Oberhausen. . Arbeit schweißt zusammen: Landschaftsverbände zeigen, was Oberhausen und Hattingen verbindet. Auch der Rest der Welt versteht „Stahl im Film“.

  • Auf der Kinoleinwand zu sehen: Industriefilme zum Thema „Stahl“ aus elf verschiedenen Ländern
  • Die Filme stammen von der Vorkriegszeit bis heute und spiegeln den Wandel der Branche
  • Offene Tagung und kostenloser Eintritt: Wissenschaftler suchen Kontakt zu Zeitzeugen

Die gleiche Arbeit verbindet Menschen. In Oberhausen und Hattingen war das über Jahrzehnte die Stahlproduktion. Ob Gutehoffnungs- oder Henrichshütte: Die gemeinsame Sprache war stählern, heiß und schweißtreibend. Die Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und Westfalen-Lippe (LWL) lassen diese Zeiten am Wochenende vom 8. bis 10. September auf der Kinoleinwand aufleben.

Christoph Böll macht Stahl sinnlich

Industriefilme aus elf Ländern von Russland und Schweden bis Frankreich machen schnell klar, warum nicht nur im Ruhrgebiet Stahl als Sprache verstanden wird. Möglich macht das die Fritz-Thyssen-Stiftung, die ihr Archiv öffnet, und die offene Tagung mitfinanziert. Eingeladen sind dabei nicht nur Wissenschaftler aus den jeweiligen Ländern. Sich anmelden und kommen kann jeder, der sich für die Montanindustrie interessiert.

„Auch wenn der Stahl längst Abschied aus Oberhausen genommen hat – wir haben eine Menge spannende Filme zu bieten“, erklärt Burkhard Zeppenfeld, Schauplatzleiter der Zinkfabrik Altenberg. Dabei sind die Herangehensweisen so unterschiedlich wie ihre Herkunft.

Blond, in engen Hotpants

So wird im Industriefilm aus „Mini“, dem Käfer, im Zweitleben eine Konservendose. „Minis“ Besitzerin ist im Film blond, trägt enge Hotpants und verkörpert „Flower Power“ par excellence. Erst am Regal erkennt sie im Fünf-Minuten-Film von Thyssen wieder, was der Konzern da in den 1970ern gerade recycelt hat. „Heute nennt man das wohl Nachhaltigkeit“, sagt Manfred Rasch vom Thyssen-Konzernarchiv.

Christoph Bölls Film „Sinnlichkeit Stahl – Kalte Phase“ dagegen wirkt, musikalisch untermalt mit einer Arie von Liebe und Schmerz, hoch ästhetisch. Flüssig und bildbewusst präsentiert er den Prozess der Stahlherstellung und seine Verarbeitung in drei Kurzfilmen. Das Besondere hierbei: Der Regisseur und Neffe von Heinrich Böll steht am Freitag selbst vor der Leinwand in der Lichtburg und erklärt seine Absichten.

Forschungslücke stopfen

„Wir wollen alles offen halten, auch die Vorträge“, betont Manfred Rasch. Das Symposium soll keine akademische Veranstaltung sein, sondern auch zu Diskussionen zwischen Wissenschaftlern und Publikum führen. „Sind ehemalige Stahlarbeiter dabei, umso besser“, ergänzt Burkhard Zeppenfeld. „Es gibt bisher kaum Untersuchungen zum Thema Stahl im Film und diese Forschungslücke wollen wir stopfen.“

Wer sich dafür am Freitag oder Sonntag in Oberhausen ins Kino Lichtburg setzen möchte, sollte sich vorher auf der Internetseite des LVR anmelden. Im Saal „Gloria“ finden 184 Zuschauer Platz. Die „Zeitreise“ nimmt das Publikum nicht nur mit auf einen Trip durch die Industriegeschichte. Russische, belgische oder schwedische Imagefilme geben einen internationalen Einblick, was für Gemeinsamkeiten dank schwerer Arbeit doch vorhanden sind, trotz Ländergrenzen.

NS-Gesinnung und deutsche Panzer

Für die internationalen Beiträge sind Referenten aus den Heimatländern der Filme angereist. Sowohl in Oberhausen als auch in Hattingen wird also auch englisch gesprochen. „Die Inhalte der Filme gibt es aber immer schriftlich zusammengefasst – auf englisch und auf deutsch“, sagt Zeppenfeld.

Die deutsche Geschichte der Stahlindustrie sei derweil natürlich auch wegen der Kriegszeiten kritisch zu sehen. „Deutsche Panzer“ von Walter Ruttmann sind deshalb genauso Teil des Symposiums, gerade weil die nazistische Gesinnung dort nicht zu verleugnen sei. Doch die oft missbrauchte Floskel, „hart wie Kruppstahl“ wird an diesem Wochenende eindeutig „entdeutscht“. Gerade Stahl, so zeigt es sich, ist und bleibt international.

>>> Die Termine

Die Fachvorträge mit Filmausschnitten finden am Freitag, 8. September, im Industriemuseum Zinkfabrik Altenberg statt, von 13 bis 18 Uhr. Die Veranstaltung wird wissenschaftlich begleitet vom Thyssen-Krupp-Konzernarchiv und von der Ruhr-Universität-Bochum.

Die Dokumentationen und Filme werden am Freitagabend (im LVR-Museum) und am Sonntag, 10. September (in der Lichtburg) in voller Längegezeigt.

Die Veranstaltung ist kostenlos. Anmeldung per E-Mail an stahl-im-film@lvr.de