Beispiel an der Regattabahn in Duisburg fehle. Zudem soll geprüft werden, ob die Öffnungszeiten der Hallenbäder um eine Stunde am Abend ausgeweitet werden könnten.
Immer mal wieder tauche der Wunsch von jüngeren Oberhausenern auf, Skater- oder Mountainbike-Flächen einzurichten. Ältere Oberhausener wünschten sich zudem mehr attraktive Außensportgeräte.