OBERHAUSEN. . Die Wottelkirmes in Königshardt verbindet traditionelles Brauchtum mit moderner Spaßgesellschaft. Pfeffer mit Whiskey-Aroma – der Ernte sei Dank.
- Die Wottelkirmes lockte viele Besucher zur Erntedankzeit zum Rummel nach Königshardt
- Der Handwerker- und Bauernmarkt bot wieder ein abwechslungsreiches Angebot
- Ausgewählte Fahrgeschäfte drehten ihre Runden – die Nachbarschaft traf sich zum Plausch
Es muss wohl Liebe sein. So klingt der murmelnde Text des seichten Pop-Songs aus den Lautsprechern der Liebesraupe. Dass die Sonne am Sonntagmittag ihr Bestes gibt, greifen die Bummelfreunde auf der Wottelkirmes im Königshardter Ortskern gerne auf – herzliches Hallo am rotierenden Karussell.
Der Kirmes-Klassiker dreht sich eifrig im Kreis. Er fährt das Verdeck herunter. Anhänger dieses Nostalgie-Drehkreisels fühlen sich vom Glück geküsst. Unter der Plane ist es auch für ältere Semester ein Reise zurück in die Jugendzeit.
Apropos Plane: Der überwiegend regnerische Samstag schraubte höchstens die Schirmverkäufe nach oben. Dabei hat die Wottelkirmes mit ihrem Handwerker- und Bauernmarkt ein verblüffend breites Angebot. Es ist angesiedelt zwischen traditionellem Handwerk und moderner Spaßgesellschaft.
Proppenvoll ist es darum am Sonntagmittag. Keine negativen Wettereinflüsse verwässern das Interesse. Spaziergänger wuseln den Theodor-Spiering-Platz und die Königshardter Straße hinunter. „Wenn in Königshardt Kirmes ist, dann bleibt bei uns die Küche kalt“, sagt Petra Schuck, die vor dem sonntäglichen Besuch bei Bekannten auf dampfende Kochtöpfe verzichtet.
Zuschauen und mitmachen
Warum auch nicht. Auf der Königshardter Straße gibt es sogar Sauerbraten, Klöße und Salat, nicht nur Fast Food. Überhaupt fallen immer wieder ungewöhnliche Waren ins Auge. Am Gewürzstand werden Feinschmecker hellhörig. „Hab ich da gerade Whiskey-Pfeffer vernommen?“ Für 6,50 Euro wandern 50 Gramm dieses exotischen Gewürzes in die Tüte. Der Tellicherry-Pfeffer wird in Single-Malt-Whisky 90 Tage lang eingelegt und danach getrocknet. Das soll für ein besonders angenehmes Aroma sorgen, sind sich die Experten sicher.
Etwas Handfestes wartet auch bei den Zimmermännern, die in ihrer historischen Arbeitskleidung auf einem Werkzeugbrett mit dem Nagel-Hammer überprüfen, ob sich die Kirmesbesucher auch gut gestärkt haben. Weiter geht es mit Besenbinden, Drechselarbeiten, Kupferschmieden und Scherenschleifen. Wachs in den Händen, eine verzierte Kerze als Ziel der feinen Arbeiten im Blick: Der überwiegende Teil der Handwerkskunst kann von den Besuchern genau beobachtet werden. Klöppeln als Knüller.
Frisches Obst gibt es auch. Gemüse liegt in der Auslage von Marktständen. Der Ernte sei Dank. Schließlich spielt auch die für den Rummel namensgebende Wottel, also Karotte, eine Hauptrolle. Darum pflegen die Königshardter auch den Brauch, nach einem kurzen Zug durch die Gemeinde den Erntedankkranz aufzuziehen.