Im früheren Mädchengymnasium an der Elsa-Brändström-Straße entstehen 23 hochwertige Eigentumswohnungen – mit etwas Verspätung.

  • Nach jahrelangem Leerstand hat es mit Investor Nummer sechs offenbar geklappt
  • Der Innenausbau des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes hat bereits begonnen
  • Erst kurz vor dem Einzug der ersten Bewohner wird auch die Fassade von außen fertig saniert

Mit Investor Nummer sechs hat es offenbar geklappt. Zwar sieht man beim ehemaligen Lyzeum, dem früheren Mädchengymnasium an der Elsa-Brändström-Straße, von außen noch nichts. Aber drinnen tut sich einiges. Und alle 23 darin geplanten Eigentumswohnungen sind bereits verkauft, versichert Werner Horst von der Tecto-Rent GmbH in Viersen. Sie hat den Auftrag, die alte Schule bewohnbar zu machen. Nur der Zeitplan stimmt nicht mehr. „Wir werden noch bis einschließlich Februar brauchen“, sagt Werner Horst.

Ein Wohnquartier auf höchstem Niveau

Schon heute wird aber klar, dass im Theaterviertel damit ein Wohnquartier auf höchstem Niveau entsteht. Nicht nur wegen der Preise der Wohnungen, die bei knapp 198 000 Euro für 73 Quadratmeter im Erdgeschoss begannen und bei über 432 000 Euro für 159 Qua­dratmeter in Obergeschoss und Dachgeschoss endeten.

Der breite Flur, die lange Treppe im Haupteingang, die bis zu vier Meter hohen Decken und die riesigen Fensterflächen – sie vermitteln schlossähnliches Flair. Fußbodenheizung gehört zum Standard – und für die größeren Wohnungen zwei Parkplätze im Hof.

Außen bietet der Gebäudetrakt noch das Bild des Verfalls. Daran wird sich erst kurz vor dem Einzug der ersten Bewohner etwas ändern.
Außen bietet der Gebäudetrakt noch das Bild des Verfalls. Daran wird sich erst kurz vor dem Einzug der ersten Bewohner etwas ändern. © Kerstin Bögeholz

Die Heizschleifen und der Es­trich fehlen aber noch. Auch die Fenster sind noch die alten. Je nach Zustand können sie auch ausgebessert werden. Die Aufzüge zu den beiden Obergeschossen neben den drei Eingängen sind ebenfalls noch nicht eingebaut, ihre Schächte aber bereits angelegt. Dafür sind Roh- und Trockenbau abgeschlossen, ebenso die Elektroinstallation.

„Auf den Lärmschutz legen wir bei Wänden und Decken besonderen Wert“, berichtet Werner Horst. Deshalb hätten die Trennwände in den Wohnungen gegenüber dem Normalmaß die doppelte Dicke. Damit die Wohnungen dem Niedrigenergie-Standard nahekommen, erhalten die Innenwände einen Wärme-Dämmputz. Vorher müssen aber noch die Mauerdurchbrüche für die Vorsetzbalkone ausgeführt werden. Denn nur zwei der Wohnungen erhalten weder Balkon noch Terrasse.

Das Äußere kommt zuletzt

„Jede Wohnung hat etwas Besonderes“, sagt Werner Horst. Bei Wohnung Nummer acht mit ihren 86 Qua­dratmetern im Erdgeschoss seien es Wintergarten und Terrasse. Das gilt vor allem für die beiden Galeriewohnungen, die sich in Ober- und Dachgeschoss über zwei Etagen erstrecken. Für sie musste in die ehemalige Aula des Mädchengymnasiums eine Zwischendecke eingezogen werden.

Ihre bogenförmige Galerie vor der imposanten Fensterwand der Aula verschafft ihr ein villenähnliches Ambiente. Auch hier fehlen noch die Böden, der Putz und die Innentreppe. Auf Wunsch des Erwerbers ist ein bogenförmiger Durchgang in den Nebenraum angelegt. Der Innenstuck muss noch nachgearbeitet werden. Schließlich ist das Gebäude ein Denkmal.

Die imposante Fensterfront der Galeriewohnung.
Die imposante Fensterfront der Galeriewohnung. © Kerstin Bögeholz

Von all dem ist außen noch nichts zu bemerken. Aber dafür hat Werner Horst eine schlüssige Erklärung: Den Vandalismus, der das Objekt in den letzten Jahren heimgesucht hat, wie die zahlreichen zersplitterten Fensterscheiben bezeugen. „Die Außenfassade gestalten wir zuletzt. Denn von da an muss das Gebäude bis zum Einzug der ersten Parteien nachts bewacht werden“, sagt der Vertreter des Investors.

Zwar sind alle Wohnungen verkauft. Drei Viertel der Erwerber seien Anleger, die von den steuerlichen Abschreibungsmöglichkeiten für ein Denkmal-Objekt profitieren wollten. Aber die Vermietung sei noch nicht angelaufen. Die Kaltmieten sollen bei neun Euro je Quadratmeter liegen. Demnach käme die Top-Wohnung auf eine Kaltmiete von rund 1400 Euro. Wohnen im Theaterviertel eben.

Die sechs Investoren im Überblick

Seit 16 Jahren ist das ehemalige Mädchengymnasium ungenutzt. Sechs verschiedene Investoren wurden bislang dafür bekannt.

Im August 2001 präsentierte die Stadt die Essener Squid AG als neuen Nutzer des Gebäudes. Modernste medizinische Diagnoseverfahren sollten darin entwickelt werden. Tatsächlich begannen auch Umbauarbeiten. „Wenn das Dach damals nicht saniert worden wäre, wäre die Gebäudesubstanz heute schlecht“, sagt Werner Horst. Aber Investor Nummer eins meldete im Herbst 2002 Insolvenz an. Im März 2005 war eine künftige Nutzung als Seniorenzentrum im Gespräch. Aber nur der Fassadenanstrich wurde noch vollendet. Dann erzwangen die Banken die Zwangsversteigerung.

Investor Nummer zwei aus Hilden erwarb die alte Schule, wollte sie für Betreutes Wohnen herrichten. Auch daraus wurde nichts. Im Juni 2008 wollte Investor Nummer drei aus Süddeutschland darin ein Pflegeheim einrichten. 2009 war die Idee schon wieder gestorben. Nunmehr plane ein holländischer Investor darin seniorengerechte Wohnungen, hieß es. Er wäre Investor Nummer vier gewesen.

Viel Wirbel machte Investor Nummer fünf aus Kamp-Lintfort. Er hielt die Öffentlichkeit vier Jahre lang (von 2011 bis 2014) mit dem Plan hin, Büros und Wohnungen zu errichten. Ende 2014 kam mit Investor Nummer sechs aus dem Münsterland der Plan auf, 23 Ei­gentumswohnungen aus dem Lyzeum zu machen. Ihn in die Tat umzusetzen, damit beauftragte die Delou-Beteiligungsgesellschaft aus Greven Tecto-Rent. „Es ist zur Zeit eines von vier Projekten, an denen wir arbeiten“, sagt Werner Horst. Man sei auf die Sanierung von Baudenkmälern spezialisiert. „Das kann nicht jeder Architekt, wenn es wirtschaftlich vertretbar sein soll. Das ist die Königsklasse.“