OBERHAUSEN. Ein Oberhausener gibt auf Mallorca dem Kult-Lokal „The Nube“ ein Gesicht. In der Partyhochburg Cala Ratjada wurde er vom Kellner zum Barbesitzer.
- In Cala Ratjada hat sich die Bar „The Nube“ zu einer mallorquinischen Institution gemausert
- Ein Oberhausener erfüllte sich auf Mallorca einen Traum - wurde vom Kellner zum Bar-Besitzer
- Der Fußballer aus Alstaden hat seine Heimat nicht vergessen - und tüftelt an neuen Ideen
Es sind 30 Grad. Schon wieder! Der junge Mann mit dem dunklen Partyhut und ärmelfreiem Shirt sieht entspannt aus. „Wie geht’s? Alles klar?“, ruft er einem Pärchen entgegen, das gerade in der mallorquinischen Partyhochburg Cala Ratjada in die Cocktail-Bar „The Nube“ schlendert. Tarik El-Hamouti ist hier bekannt wie ein bunter Hund — und der Chef.
Der 28-jährige Alstadener hat innerhalb von drei Jahren das Lokal zu einem der angesagtesten Läden in dem bei deutschen Touristen beliebten Fischerdorf verwandelt. Dabei wollte sich der Student ursprünglich nur eine Auszeit von seinem BWL-Studium gönnen. Doch aus einem anfänglichen Kellner-Job wurde schnell mehr.
„Schon nach sechs Monaten haben sie mich gefragt, ob ich mit einsteigen möchte“, sagt El-Hamouti. Damit meint er seine Kumpel Mark Wycislik und Niema Nazemian, beide stammen aus Essen. Wycislik gründete in Cala Ratjada schon die Bar „Chucca“ und wurde dabei sogar von der Vox-Sendung „Goodbye Deutschland“ begleitet.
Mark Wycislik ist mittlerweile bei „The Nube“ ausgestiegen. Tarik El-Hamouti ist bei lauen Abendtemperaturen in seinem Element. Er, der Abiturient vom Elsa-Brändström-Gymnasium. Er, der ehemaligen Kellner aus der Bar „360“ im Centro. „Ich hatte die Gastronomie wohl immer im Blut!“
Schon bringt er das nächste Tablett gefüllt mit Cocktails an die Tische vor dem schneeweißen Gebäude. Ihr Spezial-Cocktail „Sensemann“ hat sich auf Mallorca bei den Gästen herumgesprochen. Das „Nube“ war außerdem einer der ersten Läden, der in Cala Ratjada Shisha-Pfeifen servierte.
Auf Begeisterung stießen die deutschen Bar-Besitzer bei den spanischen Mitbewerbern übrigens nicht. Bolero, Physical, Keops und Chocolate sind hier seit Jahrzehnten die Platzhirsche. „Am Anfang haben die uns nicht mal gegrüßt. Aber das hat sich verändert. Wir sprechen ja ein anderes Publikum an. Wir nehmen uns nichts weg.“
Mittlerweile sind sie so angesagt, dass sich zur Hauptsaison am Eingang Warteschlangen bilden. El-Hamouti, der seit Kindertagen bei Schwarz-Weiß Alstaden kickt, trifft in seiner Bar immer wieder auf bekannte Gesichter aus der Heimat.
„Wenn die Saison-Abschlussfahrten starten, stehen schon mal die Mannschaften von Blau-Weiß Oberhausen oder RSV Klosterhardt in der Tür. Das hat sich wie ein Buschfeuer herumgesprochen.“ Aufkleber an der Tür zeugen von einer breiten Beliebtheit. Rot-Weiss Essen, Schalke, BVB, MSV Duisburg und 1.FC Köln. El-Hamouti weiß: „80 Prozent der deutschen Urlauber kommen in Cala Ratjada aus Nordrhein-Westfalen.“
Aller Anfang war schwer. „Das krempelt komplett dein Leben um“, sagt der Alstadener. Er blickt auf das trubelige Treiben der Amüsiermeile. Sprüche wie „Da hast das gesamte Jahr Urlaub“ hört er häufig. „Viele sehen nur Sonne und Strand“, hält El-Hamouti einen Moment inne. „Aber wir stehen jeden Tag im Laden, die Arbeit beginnt weit bevor sich die Türe öffnet.“ Kommt eine Lieferung? Fehlt etwas? Ein Arbeitstag endet meistens um vier Uhr morgens. „In Gedanken bist du ständig im Laden.“
Den Strandverkäufern haben sie einige der beliebten Umhänge-Äffchen aus Stoff abgekauft. Diese hängen noch im Laden, sind aber nach der Saison als Geschenk für das Friedensdorf gedacht. „Ich bin Oberhausener und werde es immer bleiben!“ Kurios: Bei Schwarz-Weiß Alstaden prangte in der Kreisliga sogar schon seine Bar als Werbung auf dem Trikot.
Wenn die Saison auf Mallorca im Oktober endet, kehrt El-Hamouti für den Winter zurück nach Oberhausen. Hier wohnt er in einer WG mit seinem Zwillingsbruder. „Die Freunde fehlen auf Mallorca“, sagt er. „Wenn die Clique abends ausgeht, wäre ich gerne dabei.“
Als seine Großmutter vor zwei Jahren starb, steckte er mitten im Trubel der Hauptsaison in Cala Ratjada. Doch die Unbekümmertheit der Partyinsel war damals weit weg. „Da möchte man bei der Familie sein.“ Ein klärendes Telefonat mit seinem Vater half ihm bei seiner Entscheidung. Tarik blieb auf Mallorca. Auch wenn es schwer fiel.
Wie geht es weiter? Eine Cocktail-Bar für die Innenstadt ist seine Vision. Für die Oberhausener, wohlbemerkt. „Auch wenn alle über die Innenstadt schimpfen. Es braucht Leute, die etwas wagen!“