OBERHAUSEN. . Macher der ersten Stunde erzählen vom Werden des Oberhausener Museums Altenberg. Zum 20. Geburtstag hatte der LVR ins Erzählcafé eingeladen.

  • So ein Industriemuseum ist nicht mal eben in die leere Altenberger Zinkfabrik gestellt
  • Um die Pioniertaten vor 20 Jahren kreisten die Gespräche des Erzählcafés am Sonntag
  • Im nächsten Frühjahr ist auch die aktuelle Ausstellung Geschichte – dann startet der Umbau

Ein Museum hebt man nicht mal eben aus der Taufe. Zehn Jahre dauerten die Vorbereitungen für die Eröffnung des Rheinischen Industriemuseums im Zentrum Altenberg, der ehemaligen Zinkfabrik an der Hansastraße. 20 Jahre ist das her. Aus diesem Anlass lud Standortleiter Dr. Burkhard Zeppenfeld am Sonntag zum Erzählcafé ein. Von einer Frau und drei Männern der ersten Stunde ließen er und etwa 30 Zuhörer sich die Vorgeschichte des Museums erzählen.

„Ich habe 1987 angefangen. Aber wir haben zwei Jahre lang nur darüber nachgedacht, wie die Altlasten der Zinkhütte zu beseitigen sind“, begann Daniel Stemmrich, damals Projektleiter, mit seinen Erinnerungen. Hochgiftige Feinstäube, mit Schwermetallen weit über den zulässigen Grenzwerten belastet, stellten die Planer vor riesige Probleme.

Gift lagert unter der Betonplatte

Keine Sondermülldeponie hätte diese Mengen aufnehmen können. Deshalb siebte man die giftigsten Bestandteile aus und versiegelte den Rest unter einer mächtigen Bodenplatte aus Beton. Vier Jahre lang, bis 1994, hatte sich so der Umbau der Gebäude hingezogen. Die eigentliche Einrichtung des Museums dauerte dann zweieinhalb Jahre.

Von Anfang an, berichteten die Museums-Experten, habe man natürlich Material und Exponate gesammelt und um das gestalterische Konzept der Ausstellung gerungen. „Wir wollten kein Knopfdruck-Museum“, berichtet Rolf Kania, damals Vize-Projektleiter. Umstritten war, ob es eine „Zwangsführung“, also einen festen Rundweg geben sollte oder nicht. Schließlich sei sogar die Idee aufgekommen, die Besucher auf Hochstegen über die Ausstellung hinweg zu führen.

Man muss gezielt Verzicht üben

Die konkrete Ausgestaltung hat Peter Gössel damals übernommen. „Das war bei einem Museum dieser Größenordnung auch für mich Neuland“, gestand der Museumsgestalter am Sonntag. Über 700 Detail-Zeichnungen zur Anordnung der einzelnen Themen und Exponate habe es gegeben. „Das Hauptproblem dabei ist die Über-Komplexität“. Man müsse gezielt Verzicht üben, um eine Ausstellung nicht zu überfrachten. Deshalb fanden zwei alte Hoag-Schmieden, die man auf der heutigen Centro-Fläche entdeckte, ihren Platz auch nur draußen vor dem Peter-Behrens-Bau an der Essener Straße.

Abfahrbereit: Einst schwebte die Dampflok durchs Dach in die Zinkfabrik – in Zukunft soll sie fotogen die Außenmauer „durchbrechen“.
Abfahrbereit: Einst schwebte die Dampflok durchs Dach in die Zinkfabrik – in Zukunft soll sie fotogen die Außenmauer „durchbrechen“. © Fabian Strauch

Weil Stahl- immer auch Rüstungsindustrie bedeutet, sollten auch militärische Exponate beschafft werden. Michael Gaigalat, heute Leiter der Sammlung, berichtet, wie schwer sich ein Rüstungskonzern wie Rheinmetall in Düsseldorf mit seiner Geschichte getan habe. Kein Original-Dokument habe gezeigt werden dürfen. In einem Sammlerblatt für Militaria-Fans entdeckte man die Kleinanzeige über den Verkauf einer Kruppschen Feldhaubitze von 1913. Sie war an die Schweiz geliefert worden und hat im Ersten Weltkrieg keinen einzigen Schuss abgegeben. Für 50 000 Mark erwarb das Museum das neuwertige Exemplar. Gaigalat: „Es hätten auch 250 000 Mark sein können.“

Christine Ferreau, damals als Volontärin frisch von der Uni gekommen, spürte dem Thema Zwangsarbeiter im Zweiten Weltkrieg nach. „Ich wurde zu meiner Überraschung von Überlebenden in der Ukraine sehr warmherzig empfangen“, berichtet sie.

78-Tonner schwebt durchs Dach

Derweil hatte Rolf Kania die Aufgabe, eine alte Dampflok aufzutreiben. Sie fand sich auf einem Spielplatz in Dinslaken, vergammelt zwar, aber von Krupp in Essen gebaut. Man ließ sie, in zwei Teile zerlegt, zum Ausbesserungswerk nach Meiningen transportieren, wo sie wieder hergerichtet wurde, als sei sie fabrikneu. Auf Schienen konnte die Lok nach Oberhausen zurückrollen, wie Kania berichtete. Dort wurde das Dach der Zinkfabrik abgehoben, um die 78 Tonnen schwere Lok mit einem Kran in die Ausstellung einschweben zu lassen.

Als Blickfang der künftigen Ausstellung soll die Lok fotogen – so die „Vision 2020“ – die Fassade der Zinkfabrik durchbrechen.

>>> ZINKFABRIK ALTENBERG SCHLIESST FÜR UMBAUTEN

In ihrer heutigen Form hat die Ausstellung im LVR-Industriemuseum, Hansastraße 20, bald ausgedient. Deshalb warb Burkhard Zeppenfeld am Sonntag darum, sie noch einmal zu besuchen.

Ende April 2018 wird das Museum wegen der Umbauarbeiten geschlossen. Danach, so Zeppenfeld, seien bis Herbst nur noch Sonderausstellungen zu sehen, ehe vorübergehend ganz geschlossen werde.